Arbeitsplätze in Gefahr: Kampfgeist bei Miele in Gütersloh

    2.700 Arbeitsplätze in Gefahr:Kampfgeist bei Miele in Gütersloh

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    von Ralph Goldmann
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    Nach dem angekündigten Stellenabbau bei Miele will die Belegschaft nicht so einfach aufgeben. Gewerkschaft und Betriebsrat wollen ein Alternativkonzept erarbeiten.

    Nordrhein-Westfalen, Gütersloh: Ein Straßenschild "Carl-Miele-Straße" ist vor dem Firmengelände der Miele & Cie. KG zu sehen.
    Viele Beschäftigte bei Miele in Gütersloh wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen.
    Quelle: dpa

    "Miele gerät ins Schleudern" (Frankfurter Rundschau), "Von wegen Schonwaschgang!" oder "Schleudergang bei Miele" (beide RTL): An vermeintlich kreativen Überschriften mangelt es in diesen Tagen nicht, wenn es um die Lage bei dem Gütersloher Traditionsunternehmen geht, das in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert.
    Die Beschäftigten können über solche Schlagzeilen gar nicht lachen. Zwei Tage, nachdem Miele angekündigt hatte, weltweit "so sozialverträglich wie möglich" bis zu 2.700 von derzeit 23.000 Stellen zu streichen, fanden in den deutschen Standorten außerordentliche Betriebsversammlungen statt. 700 von 1.800 Stellen sollen vom Waschmaschinenwerk in Gütersloh nach Polen verlagert werden.
    Schaltgespräch mit Stephanie Barrett am 06.02.2024
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    Stellenabbau mit "Einbruch der Nachfrage" begründet

    Bis 2027 will Miele fast alle Waschmaschinen im 2019 eröffneten Werk in Ksawerów fertigen. Begründet wird das mit dem "weltweiten Einbruch der Nachfrage nach Hausgeräten sowie die drastischen Preissteigerungen", so das Unternehmen:

    Das sind schwerwiegende Schritte, und uns ist sehr bewusst, dass dies viele Kolleginnen und Kollegen hart treffen wird.

    Stellungnahme von Miele

    Die schwache Weltkonjunktur und hohe Zinsen belasten nicht nur Miele. Fast überall geht die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" zurück.

    3.000 Beschäftigte diskutieren in Gütersloh mit Geschäftsführung

    "Es war eine Mischung aus Emotionen und Ohnmacht", erzählt Dirk Weltring, Vertrauensmann der Gewerkschaft IG Metall. Rund 3.000 Beschäftigte seien alleine in Gütersloh dabei gewesen, um mit der Geschäftsführung über die Pläne zu sprechen. Die hatte sich mit fünf Vorstandsmitgliedern der Belegschaft gestellt und "endlich die Katze aus dem Sack gelassen", so Weltring. Immer wieder habe es Diskussionen über Stellenabbau gegeben, aber wenig konkrete Informationen: "Diese Salamitaktik führte zu Verunsicherung und Bitterkeit in der Belegschaft. Die will jetzt ein klares Zeichen setzen."
    Im Klartext heißt das: Kampfgeist. So einfach aufgeben will in Gütersloh kaum jemand. Am Eingang von Halle 48 hingen an der Wand sechs Blätter im Format DIN-A-0. Darüber die Frage: "Bis Du bereit, um Deinen Arbeitsplatz zu kämpfen?" Am Ende seien die sechs Blätter voll mit Hunderten roter Klebepunkten für die Antwort "ja" gewesen, so Weltring.
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    Stellenabbau nur der erste Schritt?

    Gewerkschaft und Betriebsrat fürchten, dass der angekündigte Stellenabbau nur der erste Schritt sein könnte und Miele sich über kurz oder lang komplett aus Deutschland zurückzieht. Denn, so formuliert es jedenfalls die Geschäftsführung: "Die übrigen Teile der dortigen Geräteproduktion (…) wären davon nicht erfasst, sondern verblieben bis auf Weiteres in Gütersloh."
    Die drei Worte "bis auf Weiteres" sorgen für noch mehr Unruhe, zumal Miele angekündigt habe, in Polen jedes Jahr eine Million Waschmaschinen bauen zu wollen. "Da brauchen wir nur eins und eins zusammenzählen, um festzustellen, dass dann auch Zuliefer-Standorte gefährdet sind", so Weltring. Bei einem Stellenabbau dieser Größenordnung seien betriebsbedingte Kündigungen unausweichlich.
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    Gewerkschaft will Alternativkonzept erarbeiten

    Die Gewerkschaft will jetzt mithilfe eines Unternehmensberaters ein Alternativkonzept erarbeiten, um alle Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten. "Wir wollen darüber reden, dass es keinen Stellenabbau geben muss", sagt Patrick Loos vom IG Metall-Bezirk NRW: "Wir erwarten von Miele eine andere Positionierung und wollen auf Augenhöhe verhandeln." Dafür benötige man aber noch belastbare und brauchbare Zahlen vom Unternehmen.
    Ob die Verhandlungen am Ende erfolgreich sind, ist völlig offen. Die Betriebsversammlungen hätten aber gezeigt, so Loos, dass die Belegschaft geschlossen zusammenstehe. In zwei Wochen wollen sich Unternehmen und Gewerkschaft wieder an einen Tisch setzen. Dann könne man auch über einen neuen "Zukunftstarifvertrag" oder Sozialtarifvertrag verhandeln. Wenn das alles nicht hilft, müsse man auch über Streiks nachdenken. So weit sei es aber noch lange nicht, sagt Patrick Loos: "Wir haben noch Hoffnung".
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