Warum Israel zögert

    Reaktion auf iranischen Angriff:Warum Israel zögert

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    TN: Warum Israel zögert

    Seit dem iranischen Angriff wartet die Welt auf Israels Antwort. Nahost-Experte Fabian Hinz erklärt bei ZDFheute live Netanjahus Optionen und wie Teheran reagieren könnte.

    Antwort auf iranischen Angriff: Was sind Israels Optionen?

    Noch immer ist unklar, wann und mit welchen Mitteln Israel auf den iranischen Angriff reagieren wird. International ist die Angst groß vor einem Flächenbrand im Nahen und Mittleren Osten. Auch deshalb ist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erneut nach Israel gereist. In Tel Aviv hat sie das Land zur Zurückhaltung aufgerufen. "Ich rede hier nicht von klein beigeben”, sagte sie nach ihren Gesprächen mit Regierungschef Netanjahu und weiteren Politikern. "Ich rede hier von einer klugen Zurückhaltung, die nichts weniger ist als Stärke." Diese Stärke habe Israel mit seinem "Defensivsieg" am vergangenen Wochenende schon gezeigt, sagte Baerbock. "Eine der stärksten Waffen gegen Iran ist der Wunsch der Menschen, in allen Ländern der Region einfach nur in Frieden zu leben."
    Netanjahu dankte Deutschland zwar für die Unterstützung, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Er wolle aber "ganz deutlich sein - wir werden unsere eigenen Entscheidungen treffen und der Staat Israel wird alles Notwendige tun, um sich selbst zu verteidigen.”
    Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle der mehr als 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen und Raketen abgewehrt, unter Mithilfe unter anderem der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet, bei dem am 1. April sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet worden waren.
    Der Angriff Irans werde "nicht ohne weitere Konsequenzen bleiben", sagte Baerbock. Die EU habe Iran bereits mit "massiven Sanktionen" belegt. Außerdem arbeite man an einer möglichen Ausweitung der Strafmaßnahmen.
    Die Führung des Iran feierte derweil ihren Angriff auf Israel als Erfolg. Bei der jährlichen Militärparade sagte Präsident Ebrahim Raisi: "Dieser Einsatz hat gezeigt, dass unsere Streitkräfte bereit sind.“ Der Schlag gegen Israel habe den "Ruhm des zionistischen Regimes zunichte gemacht.“ Raisi wiederholte die Warnung gegenüber Israel, auf jede "noch so kleine Aggression" werde aus dem Iran eine "heftige und harte Reaktion" folgen.
    Wie und wann könnte Israel reagieren? Droht eine weitere Eskalation? Bei ZDFheute live erklärt Militär- und Nahost-Experte Fabian Hinz von der Denkfabrik IISS, welche Optionen beide Länder derzeit haben. ZDF-Reporterin Anne Brühl berichtet aus Tel Aviv, wie der Besuch von Außenministerin Baerbock in Israel aufgenommen wurde.

    Nahost-Experte zu Israels Optionen

    Israel sieht sich nach dem iranischen Angriff in Zugzwang. Nahost-Experte Hinz hält verschiedene Szenarien von unterschiedlich großem Ausmaß für denkbar. Zum einen könnte das israelische Militär versuchen, iranische Atomanlagen anzugreifen. Diese liegen jedoch teilweise so tief unter der Erde, dass eine solche Operation nur wenig erfolgsversprechend wäre.
    Neben einem direkten Angriff auf militärische Ziele, wie Produktions- und Forschungsanlagen und Raketenstützpunkte, sei auch die gezielte Verfolgung einzelner, hochrangiger Personen des iranischen Militärs möglich, aber auch diese beiden Szenarien hätten großes Potenzial, einen erneuten Angriff aus dem Iran zu provozieren und damit eine Eskalationsspirale auszulösen, so Hinz.
    Ein geringeres Eskalationsrisiko hätten nach Einschätzung des Nahost-Experten indirekte Angriffe in Form von Militärschlägen auf iranische Verbündete, wie zum Beispiel die Hisbollah im Libanon oder verschiedene Milizen in Syrien oder im Irak. Auch ein Cyberangriff auf die iranische Infrastruktur sei möglich, jedoch sehr unwahrscheinlich.
    Mit Material von AFP und dpa

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