Berliner Senator will Goebbels-Villa notfalls verschenken
Kritik von Bürgermeister:Senator will Goebbels-Villa verschenken
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Der Streit um die Villa des NS-Propagandisten Goebbels geht weiter: Berlins Finanzsenator will das vom Abriss bedrohte Areal verschenken. Die Gemeinde warnt - und hat andere Pläne.
In einem Wald nordöstlich von Berlin hatte sich NS-Propagandaminister Goebbels ein Landhaus bauen lassen. Seit dem Jahr 2000 ist das Areal ungenutzt und verfällt. (Archivbild)04.05.2024 | 2:42 min
In der Debatte um das Areal Bogensee mit der ehemaligen Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gibt es weiter Streit. Oliver Borchert, Bürgermeister von Wandlitz, kritisierte Äußerungen von Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) als unangebracht und schädlich.
Dieser hatte im Abgeordnetenhaus am Donnerstag gesagt, notfalls wolle er das Gelände, das dem Land Berlin gehört, verschenken. Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) äußerte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa auch die Befürchtung, dass rechte Ideologen versuchen könnten, an das Gelände zu kommen.
Bürgermeister: Äußerung des Finanzsenators "äußerst unglücklich"
"Ich habe für solche Aussagen kein Verständnis", sagte Borchert. Die Äußerungen würden der historischen Bedeutung des Gebäudes nicht gerecht und seien schädlich für die Liegenschaft. Vor Jahren habe unter anderem bereits das "Königreich Deutschland" versucht, dort Fuß zu fassen. Der Verfassungsschutz rechnet die Gruppierung dem Milieu der "Reichsbürger" zu.
Der Finanzsenator hatte gesagt, bisher seien weder die Kommune Wandlitz noch das Land Brandenburg oder der Bund an einem solchen "großzügigen Geschenk" wie dem Areal Bogensee interessiert gewesen.
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Die Hauptstadt werde sich zielführenden konzeptionellen Überlegungen nicht verschließen, wenn sie im Interesse der Stadt lägen und der vielschichtigen historischen Bedeutung des Areals gerecht würden.
Ministerium: "Sind in Gesprächen mit beteiligten Akteuren"
Das Bundesbauministerium teilte am Freitag mit: "Wir sind aktuell in Gesprächen mit den beteiligten Akteuren zu einer möglichen Weiterentwicklung des Areals. Zu den aktuellen Äußerungen des Finanzsenators nehmen wir keine Stellung."
Auf dem rund 17 Hektar großen Areal in einem Wald nordöstlich von Berlin hatte sich Goebbels ein Landhaus bauen lassen. Zu DDR-Zeiten gab es dort eine Jugendhochschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Seit dem Jahr 2000 ist das Areal ungenutzt und verfällt.
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Der Landkreis Barnim und die Gemeinde wollen einen Abriss verhindern und künftige Nutzungsmöglichkeiten ausloten.
Antrag auf Fördergeld ist gestellt
Die Gemeinde Wandlitz, auf deren Gebiet das Gelände am Bogensee liegt, hat jetzt nach eigenen Angaben einen Antrag auf Fördergeld aus dem Programm "Nationale Projekte des Städtebaus" gestellt. Dabei geht es in diesem Jahr um Vorhaben, die vor allem die Demokratiebildung fördern sollen. Dafür sei das Gelände genau der richtige Ort, so der 53 Jahre alte Bürgermeister.
Bodenfliesen und Fenster sind intakt, die Holzverkleidung im Arbeitszimmer ist erhalten. Noch steht die Villa von Joseph Goebbels. Doch das Areal verfällt - keiner will es kaufen.
von Jan Meier
Er nannte nach einer bislang vorsichtigen Schätzung eine Summe von 500.000 bis 600.000 Euro an benötigten Fördermitteln. Die Gemeinde will nun ein Konzept für eine Weiternutzung entwickeln. "Wir haben einen weiten Fokus, den wir uns vorstellen können."
Dabei nennt Bürgermeister Borchert als Überlegung unter anderem:
ein "Zentrum für Resilienzforschung für die Demokratie",
einen Hochschul-Campus,
eine Reha-Klinik,
eine Hotelnutzung oder
eine Bundesbehörde.
Gemeinde gegen Zwischennutzung als Polizei-Übungsplatz
Doch in welche Richtung eine Entwicklung des Geländes in einigen Jahren wirklich gehen kann, ist noch unklar. "Es gibt ganz viele Fragen zu klären. Wir stehen am Anfang des Prozesses", sagte Borchert. Mitte Mai stehe nun ein Beratungstermin mit der zuständigen Berliner Immobilienmanagementgesellschaft (BIM) an.
Geplant ist zunächst auch eine Zwischennutzung. So war dafür eine Übungsstätte für die Bundespolizei im Gespräch, die Landkreis und Gemeinde aber ablehnen. Das Gelände am Bogensee sei doch keine "Fighting City" mit Gebäuden für den Häuserkampf, sagte Bürgermeister Borchert.
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