USA: Gedränge im Kandidatencamp der Republikaner

    Konkurrenz für Donald Trump:Gedränge im Kandidatencamp der Republikaner

    Autorenbild: Elmar Theveßen
    von Elmar Theveßen
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    In den USA treten immer mehr Republikaner ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Das Spektrum: populistisch bis konservativ. Am Ende könnte Joe Biden profitieren.

    Der Whirlpool ist schon überfüllt und trotzdem steigen weitere Badegäste hinein – zehn sind es mittlerweile. Donald Trump, der als erster kam, ist umringt. Das Bild, das eine CNN-Moderatorin diese Woche bemühte, ist natürlich schief, man mag es sich auch nicht wirklich vorstellen, aber es geht einem nicht mehr aus dem Kopf.
    Zumindest das heiße Wasser im "hot tub" passt, denn im Präsidentschaftswahlkampf innerhalb der Republikanischen Partei bahnt sich eine hitzige, ja hässliche Schlacht an.

    Mike Pence fehlt es an Glaubwürdigkeit

    Dass sich Mike Pence an diesem Mittwoch hineinstürzte, "vor seiner Familie und vor Gott" in einem Video seine Kandidatur verkündete, sorgt für Spott in allen Lagern seiner Partei - für die einen war er willfähriger Mitläufer von Donald Trump, für die anderen der Verräter, der seinem Boss nicht zum Verbleib im Amt verhelfen wollte.
    Immerhin fand er klare Worte vor seinen Anhängern in Iowa:

    Ich glaube, dass jemand, der sich selbst über die Verfassung stellt, niemals Präsident der Vereinigten Staaten sein darf. Und jeder, der andere bittet, ihn über die Verfassung zu stellen, darf nie wieder Präsident der Vereinigten Staaten werden.

    Mike Pence

    Pence bemühte auch einmal mehr Abraham Lincolns Aufruf zur Aussöhnung und Ronald Reagans Worte über Amerika als "leuchtende Stadt auf dem Hügel", aber wegen seiner Jahre als Helfershelfer des größten Spalters, den das Land je erlebt hat, fehlt es ihm an Glaubwürdigkeit.

    Abkehr vom Extremismus möglich

    Diese Glaubwürdigkeit hätten andere Mitbewerber, wie der ehemalige Gouverneur von Arkansas Asa Hutchinson, der amtierende Gouverneur von North Dakota Doug Burgum oder der republikanische Senator Tim Scott aus South Carolina. Scott wäre der erste schwarze Präsidentschaftskandidat seiner Partei.
    Die Auswahl jedes der Genannten wäre eine Abkehr der Republikaner vom Extremismus. Das reklamieren zwar auch der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, und die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, für sich, aber auch sie waren im Orbit Trumps, wenn es ihnen nützlich erschien.

    Ron DeSantis ohne Fähigkeit zur Volksverführung

    Während Haley auch jetzt den abgewählten Präsidenten nur verhalten kritisiert, startet Christie den Generalangriff, vergleicht Trump gar mit dem Bösewicht Voldemort aus den Harry-Potter-Romanen. Ihm scheint es wichtiger zu sein, seine Rückkehr zu verhindern als selbst die Nominierung durch die Partei zu erringen.
    Der Vollständigkeit halber seien auch der rechte Radio-Talkmaster Larry Elder und der reiche Geschäftsmann Vivek Ramaswamy erwähnt, beide wohl chancenlos, obwohl sie sich als Kämpfer gegen angebliche "Wokeness" im Land inszenieren - genau wie Ron DeSantis.
    Der Gouverneur von Florida ist - glaubt man den Umfragen - der einzige, der Trump gefährlich werden könnte. Ihm fehlt es zwar nicht an einem Plan, wie er dem modernen Amerika wieder stockkonservative Werte beibiegen möchte, aber es mangelt ihm an Charisma und Energie. Er hat zwar die unerschütterliche Selbstgewissheit eines Trump, aber nicht dessen Fähigkeit zur Volksverführung.

    Gute Chancen für Joe Biden

    Es ist ein vielfältiges Kandidatenfeld, bei dem die Wähler zwischen populistischem Extremismus und konservativer Vernunft entscheiden könnten, aber die Republikaner haben ein großes Problem: Setzt sich Trump am Ende durch, werden ihm all jene Wähler fehlen, die den selbstverliebten Dramakönig aus Mar-a-Lago satthaben.
    Geht jemand anderes ins Rennen, allen voran vielleicht Ron DeSantis, werden ihm oder ihr die unbelehrbaren, ja fanatischen Trumpisten wohl nicht folgen. Insofern hat Joe Biden gute Chancen, das Weiße Haus wieder zu erobern, sofern die amerikanische Wirtschaft bis zur Wahl nicht dramatisch abstürzt.

    Erste Präsidentschaftsdebatte der Republikaner im August

    Dabei gibt es beim amtierenden Präsidenten vor allem wegen seines Alters und seiner augenscheinlich zunehmenden Gebrechlichkeit viele Zweifel im demokratischen Wählerlager. Aber trotz allem ist er geistig weiter topfit. Selbst radikale Republikaner empören sich voller Wut, dass der alte Herr ihre Partei beim Deal um die Schuldenobergrenze über den Tisch gezogen hat.
    Biden kann also gelassen zuschauen, wie sich die anderen bei der Auswahl seines Gegners für 2024 zerfleischen. Der erste große Showdown kommt im August bei der ersten Präsidentschaftsdebatte der Republikaner – in Milwaukee, Wisconsin, wo sie genau ein Jahr später beim Wahlparteitag den offiziellen Sieger ins Rennen gegen Joe Biden schicken.
    Die Fernsehdiskussion wird aufgrund der Kandidatenzahl wohl auf zwei Abende verteilt, mindestens, denn weitere Aspiranten wollen noch hinein ins Gedränge im Whirlpool der Republikanischen Partei.

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