Windpocken, Masern und Co.: Empfohlene Impfungen für Kinder

    Schutz vor schwerer Infektion:Empfohlene Impfungen für Kinder

    von Anja Braunwarth
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    Mit der neu aufgenommenen Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B werden derzeit 14 Impfungen für Kleinkinder empfohlen. Warum alle ihre klare Berechtigung haben.

    Kind wird in den Arm gespritzt
    Der Impfkalender der Stiko gibt präzise Empfehlungen zu Impfungen bei Kindern. Trotzdem bleiben viele Eltern skeptisch. Kinderärzte beziehen dazu eindeutig Stellung.24.04.2024 | 4:02 min
    Impfungen gehören zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen in der Medizin. Empfehlungen dazu werden von der Ständigen Impfkommission (Stiko) regelmäßig in einem Kalender aktualisiert. An ihm orientieren sich Kinderärzte wie Tobias Tenenbaum.

    Wir stellen den Kalender und klaren Zeitplan vor, sodass die Eltern auch genau wissen, wie es im Verlauf des ersten Lebensjahres und darüber hinaus weitergeht.

    Prof. Dr. Tobias Tenenbaum, Kinderarzt, Sana-Kinderklinik Berlin-Lichtenberg

    Kinderärzte
    :Grippe-Impfung bei Kleinkindern "sinnvoll"

    Kinder- und Jugendärzte halten die aktuelle Empfehlung zur Grippe-Impfung bei Kindern für falsch. Eine Impfung auch von Kindern ohne Risikofaktoren sei "medizinisch sinnvoll".
    Arzt mit geimpftem Kind, aufgenommen am 04.11.2023
    mit Video

    Impfung: Das wird für Kinder empfohlen

    Bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr stehen aktuell (Stand April 2024) 14 Impfungen auf dem Plan, und zwar gegen Rotaviren, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b, Poliomyelitis, Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken B und C, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.
    Kinderarzt, Immunologe und Stiko-Mitglied Horst von Benuth unterstreicht die Bedeutung von Impfungen.

    Diese Impfungen sind deswegen sinnvoll, weil es alles gefährliche Erkrankungen sind. Und die Impfungen sind deutlich weniger gefährlich als die Erkrankung selbst.

    Prof. Dr. Horst von Bernuth, Leiter der Sektion Immunologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin

    Impfzurückhaltung gegen Kinderkrankheiten
    Rund 67 Millionen Kinder weltweit sollen in den letzten Jahren Impfungen versäumt haben.24.04.2023 | 2:23 min
    Bis auf die Pflicht zur Masernimpfung sind alle Impfungen freiwillig. Kinder, die in den Kindergarten oder in die Schule kommen, müssen gegen Masern geimpft sein. Sie können sonst vom Besuch ausgeschlossen werden. Außerdem drohen den Eltern Bußgelder bis zu 2.500 Euro.

    Windpocken, Masern, Mumps besonders ansteckend

    Masern, Windpocken und Mumps gehören zu den ansteckendsten Infektionen.
    Masern verursachen erkältungsartige Symptome und einen Hautausschlag. Bei etwa jedem zehnten Infizierten kommt es zu schweren Komplikationen wie Lungenentzündungen, seltener zu Gehirnentzündungen mit häufig bleibenden Folgen.
    Christoph Specht
    Welche Impfungen sind für Kinder sinnvoll? Was ist neu im Impfkalender aufgenommen? Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet ein.24.04.2024 | 5:33 min
    Windpocken führen zu Hautausschlag und Fieber. Mögliche Komplikationen sind Infektionen von Haut oder Lunge. Die Viren bleiben im Körper. Werden sie später wieder aktiv, führt das zu Gürtelrose.
    Kennzeichen von Mumps ist die ein- oder beidseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüse. Bis zu zehn Prozent der Erkrankten bekommen eine Hirnhautentzündung (Meningitis).

    Viren: Andere wichtige Infektionen

    Röteln verursachen meist nur leichte erkältungsartige Symptome und einen Hautausschlag. Sie sind aber sehr gefährlich für Ungeborene im Mutterleib. Die Impfung soll die Infektion so weit wie möglich eliminieren, damit sich Schwangere nicht mehr anstecken können.
    Rotaviren lösen starken Durchfall und Erbrechen aus. Vor allem Säuglinge verlieren dadurch viel Flüssigkeit und Salz und können stark austrocknen.
    Bei etwa jeder 100. bis 1.000 Poliomyelitis Infektion, auch Kinderlähmung genannt, drohen bleibende Lähmungen an Armen oder Beinen, im schlimmsten Fall auch an den Sprech-, Schluck- oder Atemmuskeln.
    Das Hepatitis-B-Virus führt meist zu milden grippeähnlichen Symptomen. Die Infektion kann aber chronisch werden und zu schweren Schäden an der Leber führen.

    Meningokokken gibt es in verschiedenen Untergruppen: Geimpft wird gegen die Gruppen B und C. Seit dem Jahr 2006 gibt die Stiko die Empfehlung für die Impfung gegen Meningokokken Typ C. Die Infektionen mit diesem Bakterientyp sind dadurch deutlich zurückgegangen. Inzwischen dominiert Typ B. Daher besteht seit Januar 2024 auch die Empfehlung zur Impfung gegen diesen Typ.

    Infektionen mit Typ B können sehr schwer verlaufen, etwa acht Prozent der Patienten sterben. Bei vielen Überlebenden bleiben Langzeitschäden zurück, zum Beispiel Epilepsie, Taubheit oder chronisches Nierenversagen.

    Mit der Impfung lassen sich bei etwa 80 Prozent der Kinder schwere Verläufe verhindern. Da die Impfung häufig Reaktionen wie Fieber, lokale Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle auslöst, rät die Stiko dazu, den Kindern parallel zur Impfung oder kurz danach vorbeugend Paracetamol zu geben.

    Von Keuchhusten bis Tetanus: Bakterielle Infektion

    Tetanusbakterien lösen Krämpfe in den Muskeln aus, zum Beispiel im Gesicht oder im Kehlkopf. Sie können zum Tod durch Ersticken führen. Typisch für die Diphtherie ist eine Rachenentzündung mit Halsschmerzen und Fieber. Die Bakterien bilden ein Gift, das schwere Entzündungen an Organen wie Herz oder Lungen verursachen kann.
    Meningokokken sind die klassischen Erreger einer Hirnhautentzündung. Jeder fünfte Betroffene bekommt Komplikationen, zum Beispiel Krampfanfälle. Keuchhusten beginnt mit leichten Erkältungssymptomen. Später folgt der charakteristische "bellende" Husten. Vor allem Säuglingen drohen Lungen- oder Mittelohrentzündungen.

    Symptome einer Blutvergiftung
    :Sepsis - warum sie oft zu spät erkannt wird

    Jährlich erkranken 300.000 Menschen in Deutschland an einer Blutvergiftung, 75.000 davon sterben. Bessere Aufklärung könnte helfen. Denn die Symptome einer Sepsis sind irreführend.
    von Susanne Seidl
    Blutende Wunde
    mit Video
    Haemophilus influenzae B verursacht oft Kehlkopfentzündungen, aber auch schwere Lungen- oder Hirnhautentzündungen. Pneumokokken können unterschiedliche und sehr schwere Infektionen auslösen wie Lungenentzündungen oder Meningitiden.




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