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Flutkatastrophe in Brasilien:107 Tote: "Die Menschen sind verzweifelt"
von Atash Aghamoradi
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So hoch stand das Wasser noch nie in Porto Alegre. Bei Überschwemmungen in Brasilien kamen mindestens 107 Menschen ums Leben, 136 werden vermisst, Hunderttausende sind ohne Strom.
Ein Rettungsteam evakuiert vom Hochwasser betroffene Menschen in Santo Afonso, im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul
Quelle: imago/Xinhua
Durch die Straßen der südbrasilianischen Millionenstadt Porto Alegre fahren Boote. Daniel Ordisch ist einer der Freiwilligen, die dabei helfen, Menschen aus überfluteten Häusern zu retten. Er erklärt gegenüber der AP:
Weite Teile des Bundesstaates Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens stehen seit Tagen unter Wasser. Über 1,4 Millionen Menschen sind betroffen. Der brasilianische Zivilschutz hat bereits 107 Tote bestätigt, weitere 136 Menschen gelten als vermisst.
Hunderttausende ohne Strom und Wasser
In der Millionenstadt Porto Alegre ist der Flughafen überflutet und geschlossen, auch die meisten Straßen sind unpassierbar. Hunderttausende von Haushalten haben weder Strom noch Wasser.
Hunderte Dörfer stehen unter Wasser, mehr als 1,4 Millionen Menschen sind von den Überflutungen betroffen. Strom, Trinkwasser und Telefonnetz sind aktuell nicht vorhanden.08.05.2024 | 1:32 min
In weniger als zwei Wochen hat es in den Städten des Bundesstaates so viel geregnet wie sonst in fünf Monaten. Es ist bereits die vierte Flutkatastrophe in der Region innerhalb eines Jahres, aber so hoch wie jetzt stand das Wasser noch nie.
Dürre und Starkregen treten häufiger auf
Überraschend ist das Extremwetter für Klimaforscher wie Paulo Artaxo nicht. Bereits seit 20 Jahren zeigen Klimamodelle, dass durch den globalen Temperaturanstieg Extremwetterlagen, wie intensive Dürren und Starkregen häufiger auftreten.
Laut eines Berichtes des IPCC von 2021 finden extreme Regenfälle in einem Klima ohne menschlichen Einfluss im Durchschnitt einmal alle zehn Jahre statt. Inzwischen hat deren Häufigkeit um ein Drittel zugenommen, so der Bericht.
Überschwemmungen, Dürren und Hitze, Stürme und Waldbrände sowie der steigende Meeresspiegel könnten bis 2050 14,5 Millionen Menschenleben fordern.16.01.2024 | 28:25 min
"Bewegen uns auf Extreme zu"
Wenn es nicht gelingt, die CO2-Emissionen zu senken, dürften solche Extremereignisse bis Ende des Jahrhunderts gar doppelt so oft auftreten, errechnen Wissenschaftler.
Die europäische Klimabeobachtungsstelle Copernicus hat bereits im Februar die höchsten Temperaturen an der Meeresoberfläche seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Durch das Aufwärmen der Ozeane verdunstet mehr Wasser, was wiederum zu mehr Regen führt.
Extreme Wetterphänomene noch vermeiden?
Wärmere Atmosphären können zudem exponentiell mehr Wasserdampf aufnehmen. Das bedeutet, dass es durch die Klimaerwärmung in Zukunft in vielen Regionen mehr extreme Regenfälle geben wird.
"Vom Handeln der verschiedenen Regierungen hängt ab, ob manche Regionen der Welt unbewohnbar werden", erklärt der Forscher.
Das Wetterphänomen El Niño löst an der Westküste Amerikas heftige Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Extreme dieser Art würden durch den Klimawandel verschärft, so Experten.22.02.2024 | 0:23 min
Internationale Regierungen in der Verantwortung
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sieht auch die internationale Gemeinschaft in der Verantwortung. In einem Interview im brasilianischen Fernsehen erinnert er daran, dass von anderen Regierungen dieser Welt auf der Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen ab 2020 100 Millionen Dollar jährlich für den Kampf gegen den Klimawandel zugesagt wurden. Das Versprechen sei aber bislang nicht eingelöst worden.
"Das Extremwetter, das Brasilien gerade erlebt, ist kein lokales Problem, nichts, was sich auf einen einzelnen Kontinent beschränkt. Es kann also auch nicht von einem Kontinent allein gelöst werden," erklärt Eron Bezerra, Umweltwissenschaftler an der Bundesuniversität von Amazonas.
In Rio Grande do Sul ist diese Woche noch weiterer Regen angesagt. Die Pegel werden so bald nicht sinken. Bis die Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren können, dürfte es noch eine Weile dauern.
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