Gipfel in Südafrika:Brics-Staaten: Neue Macht gegen den Westen?
von Verena Garrett, Johannesburg
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Ab Dienstag treffen sich die Brics-Staaten in Johannesburg. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen zu einer Alternative zu den G7 aufsteigen.
Für kommerzielle Flugzeuge ist der Luftraum über dem Sandton Convention Centre in Johannesburg gesperrt - zum Ort des Geschehens kommt nur noch, wer eine Einladung oder als Medienvertreter eine Akkreditierung vorweisen kann. Hunderte Polizisten sind im Einsatz.
Insgesamt 67 Staats- und Regierungschefs und -chefinnen sind zum Brics-Gipfel in Johannesburg geladen, die meisten werden wohl kommen. Einer aber ist nicht dabei: Wladimir Putin.
Wegen Haftbefehl: Putin nur per Videokonferenz dabei
Der Internationale Strafgerichtshof hat wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten verhängt. In Südafrika hätte ihm die Verhaftung gedroht. Stattdessen schickt er Sergej Lawrow und nimmt selbst virtuell am Gipfel teil. Putin light also.
ZDF-Korrespondent Armin Coerper berichtet aus Moskau:
Das wird ihm nicht passen, meint Brics-Experte Professor William Gumede von der Universität Witwatersrand in Johannesburg. Denn es geht unter anderem um die mögliche Aufnahme neuer Mitglieder und damit um eine Stärkung einer Gemeinschaft gegen den Westen.
Wenn es sie denn geben wird.
ZDF-Korrespondent Fritsche erklärt, welche Bedeutung die Brics-Staaten - und was die Ziele sind:
Brics-Staaten wollen bestehende Weltordnung ändern
Brics, das sind die Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie zielen auf nicht weniger als auf ein Ende der bestehenden Weltordnung. Und Gastgeber Südafrika rollt dafür den roten Teppich aus.
... sind eine Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften. Die fünf Brics-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - treffen sich seit 2009 einmal im Jahr.
Die derzeitigen Brics-Staaten repräsentieren mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung und ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung.
Quelle: ZDF
Die derzeitigen Brics-Staaten repräsentieren mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung und ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung.
Quelle: ZDF
Gegründet im Jahr 2009 galt die Brics-Gruppe zunächst als loser, weitgehend symbolischer Zusammenschluss ungleicher Volkswirtschaften, ein Zweckbündnis mit wenig Gewicht. Das hat sich mit der Zeit geändert, so Prof. Gumede.
Er beobachtet die Entwicklung seit Jahren, der Krieg in der Ukraine sei wie ein Motor gewesen: "Dieser Krieg hat Kräfte freigesetzt. Russland zum Beispiel ist fest entschlossen, Brics für sich zu nutzen."
Fünf Brics-Staaten verantworten ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung
"Insofern hat der Krieg neues Leben in die Gruppe gebracht", so Gumede weiter. Heute beanspruchten die Brics-Staaten eine wichtige Rolle und sähen sich als "Stimme des globalen Südens" in einer Welt, die aus ihrer Sicht nicht mehr von den Westlichen Staaten dominiert werden solle.
Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika vertreten zusammen über 40 Prozent der Weltbevölkerung und mehr als ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung. Ursache dafür: vor allem das rasante Wirtschaftswachstum Chinas. Chinas Bruttoinlandsprodukt ist mehr als doppelt so groß wie das aller vier anderen Mitglieder zusammen.
Können die Brics-Staaten ein Gegengewicht zu den G7 bilden? Die Kräfteverhältnisse im Überblick:
Über 40 Beitrittsanträge für Brics beim Gipfel
Und der wirtschaftliche Aufschwung macht Brics attraktiver denn je. Und so wird in den kommenden drei Tagen ein Schwerpunkt die Erweiterung der Gruppe sein. Über 40 Staaten möchten sich Brics nach Angaben der südafrikanischen Regierung anschließen, mehr als 20 Staaten haben einen Beitritt bereits formal beantragt.
Darunter:
Darunter:
- Saudi-Arabien
- Ägypten
- Mexiko
- Argentinien
- Iran
Ginge es nach China oder Russland wäre die Aufnahme neuer Mitglieder längst beschlossene Sache. Aber so einfach ist es nicht, denn Brics ist keine homogene Gruppe; demokratische und autoritäre Regierungen kooperieren mal mehr, mal weniger gut miteinander.
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Welche Folgen hat der Ukraine-Krieg auf die Beziehung von Deutschland und China?
Staatenvereinigung mit gestärktem Selbstbewusstsein
Die Staatengruppe ist geprägt durch ungleiche Interessen und zieht selten an einem Strang, sagt auch Gumede: "Es gibt quasi zwei Brics-Flügel: auf der einen Seite China und Russland - nicht demokratisch - und auf der anderen Seite Südafrika, Indien, Brasilien - demokratisch."
Ganz egal, ob am Ende im Sandton Convention Centre eine Erweiterung beschlossen wird: Der Westen wird sich mit einem gestärkten Selbstbewusstsein der Brics-Staaten und deren Vorstellungen von internationalen Normen in Zukunft beschäftigen müssen.
Verena Garrett ist Leiterin des ZDF-Studios in Johannesburg.
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