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Gigafactory in Brandenburg:Tesla-Protest: Im Innern des Baumhaus-Camps
von Jan Meier
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Nur wenige hundert Meter von Teslas Gigafactory in Brandenburg haben Demonstranten ein Baumhaus-Camp errichtet. Einblicke in das Zentrum des Protests gegen den Elektro-Riesen.
Baumhäuser hängen im Camp der Initiative "Tesla stoppen" nahe der Tesla-Gigafactory.
Quelle: Joerg Carstensen/dpa
"Die sind sicher", sagt Demonstrant Tobias*. Er trägt einen Gürtel mit Karabinerhaken und Seilen und hilft mit, eine weitere hölzerne Plattform in die Höhe zu ziehen.
Seit Ende Februar verbringen junge Menschen die empfindlich kalten Nächte auf den wenige Quadratmeter großen Flächen, nur teilweise geschützt von Seitenwänden und Planen. Das Protestcamp aus rund einem Dutzend Baumhäusern scheint regelrecht zu schweben im Kiefernforst nur wenige hundert Meter vom riesigen Tesla-Werk in Grünheide entfernt.
Die Sorge um die Sicherheit der Bewohner war ein Argument, mit dem die Brandenburger Polizei den Abbau der Baumhäuser durchsetzen wollte. Doch das Verwaltungsgericht Potsdam gab den Umweltschützern recht, die gegen die Anordnung geklagt hatten. Die Baumhäuser können bleiben. Zwar wird es eine Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht geben, doch für Tobias steht fest: Sie räumen den Kiefernforst erst, wenn Tesla von seinen Erweiterungsplänen ganz ablässt.
Die Polizei Brandenburg legte Beschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts zugunsten des Tesla-Protestcamps in Grünheide ein.21.03.2024 | 1:20 min
Material für Baumhaus-Camp wird gespendet
Am Erfolg vor Gericht hat auch Tobias seinen Anteil. Der 31-jährige Ingenieur für Veranstaltungstechnik kam zum Studium nach Berlin und blieb. Seit einiger Zeit arbeitet er auch in Hamburg, wo sein dreijähriger Sohn bei dessen Mutter wohnt. Der sportliche Mann mit blondiertem Harr und Piercings in Ohren, Lippe, Nase und Augenbraue repariert als Industriekletterer Fassaden und Regenrinnen, wartet Sprinkleranlagen in riesigen Lagerhallen - immer ohne Gerüst.
Tobias ist schwindelfrei und kennt keine Höhenangst. Im Waldcamp hantiert er mit bis zu 20 Meter langen Kletterseilen, von denen jedes einzelne etwa 40 Euro kostet. Im Wald von Tesla hängen Dutzende solcher Seile, dazu massive Bretter und Holzplatten.
Die Kosten: Tausende Euro. Das Material: gespendet. Darunter waren auch mehrere Fenster, sie sind nun Teil des "Glashauses" in zehn Metern Höhe. Hier sind die Aktivisten besser geschützt vor Regen und Kälte.
Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung von Tesla geht der Protest von Umweltaktivisten gegen Erweiterungspläne des E-Autobauers weiter.11.03.2024 | 2:32 min
Tesla-Camp: Programm auch abseits des Protests
Nicht alle Bewohner sind schwindelfrei und ohne Höhenangst. Trotz des angebotenen Trainings bleiben einige doch lieber am Boden. Im Wald stehen deshalb immer Campingzelte für Übernachtungen auf ebener Erde.
Das gesamte Lager wird aus Spenden finanziert. Essen ist gratis, tagsüber gibt es ein loses Programm von Vorträgen und Diskussionen etwa über sicheres Klettern und kritische Männlichkeit, mitorganisiert von Rene. Rene ist Berliner, tätig in der politischen Bildung und koordiniert sowohl Presseanfragen und den Tagesablauf im Camp. Für den 28-Jährigen sind Teslas E-Autos durch den Verbrauch seltener Rohstoffe kein Beitrag für Klimaschutz.
Das Essen im Tesla-Protestcamp ist für die Demonstrierenden kostenlos.
Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Tobias demonstrierte schon in Lützerath
Ingenieur Tobias ist auch für NGOs aktiv. Er erzählt von einem Netzwerk von Mitstreitern, das Aktionen plant und durchführt. So war er vor zwei Jahren mit dabei, als Aktivisten Lützerath besetzten und am Ende die Blockade erst aufgaben, als sie vor Gericht unterlagen und die Polizei das unbewohnte Dorf mit Gewalt räumte.
Aus Protest gegen das Sterben im Mittelmeer und die Kriminalisierung der privaten Seenotrettung half er mit, als vor fünf Jahren einem der 30 Meter hohen Molecule Men in der Berliner Spree eine überdimensionierte Rettungsweste umgelegt wurde.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verurteilt den Anschlag auf die Stromversorgung nahe der Tesla-Fabrik bei Berlin scharf. "Das ist ein Anschlag auf den Wirtschaftsstandort insgesamt", so Woidke.11.03.2024 | 4:28 min
Tobias: Öffentlichkeit vor Ort, "weil wir hier sind"
Was vor der Europawahl im Juni geplant ist, will er nicht verraten. Doch wählen wird er, auch wenn er von den seit 2019 in der Ampel mitregierenden Grünen enttäuscht ist. Einer Partei oder Organisation gehört er nicht an. Proteste wie im Tesla-Wald sind für ihn unverzichtbarer Teil der politischen Auseinandersetzung. Denn damit wird die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Themen gelenkt:
Die nächsten zwei Wochen bleibt er hier, danach beginnt die Sommersaison, in der er viel unterwegs ist in seinem zweiten Beruf als Eventtechniker. Auf Festivals und Konzerten baut er Bühnen und Gerüste auf und wieder ab. Das Camp wird den Sommer über auch ohne ihn bleiben, hofft er.
*Name von der Redaktion geändert.
Die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg ist eine Großfabrik des E-Auto-Riesen Tesla von Gründer Elon Musk in brandenburgischen Gemeinde Grünheide. Sie befindet sich rund 30 Kilometer Luftlinie südöstlich vom Zentrum Berlins. Das Werk wurde vor rund zwei Jahren eröffnet. In Grünheide arbeiten laut Unternehmen rund 12.500 Beschäftigte.
Umweltschützer und Anwohner haben große Bedenken gegen die Fabrik, sie liegt teils im Wasserschutzgebiet. Seit Ende Februar protestieren Umweltaktivisten im Landeswald nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin gegen eine geplante Erweiterung des Werksgeländes, für die auch Wald gerodet werden müsste.
Quelle: dpa, AFP, Tesla
Umweltschützer und Anwohner haben große Bedenken gegen die Fabrik, sie liegt teils im Wasserschutzgebiet. Seit Ende Februar protestieren Umweltaktivisten im Landeswald nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin gegen eine geplante Erweiterung des Werksgeländes, für die auch Wald gerodet werden müsste.
Quelle: dpa, AFP, Tesla
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