Neue Starkregen-Studie: Städte auf Extremwetter vorbereiten

    Neue Studie zu Starkregen-Folgen:Wie Deutschland gegen Extremwetter kämpft

    von Manfred Kessler
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    Starkregen tritt immer häufiger auf und kann ganze Orte unter Wasser setzen. Welche Projekte zur Prävention gibt es in Deutschland bereits und was ist laut Forschern noch nötig?

    Ein Radfahrer fährt durch einen heftigen Regenschauer.
    Starkregen kann Straßen in kurzer Zeit überfluten. Daher sind Schutzkonzepte wichtig.
    Quelle: dpa

    Was können Städte und Gemeinden gegen Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser, Hitze oder Dürre tun, und wie können sie sich schützen? Wissenschaftler der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) haben die Klimarisiken und ihre Auswirkungen untersucht.
    Die Experten fordern, alle Wohnbebauungen, Industrieanlagen sowie die komplette Infrastruktur von den Straßen bis zur Energie- und Wasserversorgung daraufhin zu prüfen, inwieweit sie von extremen Wetterereignissen betroffen sein könnten.

    Ohne eine Klima-Risiko-Task-Force bei Bund, Ländern, Kommunen sowie Energie- und Wasserwirtschaft wird es nicht gehen.

    Studienleiter Professor Theo Schmitt von der RPTU Kaiserslautern

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    Risikoanalysen für Extremwetter notwendig

    Im Klimaanpassungsgesetz, das Ende 2023 beschlossen wurde, werde konkret benannt, dass Klimarisikoanalysen durchzuführen seien. Winterniederschläge fielen künftig stärker als Regen und nicht mehr als Schnee. Das habe Auswirkungen auf die Grundwassererneuerung sowie den Verdunstungsanteil des Niederschlags, so der Wasserwirtschaftler.
    Der zweite große Bereich seien die Wetterextreme wie Hitze, Trockenheit und die Starkregenüberflutungen, die in der öffentlichen Diskussion dominierten. Dies sei alles in der Studie aufgegriffen worden, betont Schmitt. Von den Regionen und Gemeinden müssten spezifische Risikoanalysen durchgeführt werden.
    Verschiedene Bundesländer seien schon aktiv geworden. Schmitt hob Baden-Württemberg hervor. Das Bundesland habe nach der verheerenden Starkregen-Katastrophe von 2016 in der Gemeinde Braunsbach Leitlinien erstellt, wie Starkregen-Risikoanalysen durchgeführt werden sollen.
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    Starkregenkatastrophe Braunsbach 2016

    In der 2.600-Einwohner-Gemeinde Braunsbach wurde als Folge der Starkregen-Katastrophe ein Klimaschutzkonzept erstellt. Nach dieser Katastrophe wollten wir so etwas haben, erzählt der jetzige Bürgermeister David Hägele.
    Hochwasserkatastrophe in Braunsbach (Archiv 2016)
    Im baden-württembergischen Braunsbach wurden 2016 nach Starkregenfällen Straßen schwer beschädigt und Fahrzeuge begraben.
    Quelle: imago/7aktuell

    Ein vom Bund bezahlter Klimaschutzmanager hat innerhalb von zwei Jahren ein Klimaschutzkonzept für die Kommune erstellt und daraus Maßnahmen entwickelt. Es wurden Starkregenkarten erstellt und auch ein Film dazu. Die Gemeinde ließ den Bach gebirgsbachartig ausbauen, um dem Wasser Platz zu geben.
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    Maßnahmen gegen Extremwetter in Braunsbach

    Es wurden Anlagen gebaut, die bei einem Starkregen Geröll und Feinsedimente zurückhalten. Ein weiterer Geröllfang soll noch errichtet werden. Insgesamt 50 Millionen Euro haben die kommunalen Projekte gekostet bei einer Gesamtschadenssumme von 100 Millionen. Ohne die Unterstützung vom Land wäre das nicht möglich gewesen, sagt der Bürgermeister.
    Braunsbach sei die erste Kommune in Baden-Württemberg gewesen, die so stark betroffen war. Da hätten sich sogar der Ministerpräsident, Innenminister und andere Politikvertreter dieses ganze Leid und Elend von damals angeschaut, betont Hägele. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte man eine Unterstützung in diesem Ausmaß sicherlich nicht bekommen. Da ist sich das Gemeindeoberhaupt sicher.

    Die dänische Hauptstadt Kopenhagen hat ein Starkregenkonzept entwickelt, nachdem 2011 ein verheerender Wolkenbruch die Stadt quasi unter Wasser setzte. Seitdem werden Parks und andere bauliche Anlagen wie zum Beispiel Innenhöfe zu großen Wasserauffangbecken umgebaut.
    So wurde beispielsweise der Enghave-Park umgebaut und mit einer niedrigen Mauer umgeben. So kann der Park im Ernstfall bis zu 23 Millionen Liter Regenwasser auffangen und verhindert damit das Volllaufen der Keller in diesem Stadtteil. Auch ein Sportplatz wurde tiefergelegt, um bei starkem Regen das Wasser aufzunehmen.
    Insgesamt 250 solcher Projekte beinhaltet der Kopenhagener Wolkenbruch-Plan. Wichtig bei Umbauten ist aber, dass die Anlagen nach wie vor von den Einwohnern genutzt werden können.

    Wer bezahlt Analysen und Strategiepapiere?

    Was die Analysen und die daraus resultierenden Strategiepapiere betrifft, plädiert Wasserwirtschaftler Schmitt dafür, dass diese ersten Schritte von Bund und Land finanziert werden. Die sich daraus ergebenden Maßnahmen würden natürlich ungleich teurer.
    Es sei wichtig, dass die Erkenntnisse über Klimaanpassungsmaßnahmen frühzeitig vorlägen, so Schmitt. Immer dann, wenn ein neues Projekt losgehe, sei es eine Straße zu erneuern oder ein Industriegebiet umzuwandeln, wisse man anhand der vorher erarbeiteten Klimaanpassungsmaßnahmen, was zu tun sei. Diese Aufgaben könnten sich über Generationen erstrecken. Aber die Erkenntnisse, wo etwas besonders vordringlich sei, müssten relativ frühzeitig vorliegen.
    Manfred Kessler ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion

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