Tag der Pressefreiheit
Der 3. Mai ist der Tag der Pressefreiheit. Moskau-Korrespondent Felix Klauser und weitere ZDF-Korrespondentinnen und -Korrespondenten mit Ihren Einschätzungen zur Pressefreiheit.
Melanie Haack
Melanie Haack, Leiterin ZDF-Landesstudio Thüringen.
Quelle: ZDF/Max Sonnenschein
Das Thema Pressefreiheit beginnt schon auf der Kirmes und bei den gern gedrehten "Vox Pops". Diese Mini-Umfragen gehören zum Tagesgeschäft im Landesstudio. Rausgehen, mit den Menschen ins Gespräch kommen, ihnen eine Stimme geben – das ist gelebter Teil unserer journalistischen Arbeit. Zunehmend aber richtet sich die Stimme des Volkes schon beim Anblick der Kamera gegen unsere Teams. "Staatsfernsehen", "Aktuelle Kamera", "Lügenpresse", "Mit Euch reden wir nicht". Das vorauseilende Misstrauen in unsere Arbeit ist leider Alltag geworden. Pressefreiheit als die Freiheit, uns pauschal abzulehnen. Im besten Fall gelingt es dann aber auch schon mal, genau dort ins Gespräch zu kommen, wo Wut und Hetze beginnen. Kamera runter, reden, fragen, erklären. Manchmal entsteht daraus ein Gespräch ohne Schaum vor dem Mund. Dafür mit Respekt. Und einem höflichen "Auf Wiedersehen". Die Pressefreiheit ist noch nicht verloren!
Elmar Theveßen
Elmar Theveßen, Leiter ZDF-Studio Washington.
Quelle: ZDF/Max Sonnenschein
US-Präsident Donald Trump führt den wohl größten Angriff auf die Pressefreiheit in den Vereinigten Staaten in ihrer fast 250-jährigen Geschichte. Er erklärt kritische Journalisten zu "Volksfeinden", lässt gegen private und öffentliche Medien ermitteln, droht Fernseh- und Radiosendern mit Lizenzentzug, fördert die Stimmungsmache auf rechtsextremen Social-Media-Plattformen und betreibt über die Kommunikationsplattformen der Regierung Desinformation und Geschichtsfälschung. Viele Chefs kommerzieller Medien in den USA lassen sich davon einschüchtern, statt die Pressefreiheit mit allen juristischen und publizistischen Mitteln zu verteidigen. Ein Grundpfeiler der amerikanischen Demokratie bröckelt.
Miriam Steimer
Miriam Steimer, Leiterin ZDF-Studio Peking.
Quelle: ZDF/Max Sonnenschein
Im Februar 2020 berichtet Zhang Zhan in Wuhan über das Chaos der ersten Corona-Wochen. Das ist mehr als fünf Jahre her, doch für sie noch lange nicht vorbei: Sie saß dafür mehrere Jahre lang im Gefängnis, wurde nach ihrer Entlassung streng überwacht, sitzt nun erneut in Untersuchungshaft – und ist im Hungerstreik. In China, das auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen auf Platz 172 von 180 steht, wird der Wert der Pressefreiheit erst so richtig bewusst: Wenn wir Menschen interviewen, die uns ihre Geschichte erzählen – trotz möglicher Konsequenzen. Wenn wir mit Menschen zusammenarbeiten, die nicht den Luxus eines ausländischen Passes besitzen; die die persönlichen Risiken für sich und ihre Familien auf sich nehmen. In einem Land, in dem es gefährlich sein kann, seine Meinung frei zu äußern, ist Pressefreiheit besonders wichtig.
Phoebe Gaa
Phoebe Gaa, Leiterin ZDF-Studio Istanbul.
Quelle: ZDF/Max Sonnenschein
Die Türkei gehört weltweit zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten. Gerade hat sich wieder gezeigt, wie schnell die Pressefreiheit im Land weiter eingeschränkt werden kann. Als im März gegen die Inhaftierung des beliebten Oberbürgermeisters von Istanbul protestiert wurde, hat sich die Haltung der Behörden gegen Medien schlagartig verschlechtert. In unseren E-Mail-Postfächern landeten Ermahnungen, dass wir uns in der Berichterstattung an die offiziellen Verlautbarungen zu halten hätten. Bei Drehs auf den Demonstrationen wurden wir von der Polizei gefilmt. Schließlich wurden mehr als ein Dutzend Journalisten in ihren Wohnungen festgenommen, nachdem sie über die Proteste berichtet hatten. Restriktionen, Repressionen: Pressefreiheit ist für Ankara offenbar ein dehnbarer, bzw. minimierbarer Begriff.