Stillen mit Muttermilch: Was Baby und Mutter beachten sollen
Baby stillen mit Muttermilch:Stillen: So einfach und doch schwierig
von Eileen Schreieder
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Muttermilch gilt für Babys als beste Nahrung. Beim Stillen wird Gesundheit und Geborgenheit gespendet. Tipps einer Hebamme, worauf es für die Mutter ankommt.
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Dass das Stillen bei jeder Frau einfach so funktioniert, ist sicherlich ein Mythos. Das kann zwar der Fall sein, berichtet die Hebamme und dreifache Mutter Annkathrin Rinke, aber:
Hinzu kommt, dass jedes Kind andere Bedürfnisse hat: unterschiedliche Essenszeiten, Stilldauer und Häufigkeit. Daher gilt vor allem: Stillen sollte nach Bedarf erfolgen und nur dann, wenn es Mutter und Kind dabei gut geht.
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Muttermilch ist optimal zusammengesetzt
Wichtig ist die Begleitung durch eine Hebamme. Diese wird von der Krankenkasse bezahlt. Infos kann es auch schon in einem Geburtsvorbereitungskurs geben. Wenn das Stillen klappt, ist Muttermilch die optimale Ernährung für den Säugling.
So sei die Milch in den ersten Tagen eine ganz andere als nach drei oder sechs Monaten, erklärt Rinke.
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Stillen: Gesundheit und Geborgenheit für das Kind
Zudem ist Stillen für die Mutter einfacher, wenn sie unterwegs ist: Die Muttermilch ist immer "dabei", hat immer die perfekte Temperatur und ist günstiger als Flaschennahrung. In der Regel verträgt sie der kindliche Darm auch besser als die Fertignahrung. Und: Stillen erfüllt zugleich das Bedürfnis nach Liebe, Nähe und Sicherheit des Kindes.
Quelle: imago/Zoonar
Die Behauptung, dass Stillen in bestimmten Abständen erfolgen muss, weil das Baby sonst Bauchweh bekommt, gilt heute als überholt. Früher wurde auch in Ratgebern geschrieben, dass das Kind dadurch eine feste Struktur bekommt. Heute weiß man, dass jedes Kind individuell und tagesformabhängig unterschiedlich oft an die Brust möchte. Zum Teil nur sehr kurz, um sich zu beruhigen, oder den Durst zu stillen.
Man sollte sich nicht verrückt machen und beim Stillen nicht ständig auf die Uhr schauen oder ein Protokoll führen. Was Hebamme Annkathrin Rinke rät:
Darauf achten, was das Baby ausscheidet und wie es sich verhält.
Wenn die Windel alle drei bis vier Stunden gut nass ist, kann man davon ausgehen, dass das Baby genug zu sich nimmt.
Muttermilch schützt den Säugling auch vor Infektionskrankheiten. Denn in der Muttermilch sind Antikörper enthaltenen, die Schutz vor bestimmten Krankheiten bieten.
Gestillte Kinder erkranken nachweislich seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen oder Mittelohrentzündungen. Und sie sterben seltener am plötzlichen Kindstod. Später leiden Kinder, die gestillt wurden, zudem seltener an Übergewicht und Diabetes vom Typ 2.
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Saugverwirrung bei Babys vermeiden
Um beim Stillen mehr Freiheit zu erlangen, kann auch eine Flasche eingesetzt werden, zum Beispiel mit Muttermilch oder Fertignahrung. Dies kann manchmal auch nötig sein, wenn die Brust entzündet ist.
Wenn das Kind aber parallel zur Brust an der Flasche saugt, kann das zur sogenannten Saugverwirrung führen. Denn Babys saugen mit unterschiedlichen Methoden an der Brust und dem Flaschenaufsatz.
Ein Stillhütchen wird meist bei wunden Brustwarzen, aber auch bei sogenannten Schlupfwarzen oder flachen Brustwarzen eingesetzt. Denn die Kinder brauchen eine gewisse "Masse", die tief genug im Mund sitzen muss, um zu trinken. Wenn es nur vorübergehend bei einer Entzündung eingesetzt wird, gewöhnt sich das Kind schnell an ein anderes Saugmuster und es kann zu Saugverwirrung kommen. Das Kind muss dann erst wieder lernen, auch bei weniger "Masse" im Mund zu trinken.
Milchspendereflex beim Stillen an der Brust verzögert
Beim Stillen an der Brust wird erst nach einiger Zeit ein Milchspendereflex ausgelöst: "Das heißt, das Baby muss zwei Minuten kräftig an der Brust saugen, ehe die Milch zur Verfügung gestellt wird", erklärt Annkathrin Rinke:
Quelle: imago/Westend61
Wenn möglich, sollte die Flasche sehr dosiert eingesetzt werden. Kurzfristig und vorübergehend kann die Mutter eine Saugverwirrung umgehen, indem sie versucht, das Baby mit Hilfe einer Spritze oder einem speziellen, flexiblen Becher zu füttern. So kann das Baby mit Hilfe der Eltern versuchen, vorsichtig die Milch zu "schlecken". Diese alternativen Methoden am besten auch mit einer Hebamme besprechen. "Wenn es darum geht, mehr Freiheit zu bekommen und dann die Flasche geben zu wollen, wartet man am besten sechs bis acht Wochen, bis sich das Stillen so richtig etabliert hat und bietet dann die Hilfsmittel an", empfiehlt Annkathrin Rinke.
Stillzeit: WHO empfiehlt mindestens vier Monate
Im ersten Lebensjahr gilt ein neugeborenes Kind als Säugling. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich mit Muttermilch zu stillen, mindestens jedoch die ersten vier Monate. Bis zum zweiten Lebensjahr sollten sie im Idealfall auch parallel zur Beikost gestillt werden.
Der Zeitpunkt für die Einführung von Beikost in der Ernährung ist von Kind zu Kind sehr individuell. Ein wichtiges Reifezeichen des Kindes ist der Zungenstoßreflex. Das bedeutet:
Dann würde sie das ganze Prozedere auch wieder abbrechen, so Annkathrin Rinke, und einfach ein paar Wochen später wieder probieren.