Wie Kinder beim Lesen unterstützt werden können: Fünf Tipps
Leseförderung durch Eltern:Kindern beim Lesenlernen helfen
von Arlette Geburtig
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Die Lesefähigkeit von Grundschulkindern wird immer schlechter. Das zeigen verschiedene Studien. Fünf Tipps, wie Eltern ihre Kinder beim Lesenlernen unterstützen können.
Vielen Kindern fehlt heutzutage der Spaß am Lesen, was das Lesenlernen erschwert.
Quelle: dpa
Ein Grund für die Verschlechterung der Leseleistung von Kindern sind die vielen digitalen Alternativen, die mit ihrer einfachen Handhabung auf Kinder einen größeren Reiz ausüben als Bücher.
Während die Schnelllebigkeit der digitalen Medien häufig aufregend und überfordernd sein kann, wirkt Lesen stressreduzierend und entspannend - nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene. Doch wie wird ein Lesemuffel zur Leseratte?
Tipp 1: Geduldig bleiben
Wenn Kinder nicht lesen möchten, obwohl Eltern gefühlt alles probiert haben, fällt gern der Satz "Leg mal das Handy weg und lies etwas". Das ist gut gemeint, setzt aber ein falsches Signal. "Statt als Strafe, sollte das Lesen als Freizeitalternative angesehen werden. Und dafür braucht es vor allem eines: Geduld", erläutert Laura Trost von der Stiftung Lesen. Es gilt, das Lesen immer wieder als Alternative anzubieten und die passenden Voraussetzungen zu schaffen.
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Tipp 2: Bücher sind nicht das einzige Lesemedium
Eltern verwechseln Lesen oft mit dem Lesen eines guten Buches. Doch darum geht es nicht. Kinder sollen vor allem die Möglichkeit haben, eine Fähigkeit für den Alltag zu lernen, so Laura Trost.
Deswegen sollten Kinder unbedingt mit aussuchen, was sie lesen wollen. Das kann ein Buch sein, muss es aber nicht. Es gibt auch Buchcomics, Comics, Mangas oder Zeitschriften, die vielleicht besser zum Kind passen. "Gerade Kinder, die noch nicht so viel lesen, haben es mit diesen Medien leichter", erläutert die Lese-Expertin. "Die Bilder machen die Geschichte abwechslungsreich und die kürzeren Textabschnitte den Einstieg einfacher."
Auf der Webseite von Stiftung Lesen gibt es Empfehlungen für alle Altersstufen und vielseitige Interessen.
Zum Weltttag des Buches gibt es zahlreiche Aktionen, die junge Leser*innen für das Lesen begeistern sollen.23.04.2024 | 4:08 min
Tipp 3: Leseumgebung schaffen
Lesen braucht Konzentration. Daher ist die Umgebung besonders für Leseeinsteiger wichtig. Man sollte einen ruhigen, gemütlichen Ort mit gutem Licht wählen, das Lieblingsgetränk mitgeben und schon fällt der Start leichter. Ist die Geschichte packend, kommt die nötige Konzentration von allein.
Gibt es keinen passenden Platz im Haus, kann sich auch der Besuch einer Bücherei lohnen. Hier gibt es oft gemütliche Leseecken, in denen ungestört gelesen werden kann.
Das Rezept vorlesen beim gemeinsamen Kochen, die Einkaufsliste, kleine Notizen für das Kind in der Butterbrotdose, das Plakat neben der Bushaltestelle - überall können Eltern mit ihren Kindern lesen üben, sagt Laura Trost.
Je einfacher das Lesen irgendwann fällt, desto eher lässt sich das Interesse für längeren Lesestoff wecken.
Das Buch ist bei jungen Menschen nach wie vor gefragt - doch das Leseverhalten hat sich laut einer Studie verändert. Vor allem Social Media bringt sie wieder zum gedruckten Buch.
von Steffi Moritz-Möller
mit Video
Tipp 5: Vorbild sein
Kinder nehmen sich zum Vorbild, was sie sehen. Deswegen ist ein wichtiger Tipp, selbst das Mobiltelefon zur Seite zu legen und zum Buch oder zur Zeitschrift zu greifen. So erfahren Kinder, dass das Lesen ganz natürlich in den Alltag einfließen kann und Spaß macht.
Durch das Lesen beziehungsweise Vorlesen werden Wortschatz und Sprachfähigkeit sowie Fantasie, Einfühlungsvermögen und Gerechtigkeitssinn gefördert. Die Fähigkeit komplexe Sachverhalte zu verstehen und zu beurteilen wird geschult, das Wissen erweitert und die Konzentrationsfähigkeit gesteigert. Laut Lese-Expertin Laura Trost ist das Lesen eine wichtige Kernkompetenz, die maßgeblich zum Erfolg in der Schule und im späteren Berufsleben beiträgt.
Zweieinhalb Stunden täglich verbringen wir am Handy – da bleibt kaum noch Zeit fürs Lesen. 17.11.2023 | 1:49 min
Vorlesen bringt viel
Im Idealfall fängt das Lesen mit dem Vorlesen an. Vorlesen in gemütlicher Atmosphäre schafft Nähe zwischen Eltern und Kind. Gemeinsam lassen sich gefährliche Abenteuer erleben oder knifflige Kriminalfälle lösen. Zudem verbringen Eltern und Kinder dabei viel Zeit miteinander und kommen ins Gespräch. Das stärkt den Zusammenhalt und hilft auch über schwierige Themen zu sprechen.
Hörbücher als Ergänzung
Vergleichbare Alternativen zum Lesen oder Vorlesen gebe es nicht, erläutert Laura Trost von der Stiftung Lesen. "Auch wenn Hörbücher die Fantasie anregen, sind sie passiv und es fehlt die Möglichkeit, sich über das Gehörte auszutauschen und Fragen zu stellen", so die Lese-Expertin. Sie seien aber eine gute Ergänzung.
Studienergebnisse zur Lesekompetenz von Schülern
Die internationale PISA-Studie erfasst alle drei Jahre die grundlegenden Kompetenzen von Fünfzehnjährigen gegen Ende der Pflichtschulzeit, die alltags- und berufsrelevant sind. Der Schwerpunkt liegt auf Lese-, Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen. Im internationalen Leistungsvergleich haben deutsche Schüler*innen im Jahr 2022 das bisher schlechteste Ergebnis erzielt.
Die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) vergleicht länderübergreifend die Lesekompetenz von Schüler*innen der vierten Jahrgangsstufe. Die Ergebnisse der letzten IGLU-Studie von 2021 wurden am 16.05.2023 veröffentlicht. Die Ergebnisse von IGLU 2021 zeigten unter anderem eine Verschlechterung der mittleren Lesekompetenz in Deutschland. Ein Viertel der getesteten Schüler*innen in Deutschland erreichten nicht die internationalen Standards hinsichtlich der Lesekompetenz und die Lesemotivation der befragten Schüler*innen aus Deutschland hat sich im Vergleich zu den vorherigen Testergebnissen ebenfalls verringert, jedoch ist sie nach wie vor hoch.
Arlette Geburtig ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".