Äpfel - warum sie so beliebt sind und den Doktor fern halten

    Sechs Fakten zum beliebten Obst:Darum halten Äpfel den Doktor fern

    von Nadja Baran
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    Er ist das Lieblingsobst der Deutschen und soll den Arzt fernhalten: der Apfel. Wie gesund und verträglich er ist, hängt von der Sorte ab.

    Nadine Krüger und Anja Koenzen stehen hinter Tresen mit Herbstfrüchten.
    Der Herbst ist Erntezeit und auch Pflanzzeit für Obstgehölze. Garten-Expertin Anja Koenzen hat jede Menge Tipps.21.09.2023 | 9:07 min

    1. Äpfel können Krankheitsrisiken reduzieren

    "Der Apfel ist ein super gesundes Lebensmittel, er ist nährstoffreich, hat wenig Kalorien und viele positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit", sagt Gabriele Kaufmann vom Bundeszentrum für Ernährung. Regelmäßig verzehrt soll er das Risiko für Asthma, Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten verringern. Auch bei Alzheimer-Erkrankten scheint der Genuss von Äpfeln einen positiven Einfluss zu haben.
    Die Gründe liegen im hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenolen. Als besonders gesund gilt die Schale:

    Denn hier stecken viele Stoffe, die Cholesterin und Blutdruck senken können, das Immunsystem stärken und als Zellschutz wirken.

    Gabriele Kaufmann, Ernährungswissenschaftlerin

    Wer Probleme hat, die harte Schale mitzuessen, für den hat Kaufmann einen Tipp: "Die Schale kann man einfach pürieren oder beispielsweise im Smoothie verwenden."

    2. Rote Äpfel sind tendenziell gesünder als grüne

    "Rote Äpfel besitzen oft mehr Vitamin C als grüne", sagt Ernährungswissenschaftlerin Kaufmann. So habe der Braeburn bis zu dreimal mehr Vitamin C als der grüne Granny Smith. Auch steckten in roter Schale meist mehr Antioxidantien als in grüner.
    Willi Hennebrüder von BUND Lemgo weist daraufhin, dass der Vitamin-C-Gehalt sortenabhängig sei. So gebe es bei alten Apfelsorten auch gelb-, weiß- und grünschalige Äpfel, die viel Vitamin C enthielten.
    Über den Geschmack sagt die Farbe nicht unbedingt etwas aus: "Der Boskoop ist zwar rot, schmeckt aber herb-säuerlich und eignet sich daher sehr gut zum Backen", erläutert Kaufmann.

    Am besten probiert man die Sorten und findet so seinen Lieblingsapfel.

    Gabriele Kaufmann, Ernährungswissenschaftlerin

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    3. Alte Sorten: Nährstoffreich, aber rar

    Rund 2.000 Apfelsorten gibt es alleine in Deutschland. Im Supermarkt findet sich meist nur eine Auswahl hochgezüchteter Sorten wie Pink Lady, Golden Delicious und Elstar. Alte Apfelsorten wie Berlepsch oder Schöner aus Herrnhut enthalten jedoch "deutlich mehr Polyphenole als neue Sorten", weiß Karl-Christian Bergmann von der Berliner Charité.

    Diese Stoffe schützen die Frucht und haben auch beim Menschen eine gesundheitsfördernde Wirkung.

    Prof. Karl-Christian Bergmann, Allergologe an der Berliner Charité

    Allerdings geben sie dem Obst auch einen leicht herben und säuerlichen Geschmack. Im Handel sind jedoch süße und lang haltende Sorten gefragt, auf die Inhaltsstoffe wird weniger geachtet.
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    4. Allergiker reagieren nicht auf alle Sorten

    Mehrere Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Apfelallergie, sagt Willi Hennebrüder vom BUND. Besonders bei Birkenpollenallergikern kommt es häufig zu einer sogenannten Kreuzreaktion beim Essen handelsüblicher Äpfel. "Doch es gibt Sorten, die gut vertragen werden, aber dies sind fast nur alte Sorten", so Hennebrüder.
    Bergmann und ein Team der Charité untersuchten gemeinsam mit dem BUND Lemgo, ob sich Allergiker durch den täglichen Verzehr von Äpfeln einer alten Sorte gegen die Allergene von modernen Äpfeln desensibilisieren, das heißt eine Toleranz entwickeln können.

    Das Projekt "Apfelallergie" des BUND Lemgo sammelt seit 2005 Daten über verträgliche und unverträgliche Sorten. Ziel ist es, betroffenen Allergikern zu helfen und gleichzeitig zum Erhalt alter Apfelsorten und Streuobstwiesen beizutragen. Allergiker können eine Mail an kontakt@bund-lemgo.de schreiben und erhalten Infos sowie eine bundesweite Liste von Lieferanten alter Sorten.

    Das Ergebnis nach drei Monaten: "Die Teilnehmenden hatten deutlich weniger Symptome beim Essen auch von Äpfeln mit viel Allergenen als zuvor", sagt Bergmann. Und nicht nur das: "Die Probanden meldeten uns noch Monate später, dass sie weniger unter ihrem Heuschnupfen leiden."

    Es gibt erste Anhaltspunkte, dass manche Sorten auch die Birkenpollen-Allergie abmildern könnten.

    Prof. Karl-Christian Bergmann, Allergologe an der Berliner Charité

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    5. Äpfel können lange lagern

    Je nach Sorte halten sich Äpfel unterschiedlich lang, weiß Botanikerin Barbara Bouillon. "Der Gravensteiner ist nach einem guten Monat schon zu weich, während die Champagnerrenette sogar bis in den Frühsommer schmackhaft bleibt."
    Optimal ist eine Lagerung im trockenen Naturkeller oder, wenn es draußen kalt ist, geht auch die Nordseite einer Schuppen- oder Hauswand. Das Steinobst kann auch einfach im Kühlschrank gelagert werden. "Am besten in einer Plastiktüte mit Löchern drin, damit die Äpfel atmen können", erklärt Bouillon.
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    6. Ab Frühsommer auf Äpfel verzichten

    "Man sollte regional, aber auch saisonal Äpfel kaufen", sagt Bouillon. Wer im Juni einen Apfel essen möchte, der bekommt diesen entweder aus Übersee oder aus einem energiefressenden Kühllager, erklärt die Botanikerin.

    Klimatechnisch ist wahrscheinlich der importierte Apfel günstiger, weil die Äpfel im Kühllager aufwendig begast werden, um den Reifeprozess zu verzögern.

    Barbara Bouillon, Botanikerin

    Am nachhaltigsten ist es aber, in dieser Zeit auf Äpfel zu verzichten und saisonales Obst wie Erdbeeren oder Kirschen zu kaufen.

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