Eichenprozessionsspinner: Gefahr durch Brennhaare vermeiden

Vorsicht vor den Brennhärchen:Gefahr durch Eichenprozessionsspinner umgehen

von Birgit Hermes
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Wer je mit den Gifthärchen der Eichenprozessionsspinner-Raupe in Kontakt gekommen ist, weiß: Um diese Tierchen sollte man einen großen Bogen machen. Tipps und Vorsichtsmaßnahmen.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind auf einem Baumstamm zu sehen.
Der Eichenprozessionsspinner ist ein Schmetterling aus der Familie der Zahnspinner. Die Brennhaare der Raupe können beim Menschen Entzündungen der Haut und allergische Reaktionen auslösen.
Quelle: imago/Robert Poorten

Er ist ein unscheinbarer Schmetterling, der in den Eichenwäldern Süd- und Mitteleuropas heimisch ist: der Eichenprozessionsspinner. Begünstigt durch den Klimawandel breitet er sich weiter Richtung Norden aus.
Dem kurzen Leben des ausgewachsenen Falters ist kaum Aufmerksamkeit vergönnt. Für Ärger aber sorgen seine Raupen. Nicht nur, dass sie die frisch ausgetriebenen Blätter befallener Bäume abfressen. Überdies entwickeln sie ab etwa Ende April bis Anfang Mai eine für Menschen problematische Eigenschaft:

Die Raupen bilden im dritten Larvenstadium Brennhaare aus.

Gerlind Lehmann, Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Und diese Brennhaare stellen eine Gesundheitsgefahr für Menschen dar.
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Eichenprozessionsspinner: Symptome bei Kontakt

Denn was den Eichenprozessionsspinner vor Fressfeinden schützen soll, kann beim Menschen im Fall des Kontakts heftige Reaktionen provozieren, wie Biologin Gerlind Lehmann weiß: "Die Brennhaare enthalten das stark reizende Gift Thaumetopoein, das bei Menschen Dermatitis und schwere allergische Reaktionen auslösen kann." Dabei ist ein direkter Kontakt zu den Raupen oder deren Gespinsten gar nicht nötig, um mit den Brennhaaren in Berührung zu kommen.

Schon durch die Luft fliegende Brennhaare können für Beschwerden ausreichen.

Gerlind Lehmann, Projektleiterin Biodiversitätsmonitoring beim NABU

Diese können sich als starker Juckreiz, Atemnot, Entzündungsreaktionen der Haut, Schwindel oder als allergischer Schock äußern, erklärt die Wissenschaftlerin.

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Maßnahmen bei Kontakt

Klar ist: In einer lebensbedrohlichen Situation muss der Rettungsdienst gerufen werden. Bei Atemnot ist ein Arztbesuch vonnöten. Als Sofortmaßnahme empfiehlt Gerlind Lehmann auf jeden Fall zu duschen und die Haare gründlich zu waschen. Außerdem rät sie:

Wechseln Sie die getragene Kleidung und waschen Sie diese. Achten Sie darauf, kontaminierte Kleidung getrennt zu waschen.

Gerlind Lehmann, NABU

In der Regel habe man die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen überstanden.
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Wie man sich schützen kann

Wichtig ist, den Kontakt zu den Raupen und ihren Gespinsten zu vermeiden und großen Abstand zu befallenen Bäumen zu halten. Gerlind Lehmann warnt außerdem davor, sich in der Nähe eines befallenen Ortes auf den Boden zu setzen. "Wenn Sie sich doch in befallenen Gebieten aufhalten müssen, wird zum Tragen von Schutzkleidung wie Schutzbrille, Atemmaske und langer Kleidung geraten", so ihr Tipp. Und stets sollte bei einem Befall bedacht werden: "Die Brennhaare bleiben über Jahre hinweg wirksam", so Lehmann.

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Den Eichenprozessionsspinner selbst bekämpfen?

"Bitte nicht", sagt die Expertin. Auch nicht, wenn er im eigenen Garten auftauche. Wer einen befallenen Baum entdecke, solle das zuständige Amt informieren. Dort leite man die nötigen Maßnahmen ein, indem beispielsweise eine Spezialfirma mit dem Absaugen der Nester beauftragt werde. "Anschließend sollten diese verbrannt werden, da dann die gefährlichen Raupenhaare, welche auch nach dem Tod der Raupe noch jahrelang aktiv sind, vollständig entfernt werden", ergänzt Gerlind Lehmann.
Der Einsatz von Giften im Siedlungsbereich sei indes nicht ausreichend geprüft. Auswirkungen auf Menschen und Umwelt könnten nicht ausgeschlossen werden.
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Frühwarnsystem des DWD

Zwar zeigt das vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellte Frühwarnsystem nicht das aktuelle Vorkommen und die Intensität des Befalls an. Es ist aber "eine sehr gute Vorhersagequelle dafür, ab wann mit den Brennhaaren gerechnet werden kann", kommentiert Gerlind Lehmann die Web-App mit ihrer interaktiven Deutschlandkarte.
Birgit Hermes ist Redakteurin in der ZDF-Umweltredaktion.

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Quelle: dpa

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