Brustkrebs Metastasen: Unheilbar aber palliativ behandelbar

    Metastasierter Brustkrebs:Palliativ heißt nicht gleich sterben

    von Christina-Maria Pfersdorf
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    Haben sich bei Brustkrebs-Patientinnen Metastasen gebildet, sprechen Ärzte von einer palliativen Situation. Wie man auch damit noch viele lebenswerte Jahre haben kann.

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    Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 70.000 Frauen an Brustkrebs, einem Mammakarzinom. "In den meisten Fällen ist dieser mittlerweile gut heilbar, insbesondere, wenn er rechtzeitig erkannt wird und sich noch keine Metastasen gebildet haben", beruhigt Prof. Marcus Schmidt. Er ist Leiter des Brustzentrums der Universitätsmedizin Mainz.
    Die Aussicht auf vollständige Heilung hängt auch von der Art des Brustkrebses ab. Für die Behandlung ist es wesentlich, welche Rezeptoren die Tumore auf ihrer Oberfläche tragen. Daher werden Tumore in Untergruppen klassifiziert und die Therapie entsprechend gewählt.

    • Am häufigsten und gut behandelbar sind die sogenannten Luminalen Tumore. Sie werden hormonell beeinflusst. Man bezeichnet sie daher als Hormon-Rezeptor (HR) positiv. An den Rezeptoren auf der Tumoroberfläche docken Hormone (Östrogen, Progesteron) an, die das Wachstum begünstigen.
    • Tumore mit HER2-Rezeptoren haben Bindungsstellen für Wachstumsfaktoren an der Oberfläche der Krebszellen, die diese zur Teilung anregen. Sind auf der Zelloberfläche besonders viele HER2-Rezeptoren vorhanden, geht dies oft mit einem aggressiveren Verlauf der Krebserkrankung einher. Gezielte, gegen HER2 gerichtete Therapien blockieren diese Rezeptoren und hemmen damit das Zellwachstum.
    • Tumore, die weder Hormon- noch HER2-Rezeptoren besitzen, werden als triple-negativ (HER2-negativ, HR-negativ) bezeichnet. Sie haben bislang die ungünstigste Prognose. Es gibt aber einige vielversprechende Ansätze in der Behandlung.

    Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft

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    Fernmetastasen entstehen, wenn sich Tumorzellen lösen und über die Lymph- oder Blutbahn in anderem Gewebe niederlassen, sich vermehren und dort Tochtergeschwülste bilden. Beim Mammakarzinom tritt das nur bei einer Minderheit der Patientinnen auf, oft erst einige Jahre nach der Erstdiagnose. Viele Brustkrebs-Patientinnen müssen deswegen lange in Therapie bleiben.
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    In einem fernmetastasierten Stadium besteht mit den heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden keine realistische Aussicht auf vollständige Heilung. Es werden meist Tumorherde im Körper bleiben.

    Kurativ, chronisch oder palliativ

    "Solange sich noch keine Metastasen gebildet haben, spricht man von kurativ, da hier Heilung das klare Ziel ist", erklärt Schmidt. Sobald Fernmetastasen vorhanden sind, ist die Krebserkrankung chronisch.

    Eine chronische Erkrankung ist eine Erkrankung, die man zwar nicht mehr komplett wegbekommt, mit der man aber leben kann.

    Prof. Marcus Schmidt, Leiter Brustzentrum, Universitätsmedizin Mainz

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    Er habe durchaus Patientinnen, die er schon mehr als 15 Jahre lang behandle, so Schmidt weiter. Dennoch spricht man in der Medizin offiziell von einer palliativen Situation, sobald Fernmetastasen diagnostiziert sind. Schmidt vermeidet das Wort palliativ gegenüber seinen Patientinnen, da viele dabei sofort ans Sterben denken.

    Hoffnung durch neue Therapien

    In der Krebsmedizin hat sich viel getan, sagt Schmidt. Was er Brustkrebs-Patientinnen auch immer mit auf den Weg gebe, sei, dass die Zeit für sie spiele.

    Brustkrebs ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen gut enträtselt und mit großer Regelmäßigkeit kommen neue und effektivere Therapien auf den Markt.

    Prof. Marcus Schmidt, Leiter Brustzentrum, Universitätsmedizin Mainz

    Als Immuntherapien werden alle Methoden bezeichnet, die das körpereigene Immunsystem nutzen, um Krebs zu bekämpfen. Dafür kommen ganz unterschiedliche Ansätze in Frage. 
    Was ihnen gemeinsam ist: Schon bestehende Abwehrmechanismen des Körpers werden verstärkt und gezielt auf die Krebszellen gerichtet. 
    Nur wenige Immuntherapien sind bereits zur Behandlung von Krebspatienten zugelassen. Weitere werden aber intensiv in der Grundlagenforschung und in klinischen Studien geprüft.

    Quelle: krebsinformationsdienst.de

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    So besteht durchaus die Möglichkeit, Metastasen mithilfe hochwirksamer Therapien so zu zerstören, so dass sie auf bildgebenden Verfahren nicht mehr sichtbar sind. "Wenn man sich die Bilder anschaut, dann schafft man es zum Beispiel beim triple-negativen Brustkrebs schon mit einer Chemo- und Immuntherapie, bei etwa zehn Prozent der Fälle den Tumor komplett aus dem CT zu vertreiben", so der Experte. Dennoch bleiben in den allermeisten Fällen kleine Tumorzellen zurück, die sich mit der Zeit wieder teilen und mutieren können. Sie sprechen dann auf die aktuelle Therapie nicht mehr an. Es gibt aber auch einige Fälle von Langzeitüberlebenden.

    Positive Einzelfälle gibt es glücklicherweise immer wieder. Beim metastasiertem Brustkrebs sind das so drei Prozent.

    Prof. Marcus Schmidt, Leiter Brustzentrum, Universitätsmedizin Mainz

    Psyche nicht unterschätzen

    Erhält man die Diagnose metastasierter Brustkrebs, ist es sehr wichtig, Gespräche mit Therapeuten oder Psychoonkologen zu führen. "Die Psyche spielt eine ganz wesentliche Rolle in der Krankheitsverarbeitung und -bewältigung", weiß Schmidt. "Ich versuche jeder Patientin von Anfang an zu vermitteln, dass es das ist, was sie selbst in der Hand hat." Auch das Erlernen von Methoden, um Ängste abzubauen, könne zu einem positiven Krankheitsverlauf beitragen.

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    Christina-Maria Pfersdorf ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne-Service täglich".

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