Work-Life-Balance verbessern:Jobsharing: So funktioniert das Arbeitsmodell
von Franziska Matthiessen
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Eine Vollzeitstelle zu teilen sorgt für mehr Flexibilität an Arbeitstagen und kann eine bessere Work-Life-Balance bringen. Welche Modelle es gibt und wie man Arbeitgeber überzeugt.
Jobsharing bedeutet, sich eine Vollzeitstelle mit einer anderen Person zu teilen. Das bietet beiden Arbeitnehmern einige Vorteile.
Quelle: Imago / Westend61
Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich flexible Arbeitsmodelle, um Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Eine Möglichkeit hierfür ist das Jobsharing. Doch wie funktioniert dieses Arbeitszeitmodell konkret? Welche Vorteile und Herausforderungen bringt es mit sich? Und wie gelingt eine erfolgreiche Zusammenarbeit?
Jobsharing: Welche Modelle gibt es?
Die Definition von Jobsharing sei simpel, sagt Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE): "Beim Jobsharing teilen sich meist zwei, manchmal auch mehrere Arbeitnehmer eine Stelle." In der Regel folgen die Job-Partner denselben Aufgaben, die sich aus der Stelle ergeben. Dennoch könnten beide Parteien, je nach Talenten und Spezialinteressen, auch einen eigenen Wirkbereich haben.
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Für Jobsharing gebe es keine festgelegten Modelle, erklärt Rump. "Klassisch ist die Aufteilung 50:50, in der Praxis haben sich aber Überlappungen bewährt", sagt sie. Das bedeute, dass Arbeitnehmer etwa 55:55 oder 60:60 arbeiten.
Das ermöglicht den Tandems, sich besser abzusprechen und zu organisieren.
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Prof. Dr. Jutta Rump, Institut für Beschäftigung und Employability (IBE)
Streng genommen sei die geteilte Stelle damit jedoch mehr als nur eine Planstelle und für Arbeitgeber bedeute das eine Kostensteigerung. "Das muss man dann auch gut verkaufen", so die Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen stellt der Paragraf 13 des Teilzeitbefristungsgesetz (TzBfG). Arbeitnehmer können sich einen Arbeitsplatz teilen und sind nur verpflichtet sich zu vertreten, wenn sie zustimmen oder es vertraglich geregelt ist. Scheidet ein Jobsharing-Partner aus, bleibt der andere geschützt - außer bei Änderungskündigungen oder anderen Kündigungsgründen. Die Regelung gilt auch für Gruppen mit festen Zeitabschnitten für ihre Arbeit. Tarifverträge können abweichende Vertretungsregeln enthalten, die auch für nicht tarifgebundene Unternehmen gelten.
Arbeitgeber von Jobsharing überzeugen
"Man sollte gut vorbereitet in das Gespräch mit dem Arbeitgeber gehen", rät Jutta Rump. Wichtig sei es, konkrete Lösungen statt nur eine vage Idee zu präsentieren und die Vorteile zu betonen. Überzeugen können laut Rump folgende Argumente:
Höhere Innovationskraft durch verschiedene Perspektiven, die sogenannte Schwarmintelligenz.
Kontinuität durch dauerhafte Besetzung der Stelle, auch bei Urlaub oder Krankheit.
Steigende Arbeitgeberattraktivität, was die Rekrutierung von Mitarbeitenden erleichtert.
"Im Optimalfall schlagen Sie Ihrem Arbeitgeber auch gleich schon eine Personalie vor, mit der Sie sich die Stelle teilen wollen", empfiehlt Rump. Am besten sei es, wenn sich unternehmensintern ein Tandem zusammenschließe. Andernfalls könnte der Arbeitgeber den Eindruck gewinnen, er müsse eine weitere Stelle besetzen.
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Drei Tipps für erfolgreiches Jobsharing
Neben der organisatorischen Abstimmung spielt auch die Persönlichkeit der Tandempartner eine große Rolle für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Jobsharing funktioniert am besten, wenn beide eine ähnliche Arbeitsmoral haben.
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Prof. Dr. Jutta Rump, Institut für Beschäftigung und Employability (IBE)
Damit das Jobsharing funktioniert, müssen vor allem drei Parameter passen, erklärt Rump.
Gegenseitiges Vertrauen: Beide Partner sollten sich aufeinander verlassen können.
Klare Aufgabenverteilung: Jeder sollte wissen, wofür er verantwortlich ist.
Für Arbeitnehmer bedeutet Jobsharing mehr Abstimmung, betont die Expertin.
Hier finden Job-Tandems zusammen und werden Stellenangebote für Jobsharing platziert.
JobTwins: Bringt passende Jobsharing-Partner zusammen. Zudem können Unternehmen Stellen für Tandems ausschreiben.
WeJobShare: Fokussiert sich auf die Vermittlung von Jobsharing-Positionen und Interessierten.
Weshare1: Stellt Informationen zu Jobsharing und Topsharing bereit, um Privatpersonen und Unternehmen bei der Umsetzung von Jobsharing zu unterstützen.
Bei den großen Jobbörsen wie StepStone können durch die Eingabe des Suchbegriffs "Jobsharing" ebenfalls entsprechende Angebote gefunden werden.
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Wo Jobsharing als Arbeitsmodell funktioniert
Grundsätzlich sei Jobsharing in allen Branchen, Unternehmensgrößen und Positionen möglich. "Schwierig, wird es allerdings, wenn Jobs stark an eine bestimmte Person gebunden sind und Aufgaben von anderen Angestellten nicht problemlos weitergeführt werden können", sagt Rump. Das sei etwa in höheren Führungspositionen der Fall, oder wenn Arbeitnehmer über Spezialwissen und besondere Fähigkeiten verfügen.
Ihrer Erfahrung nach sei Jobsharing in großen Konzernen und größeren mittelständischen Unternehmen eher umsetzbar als bei kleineren Firmen. Aber auch hier lohne es sich, nach Jobsharing zu fragen. "Oftmals wird diese Frage dort einfach etwas hemdsärmeliger gelöst", so die Arbeitsmarktforscherin.
Topsharing ist eine besondere Form des Jobsharings, bei der sich zwei Personen eine Führungsposition teilen. Dies ermöglicht mehr Flexibilität und eine bessere Work-Life-Balance, während Unternehmen von breiterem Know-how und kontinuierlicher Verfügbarkeit profitieren.
Dennoch bleibt das Modell in der Praxis selten. Dabei könnte das Modell helfen, Führung attraktiver zu gestalten und qualifizierte Fachkräfte langfristig zu binden, heißt es in einem Bericht, der im Auftrag des ifo-Instituts der Universität München erstellt wurde.
Die Arbeitswelt in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Es gibt deutlich mehr Jobs und mehr Teilzeitarbeit, dafür arbeiten Vollzeitbeschäftigte etwas kürzer.
mit Video
Quelle: dpa
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