Para-Langlauf-WM: Merle Menje im Schlitten auf Medaillenjagd

    Para-Langlauf-WM in Toblach:Merle Menje im Schlitten auf Medaillenjagd

    von Lars Becker
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    Im Rennrollstuhl ist Merle Menje Weltmeisterin und war schon zweimal bei den Sommer-Paralympics dabei. Jetzt kämpft sie auch im Schnee bei der Para-Langlauf-WM um Medaillen.

    Merle Menje
    Merle Menje beim Para-Langlauf (Archivfoto)
    Quelle: Imago

    "German Wunderkind" - diesen Titel hat Merle Menje schon im Jahr 2021 verpasst bekommen. Die damals 16-Jährige tauchte bei den Para-Leichtathletik-Europameisterschaften in Polen wie aus dem Nichts auf und raste in ihrem Rennrollstuhl zu je zweimal Gold und Silber.
    Weltmeisterin ist sie im vergangenen Jahr auch noch geworden und inzwischen schon zweimal bei den Sommer-Paralympics in Tokio (2021) und den Paralympics 2024 in Paris gestartet. Unglaubliche Erfolge für eine so junge Frau, doch nun will sie auch im Winter aufs Podest.
    Die inkomplett querschnittsgelähmte Merle Menje startet in dieser Woche bei der Para-Skilanglauf-Weltmeisterschaft im italienischen Toblach. Die inzwischen 20-Jährige erklärt, warum sie im Winter auch im Schnee unterwegs ist:

    Es hat einfach mal so begonnen, dass ich im Winter auch etwas machen wollte, weil Rollstuhl und Schnee verträgt sich nicht so gut. Also habe ich mit dem Langlauf im Schlitten angefangen.

    Merle Menje

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    Was anfangs nur als Ausgleich gedacht war, entwickelte sich für die ehrgeizige Para-Sportlerin schnell zur Passion: "Auch weil ich mit der Familie schon immer gern im Schnee unterwegs war."

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    Inzwischen klopft sie auch bei den Schnee-Experten an die Podestplätze an. Bei der Weltcup-Generalprobe für die Paralympics 2026 im Val die Fiemme landete Menje kürzlich im Langlauf-Sprint auf Platz vier. Zum Podestplatz fehlten nur 0,9 Sekunden.
    Bei der Para-Langlauf-WM in Toblach landete sie am Mittwoch über die für sie zu langen 10 km auf Platz acht. Gold für Deutschland gab es in der sitzenden Klasse trotzdem durch Teamkollegin Anja Wicker. Leonie Walter gewann zum WM-Auftakt Bronze in der Klasse der Frauen mit Sehbeeinträchtigung über 7,5 km.
    Merle Menje als Leichtathletin auf der Para-WM
    Merle Menje bei der Para-WM der Leichtathleten.
    Quelle: IMAGO / AFLOSPORT

    Dort will auch Merle Menje hin, die WM in Italien ist nur der Testlauf für ihr größtes Winter-Highlight Anfang März. Dann werden die Para-Langläufer erstmals im Rahmen der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften der Nichtbehinderten im norwegischen Trondheim ihre Sprint-Champions ermitteln – vor Zehntausenden Zuschauern. Darauf freut sie sich besonders:

    Das ist sehr, sehr cool, es gibt nichts Besseres. Endlich haben wir mal eine große Plattform, uns zu zeigen – sonst sind ja kaum Zuschauer da.

    Merle Menje

    Auf einer noch größeren Plattform will sie in einem Jahr performen. "Natürlich ist jetzt mein Ziel, mich für die Winter-Paralympics im kommenden Jahr zu qualifizieren", erzählt sie. Darauf konzentriert sich die gebürtige Mainzerin jetzt, der Rennrollstuhl rückt erstmal an zweite Stelle: "Ich mache eine Periodisierung immer mit Blick auf die Paralympics. Bis 2026 liegt der Hauptfokus auf dem Winter, die zwei Jahre danach bis 2028 wieder auf dem Sommer." 

    Winter- und Sommerdisziplin ergänzen sich gut

    Damit sind nur die Prioritäten benannt, denn Menje wird weiterhin im Schlitten (Winter) und im Rennrollstuhl (Sommer) unterwegs sein. "Das Training ergänzt sich sehr gut, weil ähnliche Muskelgruppen angesprochen werden. Also profitiere ich im Winter vom Sommer und umgekehrt", sagt sie.
    Dass mit dem Winter-Training im Schnee funktioniert auch deshalb besser, weil Menje ihr Abitur gemacht und seit September nach Freiburg gezogen ist. Sie hat in dieser Saison in der Feldberg-Region, im Trainingslager im italienischen Livigno und bei Weltcups so viele Schnee-Kilometer trainiert wie noch nie.
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    Sie absolviert gerade den Bundesfreiwilligendienst am Olympiastützpunkt und konzentriert sich ansonsten komplett als Profi auf ihre Sport-Leidenschaft im Winter wie Sommer. Finanziert wird das Ganze – neben der finanziellen Unterstützung von Sponsoren und der Deutschen Sporthilfe – auch aus eigener Tasche. "Ich habe mir als Schülerin Geld angespart, dass ich jetzt nutze, um mir meinen Traum zu erfüllen", sagt sie. Diese Worte beweisen, dass viel mehr als Magie hinter dem "German Wunderkind" steckt.
    "Der Name ist natürlich eine Ehre", sagt Merle Menje: "Aber es ist kein Wunder, das dahintersteckt, sondern knallharte Arbeit und Disziplin. Man muss sich Stück für Stück verbessern – das sieht man im Winter ganz besonders."

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