Strukturwandel in der Lausitz: Was nach der Kohle kommt

    Strukturwandelkonferenz Cottbus:Lausitz im Wandel: Was nach der Kohle kommt

    von Katrin Lindner
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    Auf der Konferenz in Cottbus geht es um die Energie- und Wärmewende, um die Zeit nach der Kohle in der Lausitz und im Mittedeutschen Revier. Wie der Strukturwandel vorankommt.

    Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG).
    Die Region in Ostdeutschland hat jahrzehntelang von dem Abbau von Braunkohle gelebt, nun muss man dort umdenken: Bis spätestens 2038 soll der Ausstieg aus der Braunkohle gelingen.27.02.2024 | 1:37 min
    Cottbus ist das Herz der Lausitz. Hier spüren die Menschen seit Jahrzehnten, was Strukturwandel heißt. Nach der Wende verloren Tausende ihre Arbeit und Strukturwandel gibt es immer noch. Diesmal mit einer konkreten Jahreszahl: Bis 2038 soll Schluss mit der Kohle sein. Hart für die Lausitz, für Cottbus, die Stadt, die Zentrum der Energiegewinnung war, ist und bleiben möchte. Selbst der Fußballclub trägt das in seinem Namen: Energie Cottbus.
    Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht in der Stadthalle zur Energiewende: "Die Lausitz ist ideal geeignet, weil eine Gasleitung von Lubmin hier runter geht, die könnte man umwidmen zu einer Wasserstoffleitung und es gibt ganz viele kleine und größere Projekt, die das Ganze flankieren."

    Hier ist eine große Dynamik ausgebrochen.

    Robert Habeck, Wirtschaftsminister

    ICE-Instandhaltungswerk Cottbus eröffnet

    Die Menschen in Brandenburg nehmen das Wort Dynamik nicht so schnell in den Mund. Aber wer nach Cottbus fährt, passiert einen riesigen Neubau direkt am Bahnhof der Stadt. Das neue ICE-Werk der Bahn. Und das steht für etwas ganz Besonderes. Denn die Cottbuser haben lange für den Erhalt des alten Instandsetzungswerkes der Bahn gekämpft, die Deutsche Bahn wollte es sogar schließen.
    Jetzt werden hier ICEs gewartet und eine zweite Halle soll noch dazukommen. Gefördert durch Strukturmittel des Bundes. Für viele Menschen in der Lausitz ist das ein Zeichen, dass etwas passiert.
    GERMANY-POLITICS-AGRICULTURE-FARMERS-PROTEST
    Ein neues ICE-Werk für Cottbus. Neue Arbeitsplätze für eine Region, die aus der Kohle aussteigen soll. Der Protest der Landwirte erreicht den Kanzler auch bei der Werkseröffnung.11.01.2024 | 2:48 min

    Bewohner zwischen Aufbruchstimmung und Skepsis

    Kerstin Rehbein aus Cottbus sagt: "Es ist schon tatsächlich ein Stück Aufbruchstimmung durch das Bahnwerk. Für den Mittelstand ist das zwar schwierig, weil viele Mitarbeiter natürlich sich jetzt dahin abwerben lassen. Aber es entsteht ein bisschen das Gefühl, dass man gar nicht von Berlin so weit weg ist und der Speckgürtel sich gerade ausdehnt."
    Sabine Groß arbeitet bei der Stadt. Sie meint, jetzt sei das hier alles politisch gewollt. Sie merkt an:

    Trotzdem ist es nicht sicher, dass sie bis zum Schluss alle hier landen, diese Milliarden. Das werden wir sehen.

    Sabine Groß, Angestellte der Stadt Cottbus

    "Klar, das Bahnwerk haben sie in einem totalen Tempo hochgezogen. Nun können sie sagen, was wir hier alles Tolles machen. Das ist alles okay und bis jetzt sehe ich das auch positiv." Aber sie möchte, dass die Politiker auch zu ihrem Wort stehen. "Und das ist eben immer die Frage", sagt sie.
    Auf dem Bild sieht man junge Mädchen aus Spremberg.
    Die Lausitz ohne Braunkohle ist für viele dort nicht denkbar. Doch wie sieht die Lausitz ohne Tagebau und Kraftwerke aus? Vor allem junge Frauen fürchten um ihre Perspektiven und verlassen vermehrt die Region.27.01.2024 | 4:28 min

    Strukturmittel vom Bund für neue Arbeitsplätze

    Sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze sollen in den Kohleregionen entstehen. Dafür stellt der Bund Strukturmittel bereit. In der Lausitz ist die Liste lang. Energiegewinnung soll weiter gehen, aber klimaneutral. Daran forscht Prof. Mario Ragwitz von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie. Er schließt einen Container auf, in dem Wärmepumpen getestet werden. Der Anfang für ein Testzentrum in Cottbus:
    "Wir haben bei den Großwärmepumpen noch wenig Erfahrung im Einsatz, gerade für hohe Temperaturen große Temperaturdifferenzen zu überbrücken. Und all das wird hier getestet und die Wärmepumpen werden so weiterentwickelt, dass wir sie tatsächlich für die Bereitstellung von Fernwärme und für industrielle Prozesswärme einsetzen können", so Ragwitz. In Cottbus haben sie momentan 60 Mitarbeitende, rechnen aber damit, dass diese Zahl sich in den nächsten 5 Jahren verdoppelt.

    Dafür ist es wichtig, dass wir Spezialkräfte aus der gesamten Welt anziehen. Dafür muss die Region weiter an Attraktivität gewinnen. Das ist ein ganz zentrales Element.

    Mario Ragwitz, Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie

    LEAG-Kraftwerk in der Lausitz
    Die LEAG mit Sitz in Cottbus ist in der Lausitz der Energie-Versorger. Bis zum Kohleausstieg 2038 will die LEAG zum größten Erzeuger erneuerbarer Energie werden.06.09.2023 | 1:59 min

    Lausitz-Beauftragter: Fachkräfte für Strukturwandel nötig

    Fachkräfte brauchen sie in der Lausitz, um den Strukturwandel zu stemmen. Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter des Ministerpräsidenten von Brandenburg fasst zusammen:

    Wir müssen sehen, dass die Lausitz weltoffen bleibt, das ist entscheidend, um die Fachkräfte herzubekommen, die wir hier nun dringend brauchen.

    Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter des Ministerpräsidenten

    Katrin Lindner berichtet aus dem ZDF-Landesstudio Brandenburg in Potsdam.

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