Mohammeds verfeindete Erben

Lesetipp

• Zenith-Magazin Religion

  Zenith Magazin
  Ausgabe 1/17: Religion
  ISSN 1439 9660
  
  Das Hauptthema der aktuellen Ausgabe des Zenith-Magazins ist dem Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten gewidmet. Es ist noch gar nicht lange her, dass es relativ unerheblich war, welcher der beiden großen Konfessionen ein Muslim angehörte. In Ländern wie dem Jemen, Syrien oder dem Irak, in denen Schiiten und Sunniten zusammen leben, waren gemischte Ehen durchaus üblich. Kinder die daraus hervorgehen werden seit einigen Jahren launig „Sushi“ genannt. Doch die Zeiten haben sich geändert. Gemischte Stadtviertel sind seltener geworden, weil sich politische Parteien die religiösen Unterschiede zu Nutze machen. Die unterschiedlichen Konfessionen sind nicht die Ursache der aktuellen Kriege, aber sie werden dazu benutzt sie zu befeuern. Dies geschieht nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Islam. In allen Zeiten haben sich Schiiten und Sunniten der frühesten islamischen Geschichte bedient, um ihre eigenen Vorstellungen zu legitimieren. Was sich dahinter verbirgt und wie die geteilte muslimische Welt heute damit umgeht, behandelt das 25 teilige Dossier „Sunniten & Schiiten“ mit beeindruckenden Bildern und Fakten, die die Gegenwart mit der Vergangenheit verschmelzen lassen.

• Nervöser Orient

  Kersten Knipp
  Nervöser Orient. Die arabische Welt und die Moderne
  Darmstadt 2016
  ISBN 978-3-8062-3367-4
  
  Der Autor beleuchtet die Rolle des Westens bei den aktuellen Veränderungen in der arabischen Welt. Er erzählt von unerfüllten Erwartungen und gebrochenen Versprechen. Vom Versagen des Westens im Umgang mit arabischen Despoten und der Enttäuschung, die sich nach dem Ausbruch des arabischen Frühlings 2011 ausbreitete, als er vielerorts nur mehr Leid brachte. Es ist dieses vielfache Scheitern, das zur „Nervosität“ in den Ländern geführt hat, so die These des Buches. Anders als andere westliche Autoren, die als eines der größten Probleme der arabischen Welt ihre tiefe Verwurzelung im Islam ansehen, zeigt der Autor, in Anlehnung an viele arabische Schriftsteller, Ökonomen und Intellektuelle, den engen Zusammenhang zwischen dem politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Hintergrund der Länder und der aktuellen Krise in diesem Teil der Welt. Nicht nur die Religion kann das politische Geschehen beeinflussen, auch Politik, Wirtschaft und Soziales hinterlassen Spuren in der aktuellen Ausübung und Deutung des Islam. Glauben ist keine Einbahnstraße. Die Auslegung bestimmt die Richtung. Auch der Kapitalismus stellt die arabische Welt vor eine große Herausforderung. Und sehr präzise bringt Knipp das Scheitern der Anhänger der „Arabellion“ mit einem Satz auf den Punkt: “Was sie nicht wussten: Macht verträgt kein Vakuum.“

• Die Dschihad-Generation

  Petra Ramsauer
  Die Dschihad-Generation. Wie der apokalyptische Kult des Islamischen Staats Europa bedroht
  Styria Verlag 2015
  ISBN 978-3222135163
  
  Die Kriege im Irak und in Syrien haben eine neue Generation von religiös motivierten Kriegern hervorgebracht. Entstanden unter sunnitischen Gruppen im Irak, die sich von der schiitischen Regierung unterdrückt fühlen und ein eigenes Land für sich beanspruchen, schreiten die Kämpfer des Islamischen Staates bisher unaufhaltsam nach Westen fort. Sie schrecken weder vor Folter noch Mord zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Ihr Ziel sind dabei nicht nur Vertreter der Regierung oder Abtrünnige, zu denen für sie auch die Schiiten zählen. Traurige Berühmtheit erlangten die Krieger des IS (Islamischer Staat) in den vergangenen Jahren durch die bewusste Zerstörung von Kulturgütern im Nahen und Mittleren Osten. Trauriger Höhepunkt, zumindest in der medialen Berichterstattung, die Zerstörung der weltberühmten Oasenstadt Palmyra, der die Exekution des dort lebenden 82-jährigen Chefarchäologen vorausging. Trotz dieser Gräueltaten haben sich in den vergangenen Jahren unzählige junge Menschen aus westlichen Ländern den Truppen des „Islamischen Staates“ angeschlossen. Petra Ramsauer beschreibt, welche Rolle dabei die sozialen Netzwerke spielen und versucht Antworten darauf zu finden, warum sich junge Menschen, die im Westen groß geworden sind, zu den Radikalen sunnitischer Prägung überlaufen.

• Der Kampf ums Paradies

  Paul M. Cobb
  Der Kampf ums Paradies – Eine islamische Geschichte der Kreuzzüge
  Mainz 2014
  ISBN 978-3-8053-4884-3
  
  Obwohl es in dem Buch von Paul Cobb vornehmlich um die Sicht der Muslime auf die christlichen Kreuzzüge geht, enthält es auch viele Informationen zur innerislamischen Spaltung in Sunniten und Schiiten. Es geht dabei um die ersten großen Dynastien der islamischen Geschichte, die Umayyaden, mit ihrer Metropole Damaskus, gegen die Hussein, der Enkel Mohammeds und der wichtigste Märtyrer im schiitischen Glauben in den Krieg zog und verlor. Deren Nachfolger, die Abbasiden mit Hauptsitz in Babylon und ihre Gegner, die Fatimiden, die der schiitischen Konfession angehören und in Kairo die erste islamische Universität gründeten. In dem Unterkapitel „Der sunnitisch-schiitische Kalte Krieg“ gibt  Cobb eine gute Zusammenfassung darüber, wie es zur Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten kam und macht deutlich, dass die konfessionelle Zugehörigkeit schon in frühester Zeit immer dann zu einem Streitfall wurde, wenn Politiker sie für ihre Machenschaften nutzten.

• Sendungsinformationen

  Erstausstrahlung ZDF: 9. April 2017 19.30 Uhr
  
  Buch und Regie Tilman Remme
  Redaktion TV Georg Graffe, Heike Schmidt
  Redaktion Online Björn Raddatz