Ihr bekanntester Vertreter: der Neurologe Walter Freeman. Die Operation am Gehirn führte er bei tausenden Menschen durch und machte einige zu Pflegefällen. Warum zerstört ein Arzt die Gehirne von Menschen? Und warum gilt das damals als Lösung für psychische Erkrankungen?
Psychologe Dr. Leon Windscheid erklärt, wie es so weit kommen konnte und klärt auf, ob wir heutzutage besser vor medizinischer Willkür geschützt sind. Während der Lobotomie wird mit einem spitzen Gegenstand die Schädeldecke durchstoßen, um dann Nerven im Gehirn zu durchtrennen. Der Arzt und Neurologe Walter Freeman konnte seine Lobotomie sehr erfolgreich vermarkten: Er behauptete, mit seiner Hirn-OP würden Menschen von schweren psychischen Leiden wie Schizophrenie oder starken Angstzuständen geheilt. Mit Vorher-Nachher-Fotos versuchte er den Erfolg seiner neurochirurgischen Operation zu beweisen. Doch zahlreiche Patientinnen und Patienten waren nach der Lobotomie apathisch, ihrer Emotionen und Persönlichkeiten beraubt. Einige starben sogar. Eine seiner berühmtesten Opfer: Rosemary Kennedy. 1941 ließ ihr eigener Vater eine Lobotomie an der damals 23-jährigen Rosemary durchführen – mit verheerenden Folgen.
Prof. Henrik Walter ist Psychiater und Hirnforscher an der Charité in Berlin und befasst sich mit ethischen Fragen in den Neurowissenschaften. Zur Lobotomie von Walter Freeman hat er eine ganz eindeutige Meinung: „Das war schon damals unverantwortlich und das hat er gemacht, obwohl Leute Infektionen bekamen, obwohl sie geblutet haben, obwohl sie gestorben sind. Und er hat einfach weitergemacht.“