Sollte Homöopathie eine Kassenleistung bleiben?

Die Deutsche Homöopathie-Union (kurz: DHU) definiert Homöopathie als "Heilverfahren, bei dem von Krankheit Betroffene mit den Substanzen in hoher Verdünnung behandelt werden, die in großer Menge die gleichen Symptome bei Nicht-Erkrankten auslösen." Bei einer homöopathischen Behandlung sollen also die Auslöser einer Krankheit gleichzeitig auch zur Therapie dieser Krankheit eingesetzt werden und den Körper damit helfen, sich selbst zu helfen. Dabei wird die Substanz jedoch sehr hoch verdünnt. Dies geschieht z.B. durch Wasser, Alkohol, Milchzucker oder Glycerin. Der zugrundeliegende Grundsatz der Homöopathie "Ähnliches mit Ähnlichem" zu heilen stammt von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann Ende des 18. Jahrhunderts. 

Die Naturheilkunde wurde mit den Methoden der heutigen Medizin überprüft. Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nachweisbar. Das gilt nicht für Homöopathie. Diese ist wissenschaftlich nicht nachprüfbar. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass in der Naturheilkunde Stoffe stärker wirken und mehr Nebenwirkungen haben, wenn man mehr davon einnimmt. In der Homöopathie gilt, dass ein Stoff umso stärken wirken soll, desto mehr man ihn verdünnt.

Beim Placebo-Effekt handelt es sich um den Effekt von Scheinbehandlungen, z.B. in Form von Pillen ohne Wirkstoff oder nicht durchgeführten Operationen. Diese Scheinbehandlungen können im Körper verschiedene Prozesse auslösen, die unter anderem Herzfrequenz, Blutdruck, Immunsystem oder Botenstoffe im Gehirn beeinflussen. Placebos wirken dabei auf unterschiedliche Weise: Zum einen kann die positive Erwartung auf eine Verbesserung der Symptomatik nach Einnahme eines Placebos zu einer tatsächlichen Minderung der Symptome führen. Durch diese positive Erwartung kann außerdem das körpereigene Schmerzabwehrsystem aktiviert werden. Der Placebo-Effekt funktioniert einerseits über Täuschung, d.h. Patient*innen wissen nicht, dass es sich um ein Placebo-Mittel handelt. Der Effekt zeigt sich aber auch ohne Täuschung. Das konnte der Forscher Ted Kaptchuk mit seinem Team 2010 herausfinden. Nachdem eine Studienteilnehmerin wissentlich ein Placebo einnahm (das Wort "Placebo" stand dabei sogar auf der Verpackung des Medikaments), verbesserten sich die Symptome trotzdem signifikant.  

Homöopathische Mittel enthalten in der Regel keine hochpotenzierten Wirkstoffe und sind deshalb nicht direkt schädlich. Eine Studie aus 2012 zeigte jedoch, dass die Mittel eine allergische Reaktion hervorrufen können, wenn sie nicht stark verdünnt wurden. Homöopathie kann indirekt schaden, wenn sie der herkömmlichen Medizin bei schwereren Krankheiten vorgezogen wird.