ZDFzeit - Allein unter Millionen - Die Epidemie der Einsamkeit
- UT0
- 22.02.2022
Wir leben in modernen Zeiten, in einer vernetzten Welt. Wir kommunizieren mit Menschen auf der anderen Seite des Globus, und dennoch: Noch nie zuvor waren die Menschen so einsam wie heute.
- Gesellschaft
- Dokumentation
- hintergründig
- UT0
- 22.02.2022
- ZDF
Wir leben in modernen Zeiten, in einer vernetzten Welt. Wir kommunizieren mit Menschen auf der anderen Seite des Globus, und dennoch: Noch nie zuvor waren die Menschen so einsam wie heute.
Karrieredrang statt Sozialleben
"ZDFzeit" hat Menschen gefunden, die über das Tabuthema Einsamkeit sprechen und Einblick geben, wie sie mit dem belastenden Gefühl umgehen. Für Dominik hat sein Beruf oberste Priorität: "Mein Job definiert schon immer, wo ich wohne." Der 38-Jährige arbeitet als Wirtschaftsjurist – seine Berufsangebote haben ihn quer durch Deutschland getrieben, immer der Arbeit hinterher. Erfolg im Beruf kompensiert viel in seinem Leben – nur das Privatleben bleibt auf der Strecke. Das Verhältnis zu seinen Kollegen ist gut, aber Treffen nach der Arbeit gibt es nicht. Emotional auftanken kann Dominik bei seiner Familie und seinem besten Freund – Menschen, die er aufgrund der räumlichen Distanz viel zu selten sieht.
Wege aus der Einsamkeit
Wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen: ob gärtnern, schreinern, backen. In Großbritannien wird Gesellschaft als Rezept verordnet: "Social Prescribing", so der Begriff. Auf dem Inselstaat hat man erkannt: Vereinsamung hat Folgen für Gesundheit und Wirtschaft. 2018 wurde das weltweit erste "Einsamkeitsministerium" eingerichtet. CDU-Politikerin Diana Kinnert hat zum Thema geforscht und sieht massive Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft: "Wir haben ein Einsamkeitsproblem. Unser Gemeinwesen ist mit einer neuen Form von Vereinzelung konfrontiert. Es kann dazu führen, dass sich ein Gemeinwesen nicht mehr als Gemeinwesen fühlt, dass Solidarität abnimmt, dass kein Zusammenhalt da ist, dass Spaltung zunimmt."
Soziale Medien befördern Vereinsamung
Pauline ist 16 Jahre alt und sagt: "Social Media ist toxisch." Und dennoch hat sie sich jetzt wieder bei Instagram angemeldet, um nichts zu verpassen. Dass Jugendliche in so großer Zahl von Einsamkeit betroffen sind, führt Kinder- und Jugendpsychologin Elisabeth Raffauf auf den wachsenden Druck zurück. Die Anforderungen an die jungen Menschen seien enorm. Es gebe 1000 Möglichkeiten, viele seien mit der Entscheidungsfindung überfordert. Zudem herrsche ständige Vergleichbarkeit. Über Social Media könne man sehen, was die anderen machten. Das erzeuge Unzufriedenheit mit sich und dem eigenen Leben.
In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die offen über dieses schambehaftete Thema sprechen und zeigen, wie ihr ganz persönlicher Weg hinaus führt aus der Einsamkeit.