Die Teilnehmer waren keine Psychopathen, sondern gebildete Männer, aus SS, Polizei, Verwaltung und Ministerien.
Das Sitzungsprotokoll ist von zentraler Bedeutung. Es zeigt, wie offen in der Teilnehmerrunde über den geplanten Mord an Millionen Juden in Europa gesprochen wurde. Die Einladung zur Besprechung am Wannsee kam von Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes im Berliner Prinz-Albrecht-Palais, der zentralen Verfolgungs- und Vernichtungsbehörde des NS-Regimes.
Heydrich kam es bei der Konferenz am Wannsee darauf an, sich mit allen Teilnehmern über die technische Umsetzung des mörderischen Rassenwahns zu verständigen und dabei den Machtanspruch der SS zu demonstrieren. Der Massenmord an Millionen Menschen hatte indes längst begonnen: Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen im Herbst 1939 war begleitet von Exzessen an der polnischen Bevölkerung. Sie bildeten den Auftakt für die systematische Ermordung der Juden in Polen und der Sowjetunion ab 1941.
Mörderischer Entscheidungsprozess
Auch für die Juden im "Reich" verschärften sich die Lebensbedingungen. Diskriminierung, Entrechtung, Verfolgung gehörten seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 zum leidvollen Alltag, auch für die 1921 geborene Berlinerin Margot Friedländer. In der Dokumentation schildert sie ihr Schicksal: 1938 versuchte Margot Friedländers Mutter, Papiere für eine Auswanderung zu bekommen, doch ohne Erfolg.
Mitte September 1941 traf Hitler die Entscheidung, alle Juden aus Deutschland in Richtung Osten zu deportieren. Zwar hatte es zuvor bereits Transporte gegeben, doch stellte Hitlers Befehl eine weitere Eskalationsstufe im mörderischen Entscheidungsprozess dar.
Errichtung von Vernichtungslagern
Über Deportation und Mord sprachen die 15 Männer in der Villa am Großen Wannsee am 20. Januar 1942 – in millionenfacher Dimension. Die Zielvorgabe: Elf Millionen Juden in Europa sollten vernichtet werden. Im von Deutschen besetzten Polen wurden von der SS Vernichtungslager errichtet; Belzec war das erste davon.
Als sich am frühen Nachmittag des 20. Januar 1942 die Besprechung am Wannsee auflöste, zeigte sich Reinhard Heydrich zufrieden: Die Teilnehmer hatten seine "Führungsrolle" akzeptiert und ihm ihre Zusammenarbeit zugesichert.
Für die 21-jährige Margot Friedländer, die unweit der Villa am Wannsee seit 1940 Zwangsarbeit leistete, begann ein neues, leidvolles Kapitel. 1943 versuchten sie und ihr jüngerer Bruder Ralph, zu fliehen. Als Ralph verhaftet wurde, stellte sich die Mutter freiwillig der Gestapo und wurde mit ihrem Sohn nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Margot tauchte unter, versteckte sich monatelang vor der Gestapo, bis sie 1944 festgenommen und ins Ghetto Theresienstadt gebracht wurde. Sie überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust.
Rückkehr an einen schicksalhaften Ort
Für die Dokumentation ist Margot Friedländer in die Villa am Wannsee gekommen, wo vor 80 Jahren jene Konferenz stattfand, die auch für sie schicksalhaft wurde. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte. Dort wird an die beispiellose Sitzung am 20. Januar 1942 erinnert, bei der der Mord an elf Millionen Menschen besprochen wurde.
In der Dokumentation kommen neben Margot Friedländer auch Historiker und Historikerinnen wie Barbara Schieb, Prof. Peter Klein (Touro College Berlin, Fakultät Holocaust Studies) und Prof. Götz Aly zu Wort, die den Rassenwahn in NS-Deutschland und den Holocaust untersucht und in zahlreichen Publikationen dargestellt und analysiert haben.
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Die Wannseekonferenz im Unterricht
Jahrestage sind Momente, bei denen bestimmte historische Ereignisse stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses rücken. Sie werden begleitet durch neue Publikationen und - wie in diesem Fall - Produktionen auf unterschiedlichen Kanälen, die Diskussionen auslösen können und sollen. Auch Schülerinnen und Schüler werden durch Jahres- und Gedenktage für historische Ereignisse sensibilisiert. Dies gilt auch für die Wannsee-Konferenz. Zwar findet die Besprechung vom Januar 1942 nicht unbedingt in jedem Lehrplan des Faches Geschichte ausdrücklich Erwähnung, ihr Kontext mit den Themen Antisemitismus und Holocaust ist im Unterricht jedoch nicht zu umgehen.
Passend zum Fernsehfilm und dem umfangreichen Begleitangebot des ZDF stellt der Verband der Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) didaktisch und methodisch aufbereitete Materialien zur Verfügung. Die pdf-Dateien wurden von Dr. Ralph Erbar und Niko Lamprecht zusammengestellt. Sie erläutern den historischen Kontext und bieten Arbeitsaufträge für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II an.