Und warum gibt es nicht mehr Möglichkeiten für Männer? Wollen die Männer nicht, oder blockiert die Pharmaindustrie? Die Autoren sprechen mit allen Seiten und leuchten die Grauzonen beim Thema Verhütung aus.
Pola Sarah Nathusius und Christian Stöcker befragen Frauen und Männer, sie reden mit Ärzten, Forschern und Vertretern der Pharmabranche. Im Grunde war die Aufklärung über Verhütung nie einfacher. Dabei spielt auch die Vernetzung über soziale Medien eine große Rolle: für die Verbraucher, aber auch für die Verkäufer. Sie schaffen es über Influencer und sogenannte Awareness-Kampagnen schnell in den Feed der User, obwohl das Heilmittelwerbegesetz Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente verbietet. Doch die sozialen Netzwerke locken mit der richtigen Zielgruppe: Viele Frauen suchen mittlerweile auf digitalen Plattformen nach Informationen und Tipps rund um die richtige Verhütung.
Kein Wunder: Für die Empfängnisberatung für gesetzlich Versicherte seien nur ganze sechs Minuten angesetzt, erklärt der Frauenarzt und YouTuber Konstantin Wagner. Dass die Beratung bei Frauenärzten nicht ausreiche, kritisiert auch Julia Frenking. Vor Jahren hatte die 37-Jährige eine Lungenembolie, an deren Folgen sie bis heute leidet und die sie auf die Einnahme der Pille zurückführt.
Die Nebenwirkungen hormoneller Verhütung reichen von Übelkeit über ein erhöhtes Risiko für Thrombosen bis hin zur Suizidgefährdung. Warum die Pille dennoch weiterhin zu den gängigsten Verhütungsmitteln zählt, hat für den ärztlichen Direktor des Pharmakonzerns Exeltis, Pedro-Antonio Regidor, einen zentralen Grund: Eine Risiko-Nutzen-Abwägung spreche für die Pille, sie biete eine hohe Sicherheit bei der Verhütung, die mit allen anderen Mitteln nicht erreichbar sei.
Doch was ist eigentlich mit den Männern? Bereits 2005 gaben 61 Prozent von 9000 befragten Männern an, die Pille für den Mann zu befürworten. Der Androloge Prof. Michael Zitzmann von der Uni Münster leitete im Auftrag der WHO eine Studie zu Hormonspritzen für den Mann, die aber wegen auftretender Nebenwirkungen abgebrochen wurde. Zitzmann kritisiert, es werde mit zweierlei Maß gemessen: Nebenwirkungen, die Frauen seit Jahrzehnten ertragen, seien für Männer nicht hinnehmbar.
Die Doku-Reihe "ZDFzoom: Grauzone" behandelt kontroverse Themen und stellt sich gegen ein vereinfachtes Schwarz-Weiß-Denken. Die Hosts decken Missstände in ihrer Komplexität auf und lassen Menschen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen. Ziel ist auch ein Verstehenwollen der "Gegenseite". Das Doku-Format vermittelt zugleich fundiertes Wissen über ein Thema, damit sich die Zuschauerinnen und Zuschauer in aktuellen Fragen aus der eigenen Lebensrealität eine Meinung bilden können.
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