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Hagel, Fluten, Wirbelwinde

Wetterchaos in Deutschland

Extremer Regen, extremes Hochwasser: Bereits 2016 wurden Regionen in Deutschland massiv überflutet. Damals fasste planet e. die Ereignisse zusammen, lieferte Hintergründe und zeigte, wie Klimaforscher die Situation einordnen.

Videolänge:
28 min
Datum:
10.07.2016
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 17.07.2026

Die Parallelität der Ereignisse ist erschreckend: Identische Großwetterlage, Sturzfluten ohne Vorwarnung, auch Todesopfer und Schäden in Milliardenhöhe. Wichtige Zusammenhänge, die die Doku damals erklärte, gelten auch heute noch. Daher wird der Film nochmals ins Programm genommen.

Wochenlang richteten 2016 die beiden Tiefs „Elvira“ und „Friederike“ gewaltige Schäden an. Winzige Bäche wurden plötzlich zu reißenden Strömen. Mehrere Menschen starben, viele verloren ihre Existenz. Fast täglich bildeten sich neue Gewitterfronten, Tornados schlugen Schneisen der Verwüstung, Hagelstürme vernichteten Ernten. Sind die Unwetter unvermeidbare Naturkatastrophen oder Folgen des Klimawandels?

Während Wetter- und Klimaexperten noch immer darüber streiten, welchen Einfluss der Klimawandel auf solche Extremwetterereignisse haben könnte, zieht die Versicherungswirtschaft bereits Bilanz und rechnet mit einer Rekord-Schadenssumme von 1,2 Milliarden Euro alleine für die Schäden der letzten Wochen. In den Zukunftsprognosen der Versicherer ist der Klimawandel längst Realität, der Blick richtet sich bis ins Jahr 2100. „Bei den Stürmen gehen wir davon aus, dass wir eine Zunahme von etwa 50 Prozent sehen werden und die Hochwasserschäden könnten sich gut verdreifachen“, meint Oliver Hauner vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer.

Doch hat das extreme Wetter bei uns in den letzten Wochen tatsächlich schon etwas mit den Folgen des Klimawandels zu tun? Immer mehr Fachleute gehen davon aus, dass die Veränderungen im Zusammenhang mit der starken Aufheizung der Arktis in den letzten Jahrzehnten stehen. Der Temperaturunterschied zwischen den Tropen und der Arktis wird immer geringer, dadurch werden auch die Höhenwinde, die sich ganz im Norden bilden und als sogenannte Jetstreams zu uns kommen, immer langsamer. Normalerweise jagen diese Winde in sieben bis zwölf Kilometern mit Geschwindigkeiten von bis zu dreihundert Kilometern über uns hinweg. Sind sie langsamer, kann es zu sich blockierenden Wetterlagen kommen: wochenlang das gleiche Wetter oder – wie jüngst geschehen: wochenlang Unwetter.

Einfluss der Jetstreams auf die Wetterlage

Für Mojib Latif vom Kieler Geomar Institut ist klar, dass der veränderte Jetstream für unser Wetter mit verantwortlich ist. Ein Jetstream ist ein schmales, bandartiges Starkwindfeld in der Tropo- oder Stratosphäre. „Wenn wir einen gut ausgeprägten Jetstream haben, dann rauscht gewissermaßen ein Tief nach dem anderen durch“, meint der Klimaforscher. „Jetzt hatten wir aber tatsächlich eine Situation, dass wir einen schwachen Jetstream hatten und deswegen war diese Wetterlage auch extrem lang anhaltend und konnte dann über viele viele Wochen die sintflutartigen Niederschläge auf uns nieder prasseln lassen.“


Hagelstürme oder Überschwemmungen gab es früher auch schon. Doch die Forschergemeinschaft ist sich mittlerweile weitgehend einig, dass sich unser Wetter verändert hat, dass es immer mehr Extremereignisse gibt und dass einzelne Katastrophen heftiger werden. Aber oft fehlen die Daten, diese Veränderungen auch dem Klimawandel zuzuschreiben. Dafür wären Messreihen über Jahrzehnte nötig und die gibt es bislang meist nicht. Mit den heutigen Prognosemethoden ist es auch nicht möglich, ein Extremwettereignis an einem bestimmten Ort zu einer festen Uhrzeit vorherzusagen. Ein Dilemma, das findet auch Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst: „Wir müssen wirklich warten bis die ersten Unwetter sich in der Atmosphäre bilden und dann haben wir Vorwarnzeiten von nur wenigen Minuten bis vielleicht 90 Minuten, wo wir dann eine Unwetterwarnung auf Landkreisebene herausgeben können.“

Was dann genau am Boden passiert, lässt sich auch nicht exakt vorhersagen: Halten die Rückhaltebecken und Dämme? Kann die Kanalisation einer Ortschaft die Wassermassen aufnehmen oder nicht? Das sind Fragen, die auch Meteorologen nicht beantworten können. Unumstritten ist, dass die Bodenversiegelung sowie die industrialisierte Landwirtschaft das Problem Hochwasser noch verstärkt haben. Bei Monokulturen, wie zum Beispiel Maisanbau, ist das Erdreich über viele Monate den Niederschlägen schutzlos ausgeliefert, die Folge sind dann Erosionen, die wiederum Bäche und kleine Flüsse verschlammen lassen. Die treten dann bei Hochwasser schneller über die Ufer.


Es gibt viele Ursachen für die Katastrophen der letzten Wochen. Viele sind menschengemacht, nicht alle dem Klimawandel zuzuschreiben. Auch wenn viele Fragen im Detail noch strittig sind – letztlich stimmen die Wissenschaftler aber überein, dass der Klimawandel unser Wetter in Zukunft mehr und mehr prägen wird. Gewitter, Starkregen, Tornados, sie werden langfristig noch heftiger werden. Mojib Latif malt ein düsteres Szenario: „Bei einem ungebremsten Klimawandel werden wir viel häufiger solche Wetterlagen erleben mit diesen extremen Niederschlägen wie wir sie in den letzten Wochen hatten. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Andererseits werden wir auch mit mehr Dürreperioden zu rechnen haben. Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille und diese Medaille heißt globale Erderwärmung.“


planet e. fragt nach: Wie konnte es zu den Unwettern der vergangenen Wochen kommen? Was sagen Meteorologen, Klimaforscher und Betroffene zu dieser ungewöhnlichen Wetterlage? Und was können wir daraus für die Zukunft lernen?

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