Buchmesse - Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025 an Karl Schlögel
Karl Schlögel beschreibe die Ukraine eindrücklich als Teil Europas und mahne uns, dass es ohne eine freie Ukraine keinen Frieden in Europa geben könne, so die Jury des Friedenspreises.
Moderatorin Katty Salié führt durch die Live-Übertragung der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche, in deren Zentrum die Festrede von Karl Schlögel steht.
Geschichte erfahren – Schlögels Reisen durch Osteuropa
Der 1948 geborene Karl Schlögel gehört zu den bedeutendsten deutschen Historikern. Sein Schwerpunkt liegt auf Osteuropa. Früh hat er das Reisen als Form wissenschaftlicher Erkundung etabliert, die ihn nach dem Fall des Eisernen Vorhangs unter anderem nach Łódź, Kaliningrad, Lublin oder St. Petersburg führten.
Mit Büchern wie "Promenade in Jalta", "Die Mitte liegt ostwärts" oder "Grenzland Europa" hat Schlögel als Professor für osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder den Blick der deutschen Gesellschaft auf Europa nach dem Fall der Mauer verändert. Er habe Kiew und Odessa, Lwiw und Charkiw auf die Landkarten seiner Leserinnen und Leser gesetzt und St. Petersburg oder Moskau als europäische Metropolen beschrieben, begründet die Jury die Vergabe des Friedenspreises. Nach der Annexion der Krim durch Russland habe Schlögel als einer der Ersten vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins und seinem autoritär-nationalistischen Machtanspruch gewarnt.
Katja Petrowskaja würdigt Karl Schlögel
Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels wird seit 1950 vom Stiftungsrat des Börsenvereins des deutschen Buchhandels vergeben.
Die Laudatio hält die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Katja Petrowskaja.
Mit Friedenspreisträger Karl Schlögel in der Ukraine
Anlässlich des Friedenspreises hat Kulturzeit Karl Schlögel auf einer Reise von Berlin nach Lemberg begleitet. Über Grenzen hinweg, die sich in den letzten hundert Jahren häufig verschoben haben, in ein Land, das jetzt im Kriegszustand ist. Lemberg war ukrainisch, ungarisch, moldauisch, polnisch, österreichisch, russisch, deutsch, sowjetisch, hat Schlögel 1988 festgestellt, noch bevor die Stadt wieder ukrainisch wurde. Schlögel spürt in Lwiw den Spuren und Wurzeln des heutigen Krieges nach, auch im Gespräch mit Menschen, die hier das geistige Leben aufrecht erhalten. Es braucht die Vergangenheit, um die Gegenwart zu begreifen. Schlögel ist ein Reisender, der im Reisen die europäische Geschichte nachvollziehbar macht.