Leo (35) und Stefanie (28) sind Bestatterinnen, die auf individuelle Wünsche eingehen und eine vertrauensvolle Beziehung zu den Trauernden und Hinterbliebenen aufbauen. Im Trauerprozess helfen Rituale, aber sind die noch für alle gültig?
Individuellen Abschied ermöglichen
Leo Ritz aus Berlin hat ein Bestattungsunternehmen für neue Traueralternativen gegründet - jenseits der klassischen Trauerbegleitung. Sie nennt es "Junimond". Sie möchte die Angehörigen möglichst intensiv mit einbeziehen und einen individuellen Abschied möglich machen.
Selbstbestimmte Trauer fängt schon lange vor dem Tod an. Das versucht die gelernte Fotografin auch mit ihrem Instagram-Format "Dein Abschied" zu vermitteln: Interessierte stellen sich in einen Sarg und füllen einen Steckbrief aus, wie sie sich ihre Beerdigung vorstellen.
Raum für Ängste, Sorgen und Wünsche
Stefanie Heissler hat zusammen mit ihrem Ehemann das Bestattungsunternehmen ihres Schwiegervaters in Rastatt übernommen. Sie hat schon als Jugendliche während ihres Praktikums in einem Hospiz erlebt, wie es sie erfüllt, wenn sie Menschen Raum für ihre Ängste, Sorgen, Wünsche geben kann.
Ihre Ausbildung als Bestatterin hat sie als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Die gebürtige Aachenerin stößt sich aber an den starren Formen, die vor allem "ihre" katholische Kirche bei Trauerfeiern in der Kirche und am Grab vorgibt. Inzwischen hat sie ihre katholische Herkunft hinter sich gelassen und bietet Alternativen an.
Den Tod enttabuisieren
Leo und Stefanie stehen für eine neue Generation von jungen Menschen, die den Tod enttabuisieren und in das Leben zurückbringen möchten. Sie gestalten ihre Unternehmensräume und Onlineauftritte hell und freundlich. Es gibt Trauercafés, Podcasts und innovative Formen bei Instagram oder YouTube zum Thema "Tod und Sterben".
Vielfalt bei der Bestattung gewünscht
Laut einer Umfrage wünscht sich nur noch jeder vierte Deutsche eine Erdbestattung, das sind 25 Prozent; 2013 waren es noch 49 Prozent, 2004 noch 60 Prozent. Heute ist mehr Vielfalt bei der Bestattung angesagt - wie pflegefreie Stätten, Urnenwände, Rasengräber und Beisetzungen unter Bäumen oder im eigenen Garten.
Laut einer weiteren Umfrage befürworten über zwei Drittel der Bundesbürger, dass Teile der Asche Verstorbener für Erinnerungsgegenstände verwendet werden. Auch bei der Umbettung von Urnen widerspricht die Mehrheit der Befragten den rigiden gesetzlichen Vorschriften: 83 Prozent der Bundesbürger hätten kein ungutes Gefühl, wenn der Nachbar eine Urne im Garten oder Wohnzimmer aufbewahren würde.
Die Toleranz gegenüber einer Urne beim Nachbarn hat damit deutlich zugenommen. In einer Studie aus dem Jahr 2001 bekundeten nur 57 Prozent der Befragten, dass sie kein ungutes Gefühl hätten.