37 Grad - die Einzeldokus - Vom Anfang und Ende des Lebens
- Gesellschaft
- Reportage
- bewegend
- ADUTDGS
- 11.04.2022
- ZDF
Ellen Matzdorf arbeitet als Hebamme und als Bestatterin. Am Vormittag hört sie bei einer schwangeren Frau den Bauch ab, nachmittags sucht sie mit Hinterbliebenen einen Sarg aus.
Bestattungskultur im Wandel
Ellen Matzdorf lebt in Oldenburg. Früher arbeitete sie als Beleghebamme im Krankenhaus und betrieb ein eigenes Geburtshaus. Sie war bei mehr als 1000 Geburten dabei. Eines Tages starb ein Baby kurz nach der Geburt – für die Hebamme ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sie erlebte, wie sehr die jungen Eltern damals kämpfen mussten, um die Bestattung ihres Babys so zu gestalten, wie es sich für sie gut anfühlte. Das wollte Ellen in Zukunft anders haben und machte eine Fortbildung zur Bestatterin.
Geburt oder Bestattung - "Es ist die gleiche Energie"
"In der Zeit zwischen Tod und Bestattung können die Angehörigen selbst dafür sorgen, sich besondere Erinnerungen zu verschaffen, die den Rest ihres Lebens halten müssen", sagt die Bestatterin. Viel zu oft sei es so, dass der Verstorbene vom Krankenhaus aus direkt ins Bestattungsinstitut komme und dann begraben werde. Ellen Matzdorf sorgt dafür, dass sich das ändert. "Wenn die jungen Eltern möchten, dass ihr verstorbenes Kind noch nach Hause kommt und in die Wiege gelegt werden soll, dann mache ich das möglich", versichert sie.
Rituale nicht mehr zeitgemäß
Die Bestattungskultur müsse dringend reformiert werden, die angestaubten Rituale seien nicht mehr zeitgemäß, meint Ellen Matzdorf. "Die Menschen möchten unverkrampfter mit dem Tod umgehen", sagt sie. Dass sie die Menschen jetzt sowohl zu Beginn als Hebamme als auch zum Ende ihres Lebens als Bestatterin begleiten darf, betrachtet sie als "große Ehre". Nah bei den Gefühlen der Menschen in diesen besonderen Situationen des Lebens zu sein, darum geht es ihr. "Das ist der Lauf der Zeit. Für mich schließt sich damit ein Kreis."
37 Grad begleitet Ellen Matzdorf in ihrem Alltag.