"Ich hätte ihm helfen können."
Für Kristina war ihr Bruder ein Vorbild – stark, fröhlich und immer darauf bedacht, andere zum Lachen zu bringen. Doch hinter dieser Fassade verbarg er seine eigenen Gedanken und Gefühle. Kristina wünschte sich, dass er mit ihr gesprochen hätte, damit sie ihm hätte helfen können. Doch an einem ganz normalen Tag, dem 22. Juni 2017, erhielt sie die schockierende Nachricht: Ihr Bruder Vladi hatte sich das Leben genommen. Dies traf nicht nur Kristina, sondern auch ihre Eltern wie ein Blitz. Die Frage nach dem "Warum?" blieb unbeantwortet.
Für Kristina gab es keine Zeit oder Raum, um zu trauern. Sie befand sich in der Endphase ihrer Ausbildung und funktionierte wie auf Autopilot: lernen, zur Schule gehen, arbeiten. Jede Nacht quälten sie Albträume, und sie gab sich selbst die Schuld, weil sie nicht bemerkt hatte, wie es ihrem Bruder ging. Schließlich führte all das zu einer Depression – starke Müdigkeit, Erschöpfung, Lustlosigkeit und Reizbarkeit. Kristina erreichte ihre Grenzen und erkannte, dass sie professionelle Hilfe brauchte. Ihr Aufenthalt in der Psychiatrie half ihr nicht nur dabei, sich psychisch wiederzufinden, sondern führte sie auch zum Sport. Bis heute ist Yoga ihre große Leidenschaft und ein Teil ihrer Bewältigung des Verlusts. Wenn sie im Alltag mit dem Thema Suizid konfrontiert wird, erlaubt sie sich, traurig zu sein. Gleichzeitig gesteht sie sich aber auch zu, Spaß haben zu dürfen. Heute möchte Kristina anderen Menschen Mut machen und zeigen, wie man trotz eines solchen Schicksals ein erfülltes Leben führen kann.