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Sophie Scholl - Die Seele des Widerstands

Im Kampf für die Überzeugung

Den Platz in den Geschichtsbüchern erhielt Sophie Scholl nicht, weil sie in ihrer Zeit etwas bewegte, sondern weil sie Stellung bezog und für ihre Haltung gegen das Hitler-Regime in den Tod ging.

Videolänge:
43 min
Datum:
17.12.2013
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 16.12.2033

Sophie Scholl besaß weder Macht noch Einfluss. Das unterscheidet sie von den anderen Protagonistinnen der Reihe „Frauen, die Geschichte machten“. Den Platz in den Geschichtsbüchern erhielt sie nicht, weil sie in ihrer Zeit etwas bewegte, sondern weil sie, von der Welt weitgehend unbeachtet, Stellung bezog und für ihre Haltung in den Tod ging. Dadurch wurde sie posthum zum Vorbild und zur moralischen Instanz.

Sophie Scholl ist neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg sicher die populärste Figur des Widerstands gegen Hitler. Das hängt nicht nur mit ihrer Biografie, den Texten und Äußerungen zusammen, die von ihr überliefert sind, sondern auch mit den Fotos, die wir von ihr kennen. Sie zeigen das jugendliche, beinahe kindliche Gesicht einer Zwanzigjährigen, das nicht nur bewegt, weil wir ihr Schicksal kennen, sondern weil es in merkwürdigem Gegensatz zu ihrer mutigen, unbeugsamen Haltung beim Verhör und vor Gericht steht. Es hat sich in das kollektive Gedächtnis unserer Nation eingeschrieben. Wie aber war Sophie Scholl zum Widerstand gegen das NS-Regime gekommen? Warum riskierte sie ihr Leben für Flugblätter, von denen damals nur wenige Zeitgenossen überhaupt Kenntnis nahmen?

Sophie Scholl kam aus einem liebevollen Elternhaus, das Mädchen die gleichen Rechte einräumte wie Jungen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die rauchte, gerne Auto fuhr und sich mit ihrem Freund als Ehepaar ausgab, um gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Freiheiten, die in der NS-Diktatur keinesfalls selbstverständlich waren. Eine politische Meinung entwickelte Sophie Scholl früh – zeitweise im Widerspruch zu Vater und Mutter. Sie übte Kritiik an der gängigen Meinung, dass sich eine Frau aus der Politik heraushalten soll: "Sie soll ihre weiblichen Gefühle bestimmen lassen über ihr Denken. Vor allem das Mitleid. Ich aber finde, dass zuerst das Denken kommt und dass Gefühle oft irreleiten“, schrieb sie einmal.
Der Weg Sophie Scholls in den Widerstand war nicht geradlinig. Im Gegenteil: Wie viele Intellektuelle ihrer Generation begeisterten sich die Geschwister Scholl anfangs für die Hitlerjugend, für Wandern, Singen, Lagerfeuer und Gemeinschaftserlebnisse. Rasch machten sie Karriere in HJ und BDM, was zu Spannungen im Elternhaus führte. Die allmähliche Abkehr von der NS-Ideologie war eine Folge von Vorfällen, bei denen die Geschwister zunächst durch ihren ausgeprägten Individualismus in Konflikt mit dem System gerieten. Sie mussten enttäuscht feststellen, dass die verordnete Gleichschaltung nicht die geringste Abweichung duldete.


Zeit der Wandlung

Doch erst im Krieg wurde aus der inneren Distanz zum System der endgültige Bruch. Hans Scholl und seine Freunde leisteten als Medizinstudenten Dienst in der Wehrmacht, dort erfuhren sie von den entsetzlichen Verbrechen hinter der Front. Diese Erfahrungen, das Wissen um den Massenmord an Juden und die sinnlosen Opfer im aus ihrer Sicht längst verlorenen Krieg, waren schließlich der Auslöser für die ersten Flugblätter der "Weißen Rose".  Anfangs war Sophie Scholl nicht aktiv beteiligt, erst im Winter 1942 gehörte sie dem kleinen Kreis von Studenten an, die in München weitere Flugblätter entwarfen und verteilten. Sie war zuständig für die Materialbeschaffung und wagte als Erste aus dem Freundeskreis die Fahrt in andere Städte, um dort die Texte zu verbreiten.


Das Verhör

Gegen Sophie Scholl und ihren Bruder Hans wird das Todesurteil  verkündet.
Sophie Scholl und ihr Bruder Hans wurden zum Tode verurteilt
Quelle: ZDF/Christina Rose

Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 bei der Verteilung von Flugblättern an der Münchner Universität verhaftet wurden, bestand für Sophie Scholl noch eine Chance, der Gestapo zu entrinnen. Der Gestapobeamte Robert Mohr, der die Verhöre leitete, sagte nach dem Krieg aus, er habe Sophie Scholl nahegelegt, sich darauf zu berufen, dass sie unbedarft und schuldlos in die Sache ihres Bruders hineingezogen worden sei. Die junge Frau sei darauf jedoch nicht eingegangen.
Stattdessen entschied sich Sophie Scholl dafür, "gerade zu sein“, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen und sich nicht herauszureden. Im Vernehmungsprotokoll heißt es nüchtern: "Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren ist, und dass jedes Menschenleben, das für diesen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist."  Sophie Scholl hatte der Wahrheit die Ehre gegeben. Dafür musste sie mit ihrem Leben bezahlen.


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