Tote Fische in polnischen Kanälen - Berlin alarmiert

    In Oder-Kanälen entdeckt:Fischsterben in Polen - Berlin alarmiert

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    Wieder tote Fische in polnischen Gewässern - diesmal in Kanälen, die mit der Oder verbunden sind. Die deutschen Behörden sind in Sorge, Polen richtete einen Krisenstab ein.

    Zu sehen sind Einsatzkräfte, die Sauerstoff in den Gleiwitzer Kanal in Polen pumpen, um gefährliches Algenwachstum zu verhindern.
    2022 verendeten mehrere Tonnen Fisch in der Oder – eine Umweltkatastrophe. Jetzt sind wieder tote Fische in Polen entdeckt worden. Im deutschen Umweltministerium steigt die Unruhe.15.06.2023 | 1:19 min
    Der Fund toter Fische im Gewässersystem der Oder in Polen löst auch in Deutschland Sorgen aus. Umweltministerin Steffi Lemke sei alarmiert über das Fischsterben im Nachbarland, teilte eine Sprecherin mit. Es bestehe die Sorge vor einem ähnlichen Szenario wie im letzten Sommer. Polen sei aufgefordert, die Einleitungen in die Oder zu reduzieren.
    Im August 2022 war es in dem deutsch-polnischen Grenzfluss zu einer Umweltkatastrophe gekommen, bei der mehrere hundert Tonnen Fische starben.

    Kampf gegen giftige Alge

    Polen setzte im aktuellen Fall einen Krisenstab ein. Er soll Behörden ein schnelles Handeln ermöglichen. Ziel sei, die Entwicklung der toxischen Goldalge Prymnesium parvum zu stoppen. Experten gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und Gift dieser Algenart wesentliche Ursachen für das Fischsterben im vergangenen Sommer waren.
    Polens Umweltministerin Anna Moskwa sagte im polnischen Radio:

    Dreimal tote Fische - das ist bereits ein wichtiges Warnsignal, dass wir in Bereitschaft gehen müssen.

    Anna Moskwa, Polens Umweltministerin

    Die Wassertemperatur der Oder sei stark angestiegen. "Das ist der erste Faktor."
    Umweltkatastrophe am Fluss Oder
    In der Oder starben im Sommer 2022 durch die Freisetzung des Gifts einer Alge tonnenweise Fische. 02.11.2022 | 2:33 min

    450 Kilo tote Fische in Kanälen gefunden

    Anfang der Woche waren nach Angaben der Gebietsverwaltung der Woiwodschaft Opole im Gleiwitzer Kanal sowie im Kedzierzyn-Kanal insgesamt 450 Kilogramm toter Fische geborgen worden. Die Oder selbst ist bislang offenbar nicht betroffen. In beiden Kanälen wurde in Wasserproben die giftige Goldalge nachgewiesen. Bereits im Mai und im April war die Goldalge in zwei Stauseen in der Nähe der Oder aufgetaucht.
    Laut Umweltministerium empfehlt der Krisenstab, Altarme der Oder vorübergehend abzuriegeln und in Rückhaltebecken natürliche Barrieren zu errichten, um die Entwicklung der Goldalge zu stoppen. Die Einleitungen von Industrie- und Haushaltsabwässern in Abhängigkeit von den Wassermesswerten sollen systematisch gesteuert werden. Zudem werde eine Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff empfohlen.
    Der 1939 eingeweihte Gleiwitzer Kanal ist 41 Kilometer lang und verbindet die oberschlesische Großstadt Gleiwitz (Gliwice) mit der Oder. Der 4,5 Kilometer lange Kedzierzyn-Kanal zweigt vom Gleiwitzer Kanal ab und führt zu den Stickstoffwerken in Kedzierzyn-Kozle.

    Nationalpark-Leiter: Hoher Salzgehalt in der Oder

    Der Leiter des Nationalparks Unteres Odertal im Nordosten Brandenburgs, Dirk Treichel, begrüßte, dass Polen die Funde der Fischkadaver publik mache. Allerdings sehe er es mit Sorge, dass der Salzgehalt der Oder derzeit so hoch sei wie lange nicht mehr. Die Fluss habe zudem Niedrigwasser, die Temperatur liege bei etwa 23 Grad. Im Nationalpark Unteres Odertal mussten im August 2022 massenweise tote Fische eingesammelt werden.
    Indikator für den Gehalt von Salzen ist die elektrische Leitfähigkeit des Wassers. Messungen in der Oder bei Hohenwutzen ergaben zuletzt einen wert von fast 1.600 Mikrosiemens pro Zentimeter, in Frankfurt an der Oder waren es 1.900 - fast so viel wie zur Zeit der Umweltkatastrophe in der Oder. So hohe Werte könnten in einem Fluss nur durch industrielle Salzeinleitungen entstehen, so das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Ministerin Lemke macht die polnische Bergbauindustrie für die Salzeinleitungen verantwortlich.
    Quelle: dpa

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