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Messerangriff in Illerkirchberg : Prozessbeginn gegen 27-Jährigen aus Eritrea

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Der Messerangriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg hatte bundesweit Aufsehen erregt. Jetzt hat der Prozess begonnen. Auf der Anklagebank sitzt ein 27-Jähriger aus Eritrea.

Der Angeklagte wird in Hand- und Fußschellen in den Gerichtssaal geführt.
Der Prozess wegen des tödlichen Messerangriffs in Illerkirchberg wird voraussichtlich fünf Verhandlungstage dauern.
Quelle: dpa

Auf einmal wird es still im Sitzungssaal 126, dumpfe Schritte, dann klicken die Kameras. Der Angeklagte läuft gebückt, hat die graue Kapuze seiner Jacke über den Kopf gezogen. Am Platz angekommen reicht seine Anwältin ihm einen schwarzen Ordner, den er vor das Gesicht hält.

Im Landgericht Ulm beginnt an diesem Freitag der Prozess im Fall der getöteten Ece S. aus Illerkirchberg in Baden-Württemberg. Das Medieninteresse ist immens, zwanzig Plätze gibt es für Pressevertreter – gekommen sind mehr. Es gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Angeklagt ist ein 27-Jähriger Geflüchteter aus Eritrea, der seit 2015 in Deutschland lebt und zuletzt als Leiharbeiter gearbeitet hatte. Er hat die Tötung der 14-Jährigen Schülerin bereits im Vorfeld eingeräumt, und Angaben zu seinem Motiv gemacht. Auf die Informationen aus der Vernehmung des mutmaßlichen Täters stützt sich die Staatsanwaltschaft bei der Rekonstruktion des Tattags.

Trauer, Wut und Fassungslosigkeit in Illerkirchberg. Der Fall wirft 2022 bereits viele Fragen auf.

Beitragslänge:
2 min
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Angeklagter in Illerkirchberg wollte Reisepass für Hochzeit erzwingen

Am 5. Dezember 2022 habe der Angeklagte beschlossen bei der für ihn zuständigen Ausländerbehörde die Ausstellung eines Reisepasses mit einem Messer zu erzwingen. Er habe in Äthiopien heiraten wollen, hatte wohl den Eindruck, der Ausweis werde ihm zu Unrecht verwehrt.

Am frühen Morgen soll er die Unterkunft für Flüchtlinge, in der er lebte, verlassen haben. Um das Messer "griffbereit" zu haben, soll er es aus dem Rucksack genommen und in die Tasche gesteckt haben. Als in diesem Moment die 14-Jährige Ece S. und ihre 13-Jährige Freundin auf dem Weg zur Schule vorbeigegangen seien, habe er angenommen, diese hätten das Messer gesehen.

Spontan soll er sich dann dafür entschieden die Mädchen zu töten. Ece S. starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen, ihre Freundin überlebte die Messerattacke schwer verletzt

Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft für Messerattacke

"Es waren reine Zufallsopfer, man kann tatsächlich sagen, die beiden Mädchen waren an diesem Tag zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt die zuständige Staatsanwältin Nadine Schmelzer. Mit der Tat habe der Angeklagte verhindern wollen, dass die Mädchen die Polizei verständigen und seinen Plan vereiteln könnten. Damit habe er zur Verdeckung einer anderen Straftat gehandelt, so die Staatsanwaltschaft Ulm. Außerdem heimtückisch.

Die Anklage lautet deshalb Mord und versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung. "Die Anklage fordert eine lebenslange Haftstrafe für den Angeklagten", so Staatsanwältin Schmelzer weiter.

Fünf Verhandlungstage in Prozess um Messerattacke in Illerkirchberg

Am ersten Hauptverhandlungstag wurde zunächst nur die Anklageschrift verlesen – vier weitere Verhandlungstage sind angesetzt. Insgesamt sind 16 Zeugen und zwei Sachverständige geladen. Ob ihr Mandant im Prozess aussagen werde, stehe noch nicht fest, so Verteidigerin Corinna Nagel. Er sei eingeschüchtert angesichts der großen öffentlichen Aufmerksamkeit.

Während der Anklageverlesung lauscht der mutmaßliche Täter still dem Dolmetscher, wirkt unsicher und richtet den Blick oft auf den Boden. "Er ist sehr introvertiert und hat nach dem Vorfall ja auch versucht, sich umzubringen. Ich denke ein größeres Anzeichen für Reue gibt es eigentlich nicht", sagt Anwältin Nagel.

Eltern von getötetem Mädchen sind Nebenkläger

Die kleine Gemeinde Illerkirchberg ringt derweil um einen Umgang mit dem Verbrechen. Die Flüchtlingsunterkunft, vor der das Verbrechen geschah, wurde mittlerweile abgerissen. Dafür hatte sich auch die Eltern des getöteten Mädchens ausgesprochen.

Sie treten – genau wie die Eltern der überlebenden 13-Jährigen – als Nebenkläger auf. Anwesend waren sie beim ersten Prozesstag nicht. Der nächste Sitzungstag findet am 13. Juni statt, das Urteil könnte Anfang Juli fallen.

Kerzen und Blumen stehen und liegen im Bahnhof Brokstedt in einem Wartehäuschen.

Justizminister wollen Lagebild - Messerattacken: Einzelfall oder Phänomen? 

Die Justizminister der Länder wollen ein Lagebild zu Messerattacken erstellen lassen. Angriffe wie bei Brokstedt würde das Sicherheitsgefühl vieler Bürger beinträchtigen.

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