Pressefeindlichkeit in Deutschland nimmt zu

    Reporter ohne Grenzen :Pressefeindlichkeit in Deutschland nimmt zu

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    Tritte, Schläge, zerstörte Ausrüstung: In Deutschland nehmen die pressefeindliche Stimmung und Gewalt laut "Reporter ohne Grenzen" zu. Zudem gebe es eine neue Art der Aggression.

    Ein Fotoreporter trägt bei einer Demonstration einen Aufnäher auf seiner Jacke mit dem Wort "PRESS". (Archiv)
    Ein Fotoreporter trägt bei einer Demonstration einen Aufnäher auf seiner Jacke mit dem Wort "PRESS". (Archiv)
    Quelle: dpa

    "Reporter ohne Grenzen" verzeichnet in Deutschland eine zunehmend pressefeindliche Stimmung. Das geht aus der Untersuchung "Nahaufnahme Deutschland" der Journalistenorganisation hervor.
    Für 2023 wurden demnach 41 Übergriffe auf Medienschaffende gezählt. Das waren zwar weniger als in den beiden Pandemie-Jahren 2021 und 2022, als die Zahl der Übergriffe auf Berichterstattende in die Höhe schnellte, aber deutlich mehr als 2019 - in dem Jahr vor der Corona-Pandemie: waren es lediglich 13 Fälle.
    Entwicklung der Übergriffe auf Journalist*innen und Medien:
    • 2019 - 13
    • 2020 - 65
    • 2021 - 80
    • 2022 - 103
    • 2023 - 41
    Am häufigsten waren im Jahr 2023 laut "Reporter ohne Grenzen" Tritte und Faustschläge oder Schläge mit Gegenständen wie Fackeln oder Trommel-Schlegeln.
    Zwei Polizisten stehen vor der Ausrüstung von Journalisten, die auf dem Boden liegt.
    Im vergangenen Jahr sind bei Demonstrationen und anderen öffentlichen Anlässen werden Journalisten immer häufiger verbal oder körperlich angegriffen worden.07.11.2021 | 2:59 min
    Als Angriff gewertet wurden diese, sofern sie Körper oder Ausrüstung von Journalistinnen und Journalisten tatsächlich getroffen haben. Medienschaffenden wurde auch Ausrüstung entrissen, sie wurden zu Boden gerissen, mit Sand und Steinen beworfen oder in einem Fall mit Fäkalien beschmiert, wie es weiter hieß.

    In Sachsen gab es die meisten Übergriffe auf Journalisten

    Die meisten der 41 für das Jahr 2023 verifizierten Angriffe - zwei Hacker-Angriffe können geografisch nicht zugeordnet werden - gab es in Sachsen. Die Fälle verteilen sich folgendermaßen auf die Bundesländer:
    • Sachsen - 12
    • Bayern - 6
    • Berlin - 5
    • Nordrhein-Westfalen - 5
    • Niedersachsen - 4
    • Hamburg - 2
    • Hessen - 2
    • Rheinland-Pfalz - 1
    • Thüringen - 1
    • Schleswig-Holstein - 1
    Der gefährlichste Ort für Medienschaffende waren auch 2023 politische Versammlungen wie Partei-Veranstaltungen, Demonstrationen oder Protestaktionen. Hier wurden 32 von insgesamt 41 Fällen gezählt.

    Besonders pressefeindlich ging es erneut bei der Berichterstattung im Umfeld von verschwörungsideologischen oder rechtsextremen Versammlungen zu: Hier fand 2023 mit 18 von 41 verifizierten Fällen ein Großteil der Angriffe statt.

    Reporter ohne Grenzen

    Neue Art der Aggression

    Michael Rediske, Mitgründer der deutschen Sektion von "Reporter ohne Grenzen", sagte: "Im vergangenen Jahr wurden Reporter wieder verprügelt, ihre Ausrüstung wurde zerstört und ihnen wurde im Internet massiv gedroht. 2024 startete unter anderem mit der brutalen Körperverletzung eines Journalisten am Rande einer Demonstration in Leipzig."
    Die Organisation beobachte außerdem eine gefährliche neue Art der Aggression, wonach Landwirte mit Trecker-Blockaden und Misthaufen die Auslieferung von Zeitungen in mehreren Bundesländern verhindert hätten.
    Ein großer Traktor während eines Protests von Bauern, an dessen Front ein Schild angebracht ist mit der Aufschrift: "Grün Gelb Rot. Bauern tot"
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    Quelle: epd

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