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Religiöses Fest der Superlative:Kumbh Mela: Warten auf 400 Millionen Pilger
von Nici Vitense-Lukat
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In Indien läuft das größte Fest der Welt. Eine Reise, die Pilger von ihren Sünden befreien soll und Behörden vor Herausforderungen stellt. Die Politik nutzt die Aufmerksamkeit.
Zwei Jahre lang wurde an den Vorbereitungen geschraubt, auf dem 40 Quadratkilometer großen Gelände in der Stadt Prayagraj eine gigantische Zeltstadt aufgebaut. Kumbh Mela ist nicht nur das größte Pilgerfestival der Welt, sondern auch eine riesige Herausforderung.
Hunderttausende blau und pinkfarbene Dixi Toiletten sind für die sanitäre Versorgung aufgestellt worden. Über 2700 Überwachungskameras sollen, teils KI gesteuert, über die Sicherheit der Besucher wachen. 40.000 Polizisten und paramilitärische Sicherheitskräfte patrouillieren das Gelände rund um die Uhr. "Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Natürlich bestehen bei solchen Mega-Events immer diverse Risiken, die wir kategorisiert und nach ihren Wahrscheinlichkeitsgraden eingestuft haben", versichert Prashant Kumar, oberster Polizeichef des Bundestaates Uttar Pradesh.
Aber falls trotz aller Vorsorge doch Kinder, Alte oder beseelt-abgelenkte Besucher abhandenkommen, oder wie in der Vergangenheit Massenpaniken ausbrechen, kann über zigtausende Megafone gesucht oder gewarnt werden.
Prashant Kumar, Oberster Polizeichef Uttar Pradesh
Beten und Baden
44 Tage lang dauert das größte Fest der Welt. Schon kurz nach Sonnenaufgang werden die Boote mit langen kräftigen Schlägen in die Mitte des Flusses gerudert. Gesänge und Gebete schallen durch die Nebelschwaden. Mit ihnen bereiten sich die Pilger auf das heilige Bad während der Maha Kumbh Mela vor. Kali Begum, die aus dem nördlichen Punjab zum Ereignis angereist ist, beschreibt ihre Eindrücke:
Mein Besuch auf der Kumbh Mela hilft mir die Sünden der vorherigen Leben zu reinigen. So etwas Bewegendes habe ich noch nie erlebt. Niemals vorher habe ich so viele Menschen getroffen.
Kali Begum, Pilgerin
Nur alle zwölf Jahre findet in Prayagraj, ehemals Allahabad, die Maha Kumbh Mela, das "Große Fest des Kruges" statt. Es ist eines der wichtigsten hinduistischen Feste und weltweit die größte religiöse Zusammenkunft. Zwischen dem 13. Januar und 26. Februar diesen Jahres werden geschätzt 400 Millionen Menschen dieses Großereignis besuchen. Viele werden das heilige Bad im Zusammenlauf von Ganges, Yamuna und dem mystischen Fluss Saraswati durchführen. Gläubige hoffen, das sie der Dip in das kalte Wasser von früheren Sünden befreit.
Bühne für Eigenwerbung
Viele private, größtenteils religiöse Organisationen unterstützen die Kumbh Mela mit mobilen Krankenstationen oder durch Mahlzeiten. Gautam Adani, reichster Unternehmer Indiens und enger Freund des hindu-nationalen Premierministers Narendra Modi, finanziert eine Initiative, die täglich fast fünf Millionen kostenlose Essen verteilt. "Seva, uneigennützige Hilfe, ist die höchste Form des Patriotismus.", verkündete er.
Gleichzeitig ist das auch gute Reklame in eigener Sache. Wie eng Religion mit Politik verbunden ist, verdeutlichen auch die unzähligen Plakate, von denen Premierminister Modi und Yogi Adityanath, Priester und Ministerpräsident des Bundesstaates Uttar Pradesh, auf die Besucher herabschauen. "Die Maha Kumbh Mela vereint das gesamte Land", versprach Modi in seiner monatlichen Radioansprache. Fraglich, ob 200 Millionen Muslime im Land das auch so sehen.
Exzentrisch und einzigartig
Reklame braucht eine andere Gruppe von Teilnehmern nicht. Naga Sadhus: die nackten Heiligen. Die asketisch lebenden Männer haben allen weltlichen Dingen entsagt. Mit Asche bestäubt, höchstens einem Lendenschurz bekleidet und langen Rastalocken, leben sie auf einem abgegrenzten Teil des Geländes zusammen. Sie sind Besuchermagnet, viele verehren sie oder sind einfach nur neugierig. Sie zelebrieren ihr Wissen und ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten. Seit Jahren auf einem Bein stehend, einen Arm in die Luft gestreckt oder auf dem Kopf stehend wollen sie ihre Übermenschlichkeit demonstrieren. An den besonders heiligen Tagen dürfen sie als erste das Shahi Snan, das königliche Bad, in den heiligen Gewässern tätigen.
Mediale Übertragung in die ganze Welt
Dieses Jahr fällt der Hauptbadetag auf den 29. Januar. Wer neben den Naga Sadhus in die Fluten steigen darf, gehört zu den wenigen Glücklichen. Badeslots sind nämlich reglementiert und werden streng kontrolliert. So viel Ekstatisches, Buntes und Erleuchtendes, soll auch gerne live mit möglichst vielen Menschen geteilt werden. 78 aufgestellte Sendetürme und 150 weitere mobile Sendeeinheiten sollen ganz weltlich sicherstellen, dass dank moderner Technologie und Millionen von Mobiltelefonen das Erlebnis "Kumbh Mela" mit dem gesamten Globus geteilt werden kann.
Quelle: dpa
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