Wohnraummangel: Gesetz in New York sagt Airbnb den Kampf an

    Maßnahmen gegen Wohnraummangel:Gesetz in New York sagt Airbnb den Kampf an

    von Katharina Bellstedt, New York
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    Wohnraum für die Einwohner New Yorks ist knapp. Aber ein Teil der Wohnungen wird über Airbnb vermietet. Ein neues Gesetz soll dies eindämmen. Was das für die Stadt bedeutet.

    New York - Stadtansicht (Archiv)
    New York zieht viele Touristen an, die hohen Mieten verleiten viele New Yorker, ihre Wohnungen über Airbnb zu finanzieren.
    Quelle: dpa

    New York ist allseits beliebt - und teuer. Die Monatsmiete für eine Einzimmerwohnung in der Innenstadt liegt derzeit bei rund 3.700 Euro. Um diese üppigen Preise auszugleichen, hat sich die Online-Plattform Airbnb bei den New Yorkern als attraktive Einnahmequelle bewährt.

    Hohe Mieten werden durch Untervermietung über Airbnb abgefangen

    Carla Gahr ist eine der sogenannten Hosts, sie vermietet einen Teil ihrer Wohnung in Brooklyn seit rund zehn Jahren regelmäßig an Reisende und generiert damit Einnahmen von über 2.000 Dollar im Monat. 95 Prozent ihrer Gäste seien Touristen - auf diesem lukrativen Weg hole sie die Welt zu sich nach Hause, so die Gastgeberin.
    Die Gäste wiederum greifen vor allem deshalb auf Airbnb zurück, weil die Angebote dort zumeist günstiger als herkömmliche Hotelzimmer sind. Die kurzfristige Untervermietung der Wohnungen oder gar einzelner Zimmer hat sich inzwischen in einen riesigen Markt verwandelt: Etwa 40.000 Angebote stehen den Suchenden in New York zur Verfügung. Der Online-Anbieter hat die Mieten in den vergangenen Jahren massiv in die Höhe getrieben - gleichzeitig herrscht hier akuter Wohnraummangel für Einheimische.

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    "Local Law 18" reguliert Vermietungen über Airbnb

    Die Stadt New York hat nun auf diese Entwicklung reagiert und am 5. September ein neues Gesetz erlassen. Das "Local Law 18" passierte bereits im Januar 2022 den Gemeinderat der Stadt und sorgt nun für Unruhe seitens Airbnb.
    • Zukünftig müssen sich die Gastgeber offiziell bei der Stadtbehörde registrieren und - sofern sich
    • ein Aufenthalt über den Zeitraum von 30 Tagen erstreckt - selbst in der Wohnung anwesend sein. Neu ist außerdem, dass
    • nicht mehr als zwei Gäste gleichzeitig beherbergt werden dürfen.
    Diese Vorschriften dürften das Angebot in New York, einem der profitabelsten Märkte für Airbnb, wohl deutlich schmälern. Verstöße können mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 5.000 US-Dollar bestraft werden.

    Förderung von Dauerwohnungen gegen Wohnraummangel und hohe Mieten

    Die Non-Profit-Organisation Citizens Housing & Planning Council setzt sich seit Jahren für die Förderung und den Erhalt von Dauerwohnraum für New Yorker ein. Ihr Geschäftsführer Howard Slatkin sieht in den neuen Regelungen keine zufriedenstellende Antwort auf die bestehende Wohnungsnot. Die Umstellung von Dauerwohnungen auf Kurzzeitvermietungen habe einen entscheidenden Einfluss auf die hohen Mieten und den Mangel an Wohnraum genommen, so Slatkin.
    Das neue Gesetz sei dennoch unübersichtlich und schwierig zu handhaben. Vielmehr brauche es ein überschaubares Genehmigungssystem, welches einerseits ausreichenden Schutz für Wohnungen biete und den Eigentümern andererseits eine begrenzte Möglichkeit zur Vermietung der Wohnung gebe.
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    Veränderung des Tourismus durch neues Gesetz

    Theo Yedinsky, Global Policy Director bei Airbnb, spricht von einem regelrechten "Schlag" für die vielen New Yorker, die auf jene Einnahmen angewiesen seien. Die Stadt sende allen potenziellen Besuchern der Stadt zudem ein klares Signal des Nichtwillkommenseins.
    Bjorn Hanson ist Tourismusforscher an der New York University und prophezeit angesichts des neuen Gesetzes eine Veränderung des Tourismus in New York.

    Die Attraktivität der Stadt wird Reisende zwar nicht an einem Besuch hindern, dennoch werden diese wohl auf weniger zentral gelegene, preiswertere Unterkünfte zurückgreifen, etwa in New Jersey oder Westchester.

    Bjorn Hanson, Tourismusforscher

    Auch eine Verlagerung der Reisepläne in günstigere Zeiträume sei denkbar. Dennoch werde es stets Gastgeber geben, die diese neuen Regelungen umgehen werden, indem sie auf andere Plattformen ausweichen oder ihre Gäste als Familienbesuch betitelten.
    Blick auf den Financial District, New York City.
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    Airbnb hat alle Regeln aufgenommen und Hosts informiert

    Carla Gahr aus Brooklyn hat sich bereits bei der Stadt registriert. Sie sagt, Airbnb suche stets den Dialog zur Gastgeber-Community und habe diese direkt über das neue Gesetz informiert. Die New Yorkerin habe immer alle Regelungen eingehalten und werde dies auch weiterhin tun, trotzdem sei dies nicht die Lösung für die Wohnungsnot in New York, so Clara, diese habe es auch schon vor dem Aufkommen von Airbnb gegeben.

    Die Stadt war schon immer ein Magnet für die ganze Welt und wird es auch weiterhin bleiben.

    Carla Gahr, Host

    Die Online-Plattform hat bereits alle Regelungen im System implementiert. Wie sich das auf den Tourismus niederschlägt und ob damit tatsächlich der Wohnraummangel beseitigt werden kann, wird sich zeigen. Klar ist: Der Markt für Kurzzeitvermietungen wird deutlich schrumpfen.

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