Schottlands Ex-Regierungschefin: Nicola Sturgeon freigelassen

    Schottlands Ex-Regierungschefin:Sturgeon vorübergehend festgenommen

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    Schottlands Ex-Regierungschefin Nicola Sturgeon ist am Sonntag im Zuge von Finanzermittlungen vorübergehend festgenommen und befragt worden. Nun ist sie wieder auf freiem Fuß.

    Ein Polizeiwagen fährt am Haus der ehemaligen schottischen Regierungschefin Sturgeon vorbei.
    Schottlands ehemalige Regierungschefin Sturgeon ist wegen einer Parteispendenaffäre vorübergehend festgenommen worden. Nach einigen Stunden wurde sie ohne Anklage freigelassen.12.06.2023 | 0:22 min
    Die frühere schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ist kurz nach ihrer Festnahme wieder auf freien Fuß gekommen. Gegen sie seien keine formellen Anschuldigungen erhoben worden, teilte die schottische Polizei am Sonntagabend mit. Die Ermittlungen dauerten weiter an, hieß es. Die 52-Jährige war rund sieben Stunden zuvor als Verdächtige im Zuge von Ermittlungen zu finanziellen Ungereimtheiten in ihrer Partei festgenommen worden.

    Sturgeon weist Fehlverhalten von sich

    Nach ihrer Befragung durch schottische Ermittler zu Finanzen und Finanzierung der Scottish National Party (SNP) wies sie jegliches Fehlverhalten von sich. Die Festnahme sei "ein Schock und zutiefst erschütternd gewesen", erklärte sie in Sozialen Medien.
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    Sturgeon sagte, sie könne zu diesem Zeitpunkt der Untersuchung nicht ins Detail gehen. "Ich möchte jedoch Folgendes sagen, und zwar in aller Deutlichkeit: Die Unschuldsvermutung steht mir nicht nur von Rechts wegen zu. Ich weiß ohne jeden Zweifel, dass ich in der Tat unschuldig bin."
    Sturgeons Büro bestätigte, dass sie freiwillig an einer Befragung von Ermittlern teilgenommen habe und mit deren Untersuchung kooperieren werde. Auch die SNP teilte mit, dass sie "voll mit dieser Untersuchung kooperiert und das weiterhin tun" werde. Es sei aber nicht angebracht, sich während der laufenden Ermittlung zu Details öffentlich zu äußern.
    Die Einordnung von ZDF-Korrespondent Andreas Stamm:

    Der Fall Sturgeon, des Ehepaars Sturgeon, ist in erster Linie ein Kriminalfall: Sind Spenden an die SNP veruntreut worden, ging es bei den schottischen Nationalisten nach deren Phönix-haften Aufstieg finanziell drunter und drüber? Vielleicht sogar um persönliche Bereicherung? Das klären Ermittler, Staatsanwaltschaft, Richter. Man wird sehen.

    Doch die politischen Folgen sind schon jetzt enorm. Schon mit dem Abgang der Galionsfigur der Unabhängigkeitsbewegung, Nicola Sturgeon, als Erste Ministerin der Schotten fragten sich viele, ob das auch erstmal das Ende der schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen sein könnte. Das dürfte nun sehr wahrscheinlich sein, zumindest für diese Generation.

    Schottland dürfte Teil des Vereinigten Königreichs bleiben. Aber der Fall Sturgeon, der Fall SNP, könnte das Königreich dennoch verändern. Nächstes Jahr wird eine neues britisches Parlament gewählt, und sollte die SNP viele Sitze verlieren, was sich andeutet, dürfte Labour der Profiteur werden. Es könnte Oppositionsführer Starmer die notwendigen Sitze bringen, damit seine Sozialdemokraten in Westminster an die Macht kommen. Ein neuer Premier, nach 14 Jahren turbulenter Tory-Herrschaft.

    Bislang keine Beschuldigungen

    Die Polizei im Vereinigten Königreich nennt die Namen von Verdächtigen nicht, bis sie formell beschuldigt werden. Die BBC und andere Medien, darunter der schottische "Herald", identifizierten die festgenommene Frau als Sturgeon, bevor deren Büro eine Befragung durch Polizisten bestätigte.
    Schon zuvor waren führende Mitglieder der SNP im Zuge der Ermittlung zu den Finanzen der SNP festgenommen und befragt worden, darunter Sturgeons Mann Peter Murrell und der ehemalige Schatzmeister Colin Beattie, wie der "Herald" berichtete. Bisher wurden gegen niemanden Beschuldigungen erhoben.
    Die schottische Polizei ermittelt, wie 600.000 Pfund (rund 700.000 Euro) verwendet wurden, die für die schottischen Unabhängigkeitskampagne vorgesehen waren. Sturgeon trat im Februar unerwartet nach acht Jahren als SNP-Chefin und Erste Ministerin Schottlands zurück. Sie gab ihre Ämter inmitten Meinungsverschiedenheiten innerhalb der SNP auf.
    In einer Volksabstimmung 2014 stimmte die Mehrheit der Schottinnen und Schotten für einen Verbleib im Vereinigten Königreich. Die Partei wollte ein weiteres Referendum, das Oberste Gericht Großbritanniens urteilte aber, eine solche Abstimmung dürfe nicht ohne Zustimmung der britischen Regierung abgehalten werden.
    Quelle: AFP, dpa, reuters, AP

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