Missbrauchsfall Jan Hempel: DSV will Klage abwenden

    Missbrauchsfall Jan Hempel:Deutscher Schwimm-Verband will Klage abwenden

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    Im Missbrauchsfall des ehemaligen Weltklasse-Wasserspringers Jan Hempel will der Deutsche Schwimm-Verband eine Schadensersatzklage und einen langwierigen Rechtsstreit abwenden.

    Der ehemalige Spitzensportler Jan Hempel (Wasserspringen) erhält den Deutschen Kinderschutzpreis und spricht bei der Verleihung
    Jan Hempel bei der Verleihung des Deutschen Kinderschutzpreises
    Quelle: dpa

    Der Deutsche Schwimm-Verband will eine mögliche Schadenersatzklage des ehemaligen Weltklasse-Wasserspringers Jan Hempel verhindern. Man befinde sich in einem "intensiven Austausch" mit Hempels Anwalt Thomas Summerer und sei "bemüht, eine einvernehmliche Lösung für alle Parteien zu finden und so einen langwierigen Rechtsstreit abzuwenden", teilte der DSV auf Anfrage der ARD mit.
    Demnach habe der Verband ein "konkretes Angebot" vorgelegt, um "zeitnah" zu einer Lösung zu kommen. Die Verbandsspitze kam damit einer Empfehlung der unabhängigen Aufarbeitungskommission nach, die der DSV im Zuge der "Causa Hempel" ins Leben gerufen hatte.

    DSV schließt Entschädigungszahlungen aus

    Nach ARD-Informationen machte der DSV aber noch keine Vorschläge zu konkreten Entschädigungsleistungen. Mögliche Lösungen soll ein unabhängiger Schlichter erarbeiten. Zu diesen Punkten wollte sich der DSV offiziell nicht äußern. Der Verband schließt Entschädigungszahlungen aber mit Verweis auf das Gemeinnützigkeitsrecht grundsätzlich aus.
    Im Streit um Schmerzensgeld und Schadenersatz in Millionenhöhe wegen jahrelangen Missbrauchs durch seinen Trainer hatte Hempel dem DSV laut Angaben seines Managers Oliver Hillebrecht eine Frist gesetzt. Sollte der DSV auf die fünf vorgelegten verschiedenen Angebote nicht bis zum 6. Juni mit einer seriösen Antwort reagieren, werde er vor Gericht ziehen. Das aktuelle Angebot des DSV erhielt Hillebrecht laut ARD am Montag. "Wir müssen das Angebot prüfen", sagte der Anwalt.

    Dokumentation macht Missbrauch öffentlich

    In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" hatte Hempel im vergangenen August erstmals die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen 2001 gestorbenen Trainer Werner Langer öffentlich gemacht.
    Demnach hatte Langer sich von 1982 bis 1996 an dem Olympia-Zweiten von Atlanta 1996 vergangen. In dem Film warf Hempel dem DSV vor, schon 1997 von den Vorwürfen gewusst, aber nichts Entscheidendes getan zu haben. Der Fall löste eine breite Diskussion über Missbrauch und Gewalt im deutschen Sport und deren Aufarbeitung aus.

    Auszeichnung mit dem Deutschen Kinderschutzpreis

    Für die Dokumentation sind Jan Hempel und der Journalist Hajo Seppelt am Dienstag in Mannheim mit dem Deutschen Kinderschutzpreis ausgezeichnet worden. Rennrodel-Olympiasieger Felix Loch und Gräfin Floria von Hessen überreichten den Preis. Bei einer Podiumsdiskussion ging es vor allem um Vorbeugung von Missbrauch und darum, wie mit Menschen umgegangen wird, die entsprechende Erfahrungen schildern.
    Quelle: dpa
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