Adidas beendet Zusammenarbeit mit Umweltorganisation

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    Keine Ozeanplastik-Produkte mehr:Adidas beendet Zusammenarbeit mit Umwelt-NGO

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    Adidas beendet seine Partnerschaft mit der Umweltschutzorganisation "Parley for the Oceans". Der Sportartikelkonzern werde keine weiteren Produkte mit Ozeanplastik herstellen.

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    Der Sportartikelkonzern Adidas beendet seine langjährige Partnerschaft mit der Umweltschutzorganisation "Parley for the Oceans". Der Ende des Jahres auslaufende Vertrag werde nicht verlängert, teilte der Konzern der ZDF-Umweltredaktion und dem Medien-Start-up Flip mit. Danach wird es laut Adidas keine neuen Produkte mit sogenanntem Parley Ozeanplastik mehr geben.
    ZDF und Flip hatten die Anfrage an den Konzern vor mehreren Wochen abgeschickt. Erst jetzt folgte die Antwort von Adidas, dass man die Partnerschaft mit Parley beende.
    Das neue Nationaltrikot für die Heim-EM 2024 ist anders als das Vorgängermodell zur WM 2022 bereits ohne Ozeanplastik hergestellt. Auch in der begleitenden Werbekampagne ist vom Schutz der Meere keine Rede mehr.
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    Adidas: Parley-Produkte nur kleiner Teil des Angebots

    Damit verabschiedet sich der nach Nike zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt von der Vision, die Verschmutzung der Meere im großen Stil durch die Verwendung von Ozeanplastik zu bekämpfen.
    Adidas begründet das Ende der Zusammenarbeit damit, dass die Parley-Produkte nur noch einen sehr kleinen Teil des nachhaltigen Angebots ausmachten. Zudem arbeite man an zahlreichen Projekten zur Entwicklung nachhaltigerer und klimaschonender Materialien und kooperiere mit mehreren Partnern für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft. So seien im vergangenen Jahr bereits 99 Prozent des verarbeiteten Polyesters recycelt.

    "Greenwashed?" - die neue Doku-Reihe aus der ZDF-Umweltredaktion mit ZDF-Umweltreporter Andreas Stamm - liefert Hintergründe zur Klimakrise und die daraus folgenden Umweltprobleme. Die Pilotfolge, in der ein teilweise aus Meeresplastik gefertigter Adidas-Sneaker unter die Lupe genommen wird, ist ab Freitag, 5. April, 10 Uhr, in der ZDF-Mediathek abrufbar und am Sonntag, 7. April, um 15:45 Uhr im ZDF zu sehen.

    Flip berichtet außerdem am 5. April unter www.letsflip.de ausführlich über das Ende der Partnerschaft zwischen Adidas und Parley.

    Partnerschaft begann mit gemeinsamem Sneaker

    Adidas und "Parley for the Oceans" begannen ihre Partnerschaft 2015 mit einem gemeinsamen Sneaker. Seitdem nutzt Adidas sogenanntes Ozeanplastik, also Plastikabfall aus Küstenregionen, um daraus Kleidung herzustellen.
    Auch wenn der Anteil der Produkte mit Ozeanplastik am Gesamtsortiment des zweitgrößten Sportartikelherstellers weltweit vergleichsweise gering war, war die Erzählung vom Schutz der Meere durch Plastik-Recycling über fast zehn Jahre von großer Bedeutung für die Nachhaltigkeitskommunikation von Adidas.
    "Wenn wir als Planet und als Menschheit überleben wollen, müssen wir die Plastikflut jetzt in den Griff bekommen. Adidas und Parley haben sich zusammengetan, um der Plastikverschmutzung, die unsere Meere zu zerstören droht, den Kampf anzusagen", verkündete der Konzern noch 2022.

    Frühere Recherche deckte Missstände in Lieferkette auf

    Adidas hatte in der Vergangenheit auch das deutsche Nationaltrikot mit sogenanntem Ozeanplastik gefertigt. Zur Fußball-WM in Katar aber deckte Flip gemeinsam mit der "Zeit" Missstände in der Lieferkette und Greenwashing beim Marketing des Nationaltrikots auf.
    Unter anderem fanden die Reporterinnen und Reporter heraus, dass das in Adidas-Produkten verarbeitete Ozeanplastik zum größten Teil nicht aus Sammlungen der Umweltschutzorganisation Parley stammte, sondern aus einer zweiten Lieferkette, die von Adidas selbst organisiert wurde.
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    Der Konzern sammelte dafür Plastik in Thailand und auf den Philippinen, Länder, in denen Parley nach eigener Auskunft nicht tätig war, auch weil dort im sogenannten informellen Sektor Probleme wie Kinderarbeit nur schwer in den Griff zu kriegen sind.
    Parley-Gründer Cyrill Gutsch zeigte sich schockiert von der Recherche und stellte schon damals die Zusammenarbeit mit Adidas öffentlich infrage. Adidas betonte, man dulde keine Kinderarbeit. Bei Überprüfungen habe man keine Anzeichen für die Beschäftigung Minderjähriger feststellen können.

    Parley will Plastik künftig mit "Tracer" versehen

    Parley-Gründer Cyrill Gutsch will seine Vision weiterverfolgen und sein Ozeanplastik künftig mit einem chemischen "Tracer" versehen, um die Lieferkette lückenlos nachweisen zu können. Außerdem werde Parley keinen Plastikmüll mehr an Markenpartner übergeben, sondern den Produktionsprozess bis zur Garnherstellung selbst kontrollieren und verantworten.
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    Quelle: ZDF

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