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KiKA als Beispiel einer identitätsstiftenden Marke

Newsletter ZDF-Fernsehrat:KiKA als Beispiel einer identitätsstiftenden Marke

Fernsehrat Stefan Gruhner über Dialogräume und transparente Debattenformate.

Als besonders gutes Beispiel für eine verbindende Wirkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sieht Fernsehrat Stefan Gruhner den KiKA in Erfurt und charakterisiert ihn als "Kindermedienleuchtturm" in Deutschland. Angesichts der Studien-Ergebnisse zum Zusammenhalt in Deutschland sollten Medien "gelungene Lösungswege, Dialogprozesse und erfolgreiche Kompromisse" noch stärker verdeutlichen, so der Vertreter des Freistaates Thüringen im Fernsehrat und Chef der Staatskanzlei Thüringen.

Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Stefan Gruhner

Fernsehratsmitglied Stefan Gruhner

Quelle: Guido Werner

#Fernsehrat: Nach der aktuellen Zusammenhaltsstudie haben die Menschen sehr hohe Erwartungen an die öffentlich-rechtlichen Medien, den Zusammenhalt im Land zu fördern. Wie werden öffentlich-rechtliche Angebote diesem Anspruch aus Ihrer Sicht grundsätzlich gerecht?

Stefan Gruhner: Ja, sie werden diesem Anspruch gerecht – und das hat unmittelbar mit der demokratischen Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu tun. Der Öffentlich-Rechtliche ist ein konstitutiver Bestandteil unserer demokratischen Ordnung. Er stellt sicher, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu verlässlichen, unabhängigen Informationen haben und dass Debatten auf einer gemeinsamen Faktenbasis geführt werden können. Mit einer Nutzung von 94 Prozent erreichen ARD, ZDF und Deutschlandradio nahezu die gesamte Bevölkerung. Dieses breite Erreichen schafft eine gemeinsame Öffentlichkeit, die in Zeiten digitaler Fragmentierung nicht selbstverständlich ist. Ein besonders anschauliches Beispiel für diese verbindende Wirkung des Öffentlich-Rechtlichen ist der KiKA in Erfurt. Er vermittelt Millionen Kindern Werte wie Respekt und Verantwortung und schafft frühe gemeinsame kulturelle Bezugspunkte. Der KiKA am Medienstandort Thüringen ist der Kindermedienleuchtturm in Deutschland. Um weiterhin die verlässliche, identitätsstiftende Marke KiKA mit klarer inhaltlicher Ausrichtung und konsistenter Nutzerführung zu sein, bedarf es einer präzisen, zukunftsgerechten Portfoliosteuerung. Die Marke KiKA muss auch künftig die Kraft besitzen, über Plattformen hinweg Vertrauen und Zusammenhalt zu transportieren.

#Fernsehrat: Zugleich sehen viele Befragte vor allem bei der Darstellung positiver Beispiele zur Konfliktbewältigung Defizite und haben hohe Ansprüche an Kommunikationsräume, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereitstellen soll. Wie sollte darauf reagiert werden?

Gruhner: Medien und Institutionen insgesamt sollten häufiger gelungene Lösungswege, Dialogprozesse und erfolgreiche Kompromisse sichtbar machen – ohne Probleme zu verharmlosen. Solche Beispiele stärken das Vertrauen, dass Konflikte in unserer Gesellschaft bearbeitbar sind. Zudem sollten öffentlich-rechtliche Medien gezielt Räume fördern, in denen Menschen miteinander statt übereinander sprechen. Dazu gehören transparente Debattenformate, verständliche Einordnungen und Angebote, die Beteiligung ermöglichen und Konflikte konstruktiv moderieren. Mit guten Formaten wie den "ZDFspaces" entstehen beispielsweise digitale Dialogräume.

#Fernsehrat: Unter den 14- bis 34-Jährigen nutzen 46 Prozent der Befragten regelmäßig öffentlich-rechtliche Angebote – das liegt deutlich unter dem Durchschnitt aller Altersklassen. Was ist da zu tun?

Gruhner: Um junge Menschen besser zu erreichen, müssen öffentlich-rechtliche Angebote konsequent an ihren Nutzungsgewohnheiten ausgerichtet sein. Bei On-Demand-Inhalten ist der Wettbewerb besonders groß – daher müssen Benutzerfreundlichkeit, responsives Design und attraktive Inhalte selbstverständlich sein. Inhaltlich gilt es, Trends aufmerksam zu verfolgen und Angebote zu entwickeln, die nah an der Lebenswelt junger Menschen liegen.

OrganisationFernsehratsvorlage Integrationsstudie
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#Fernsehrat: Insgesamt sorgt sich eine große Mehrheit der Bevölkerung um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Was bedeutet das für die Arbeit des ZDF?

Gruhner: Die Sorge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt verpflichtet das ZDF zu besonders faktenbasierter und überprüfbarer Berichterstattung, die gesellschaftliche Konflikte weder beschönigt noch zuspitzt. Komplexe Themen müssen transparent und verständlich dargestellt werden, damit Bürgerinnen und Bürger sich eine fundierte Meinung bilden können. Entscheidend ist dabei Einordnung statt Emotionalisierung, vor allem in Krisenzeiten. Zugleich muss das ZDF gesellschaftliche Vielfalt unseres Landes sichtbar machen – in Regionen, Lebensrealitäten, Altersgruppen und Milieus – und damit unterschiedlichen Perspektiven Raum geben. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Meinung und Kommentar, klare Trennung von Nachricht und Haltung sowie eine konsequente und schnelle Fehlerkultur stärken zusätzlich das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Zur Person: Stefan Gruhner ist seit März 2025 Mitglied des ZDF-Fernsehrates und vertritt dort den Freistaat Thüringen. Gruhner ist Chef der Thüringer Staatskanzlei und Thüringer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Sport und Ehrenamt. Er studierte Geschichte und Politik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und war später Mitglied des Landtags.

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