Tiertransporte: Gefangen zwischen Grenzen

Nicht mehr zu zeigen, als unbedingt nötig, ist eine Maxime bei kritischen Tierfilmen. Also, die Menschen nicht unnötig zu belasten. Die andere: Nicht weniger zu zeigen, als es für eine ausgewogene und ehrliche Information notwendig ist. Denn eines gilt es zu bedenken: Was müssen Tiere tagtäglich durchmachen – wenn wir uns Bilder davon kaum zehn Sekunden anschauen können? Dürfen wir das zulassen?

Niemand sieht gerne Schlimmes, das er ohnehin nicht ändern kann. Aber: Für die Tiere hat sich in den letzten Jahren und Jahrzenten viel verbessert. Nicht zuletzt durch den Mut des ZDF, kritische Tierfilme zu senden. Vor allem aber auch durch die Reaktionen der Zuschauer(innen).

„Gefangen zwischen Grenzen“ ist eine furchtbare Situation, die auch ich schon mehrfach beobachtet habe. Die gute Nachricht ist aber: Dieses Problem lässt sich sofort und leicht lösen. Die EU ist gefordert: Transporte müssen vor der Ausreise aus der EU kontrolliert werden, ob sie in die Türkei einreisen dürfen. Und, auch aus dem Grenzbereich jederzeit wieder zurück in die Europäische Union einreisen dürfen, falls dem dann doch nicht so ist. Das sollten wir vehement fordern – die EU kann und muss hier sofort handeln, um dieses unnötige und unerträgliche Tierleid zu beenden. Dass das möglich ist, hat Brüssel nach anderen Sendungen von uns in ZDF 37° mehrfach bewiesen.

Es genügt nicht, wenn Deutschland Exporte verbietet. Weil die lediglich durch Transporte aus anderen EU-Staaten ersetzt würden.

Es ist, nach meiner Einschätzung, nicht in erster Linie die Türkei, die hier zum Handeln aufgefordert ist, sondern Europa: Keine Transporte aus der EU zu lassen, die nach türkischem Recht eben nicht einreisen dürfen. Mutwillige Tierquälerei habe ich in der Türkei in den Jahren nicht beobachtet, ganz im Gegensatz zu anderen Ländern wie etwa Ägypten. Indem die EU aber Transporte ohne Chance auf Weiterfahrt oder ein Zurück zulässt, bringt sie die türkischen Behörden an der Grenze in eine unmögliche Situation. Wie die damit umgehen, ist fragwürdig. Die Ursache liegt aber - aus meiner Sicht - in der EU. Deshalb ist die EU-Kommission in Brüssel der richtige Ansprechpartner für eine rasche Lösung an den Grenzen.

Es waren zum einen die Tierschützer im Film, die uns unterstützt haben. Zum anderen war es Dr. Zoe Mayer, MdB der Grünen in Berlin. Ein Anruf von uns hatte zur Folge, dass sofort das BMEL eingeschaltet wurde und auch das Auswärtige Amt informiert wurde. Wir sind unpolitisch – aber auch das gehört zur Wahrheit. Zumal die Grünen eben erst mit ihrer geplanten Novellierung des Deutschen Tierschutzgesetzes gescheitert sind.

Vor Ort haben vor allem die Fahrer Mut bewiesen. Denn ohne sie wäre kein Einblick möglich gewesen. Den Grund hat unser Protagonist im Film klar ausgedrückt:

Der Fahrer Heinrich hat tatsächlich jahrzehntelang Zuchttiere gefahren und gut ans Ziel gebracht. Sein Engagement vor Ort, und vor allem auch die Bereitschaft, im Film darüber zu sprechen, bewegen zum Handeln. Solcher Mut ist selten und verdient unsere uneingeschränkte Anerkennung.

Wir alle können hier bei der EU protestieren und damit für die Tiere viel zum Besseren ändern. Denn wir der Fahrer Heinrich sagt: So darf man nicht mit Tieren umgehen!