Das Malteserstift in Erlangen verfügt über eine Abteilung für Junge Pflege. Dort leben Celina (23), Katarina (27) und Christoph (36). Neben der Pflege war für sie wichtig, dass es eine altersgerechte Freizeitgestaltung in dem Stift gibt.
Mit seinem Rollator ist Christoph viel im angrenzenden Wald unterwegs, Heavy Metal aus dem Kopfhörer begleitet ihn. Der 36-Jährige war Industriemechaniker bei Siemens. Als die Erbkrankheit Chorea Huntington bei ihm ausbricht, ist er 28. Er hat eine feste Freundin und wohnt in einer Dreizimmerwohnung. Arbeit, Beziehung, Selbstständigkeit – all das hat er nun verloren, nur nicht seinen Humor. "Ich bin doch noch jung und knackig", scherzt er. Sein Vater Robert ist stolz auf seinen Sohn und darauf, wie er sich der Erkrankung stellt. So oft wie möglich besucht er ihn. Die gemeinsame Zeit genießen, das ist ihm wichtig. Zehn Jahre lang hatte Robert seine Frau gepflegt, die im Alter von 44 Jahren an der gleichen Erkrankung starb.
Jüngste Bewohnerin ist 23 Jahre
Mit 23 Jahren ist Celina derzeit die jüngste Bewohnerin des Malteserstifts. 2019 hatte die Bürokraft noch in England gearbeitet, 2021 bricht eine neurologische Erkrankung bei ihr aus, die sie innerhalb weniger Monate bewegungsunfähig macht. Miller-Fisher-Syndrom lautet die noch nicht bestätigte Diagnose. Noch immer kann sie ihre Beine nicht bewegen und ist bettlägerig. Im Heim versucht sie nun, ein neues Leben anzufangen. Mithilfe der dortigen Physiotherapeuten hofft sie, wieder laufen zu lernen. Ein bis vier Jahre soll das dauern.
Katarina, 27, war die erste Bewohnerin der Einrichtung Anfang 2020. Als sie sechs Jahre alt ist, wird bei ihr ein gutartiger Gehirntumor diagnostiziert. Allerdings muss ein Shunt gelegt werden, um Wasser, das sich im Gehirn sammelt, in den Magen abzupumpen. Sie kann danach ein weitgehend normales Leben führen, absolviert eine Hauswirtschaftsschule und arbeitet anschließend in einer Cafeteria als Bedienung. Dann muss der Shunt 2019 erneuert werden. Es kommt zu Komplikationen. Katharina erleidet eine schwere Infektion, in deren Folge sie weder gehen noch sprechen kann. Inzwischen kann sie wieder sprechen und selbstständig essen. Eine weitere Operation könnte den Rollstuhl überflüssig machen – sofern alles gut geht.
Eigene Abteilung für Junge Pflege
Die meisten der rund fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland sind im Seniorenalter. Aber rund 370.000 Menschen, die Pflege brauchen, sind zwischen 20 und 55 Jahren alt. Die meisten, mehr als 90 Prozent, werden zu Hause von Familienangehörigen versorgt, oft mit Unterstützung von ambulanten Pflegediensten; aber es bleiben immer noch mehr als 16.000 jüngere Menschen, die nicht häuslich versorgt werden können. Häufig kommen sie in Alten-Pflegeheimen unter, in denen sie sich meist unwohl fühlen, weil die Pflege dort nicht auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Das 2020 eröffnete Malteserstift in Erlangen verfügt über eine Abteilung für Junge Pflege. Neben 84 Plätzen für Senioren gibt es 18 Plätze für Menschen im Alter von 18 bis 65, die durch Unfall oder schwere Krankheit auf Pflege angewiesen sind. Sie wohnen in einem Extrabereich im Erdgeschoss. Jeder Bewohner hat dort sein eigenes Zimmer. Es gibt Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer, Esszimmer und eine Terrasse. Mit den jungen Bewohnern unternehmen die Pflegekräfte regelmäßig Ausflüge.