Ermittlungen zu toten Migranten im Mittelmeer

    Vor Lampedusa gekentert:Ermittlungen zu toten Migranten im Mittelmeer

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    41 Menschen sollen auf einem Flüchtlingsboot im Mittelmeer ertrunken sein. Nur vier überlebten. Nun ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft.

    Ein treibendes kleines Boot mit nur vier Überlebenden an Bord
    Wohl nur vier der Geflüchteten überlebten die Reise über das Mittelmeer in diesem Boot.
    Quelle: picture alliance / ROPI

    Die italienische Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag Ermittlungen zum Kentern eines Migrantenbootes aufgenommen, bei dem nach Angaben von Überlebenden vermutlich 41 Menschen ums Leben gekommen sind.
    Die Geschichte der vier Geretteten, die am Mittwoch nach Lampedusa gebracht worden waren, sei unglaublich, doch er sehe derzeit keinen Grund, an ihren Aussagen zu zweifeln, sagte Staatsanwalt Salvatore Vella laut einem Bericht der Zeitung "Corriere della Sera".
    Die vier jungen Flüchtlinge hatten Ärzten und der Polizei berichtet, das Boot sei am 3. August von der tunesischen Hafenstadt Sfax aus in See gestochen und einen Tag später von bis zu vier Meter hohen Wellen überflutet worden. Drei Kinder seien an Bord gewesen. Die Überlebenden berichteten, dass es nur 15 Schwimmwesten gab.
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    Sie und einige andere hätten sich stundenlang an Rettungsringen über Wasser gehalten, bis sie ein leeres Boot entdeckt hätten.

    Geflüchtete retten sich auf Boot und finden Wasser und Kekse

    Nur sie vier hätten geschafft, hineinzuklettern und festgestellt, dass das offene Eisenboot keinen Motor hatte. Laut einem Bericht des italienischen Fernsehens fanden sie an Bord vier Flaschen Wasser und eine halbe Packung Kekse, mit denen sie vier Tage überlebten, bis sie schließlich ein maltesischer Frachter rettete.
    Weder der Frachter noch die Patrouillenboote der Küstenwache haben laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa Leichen im Wasser gefunden. Dies könne daran liegen, dass die Überlebenden vom Unglücksort weit entfernt gerettet wurden.
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    Staatsanwalt Vella nannte die Aussagen sehr glaubhaft. Bisweilen versuchten von Schmugglern engagierte Besatzungsmitglieder, sich nach einem Unglück als Migranten auszugeben. In diesem Fall könne das aber ausgeschlossen werden.

    Boote für Migranten oft "von sehr schlechter Qualität"

    Nicht bekannt ist, was aus den Menschen wurde, die vorher auf dem leeren Boot waren. Nach Angaben Vellas schwimmen solche Boote oft verlassen weiter, falls ein Rettungsschiff die Insassen aufnimmt.
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    Ähnliche, kaum seetüchtige Gefährte werden in Tunesien oft hastig zusammengeschweißt, um Migranten nach Italien zu bringen. Es kommt immer wieder vor, dass Schleuser Boote aufs Meer schleppen oder Schlepper auf offener See Flüchtlinge in andere Boote umsteigen lassen.
    Vella sagte, die Schweißnähte solcher Boote seien nicht durchgängig, sodass Wasser eindringe. "Wir wissen, dass Schmuggler solche Boote von sehr schlechter Qualität mit 50 bis 70 Migranten losschicken."

    Das sind Verbrecher.

    Staatsanwalt Salvatore Vella

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    "Lasst uns angesichts dieser Tragöden nicht gleichgültig bleiben", schrieb er auf der Plattform X, ehemals Twitter. "Und lasst uns für die Opfer und ihre Familien beten."
    Quelle: AP, dpa

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