Vor 25 Jahren: Geiseldrama in Aachen mit tödlichem Ende
Geiseldrama vor 25 Jahren:Rettungsschuss beendet Aachener Geiselnahme
von Martin Schiffler
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Aachen am 20. Dezember 1999: Aus einem schwerbewaffneten Raubüberfall auf ein Geldtransportunternehmen wird eine Geiselnahme in der Landeszentralbank - mit tödlichem Ausgang.
1999 eskaliert ein Raubüberfall auf die Aachener Landeszentralbank: Die 50-stündige Geiselnahme endet tödlich, mit einem finalen Rettungsschuss.16.12.2024 | 11:42 min
Am Morgen des 20. Dezember 1999 betritt ein mehrfach maskierter Mann die Filiale eines Geldtransporterunternehmens in Würselen bei Aachen. Bewaffnet ist er mit einer Schusswaffe und mehreren Handgranaten.
Im Safe des Unternehmens findet der Mann nur Kleingeld. Der vorbestrafte Täter zwingt den Filialleiter gemeinsam mit seiner Sekretärin und einem Fahrer in einen Geldtransporter der Firma. Sie sollen mit ihm zur Landeszentralbank-Filiale in Aachen fahren - davon verspricht er sich mehr Beute.
Täter und Geiseln sind in der Garage in Aachen eingeschlossen
An der Landesbank angekommen, dürfen sie direkt in die Garage fahren: Der Fahrer ist hier bekannt. Der Räuber erzwingt die Herausgabe von rund zwei Millionen Mark.
Dann will er nur noch schnell weg - und zwar mit seinen Geiseln, denen er Handgranaten umgehängt hat. Doch aus der Garage im Hochsicherheitstrakt der Landeszentralbank kann der Täter nun nicht mehr fliehen.
Erinnerungen an das Geiseldrama von Gladbeck
Im Polizeipräsidium Köln ist da bereits ein Krisenstab eingerichtet worden, von den Vorgängen in Aachen weiß man durch einen stillen Polizeinotruf. Die Beamten entscheiden sofort: Das Tor muss verschlossen bleiben.
Auf keinen Fall darf der Geiselnehmer schwerbewaffnet mit seinen Geiseln fliehen. Die Angst: Eine Wiederholung des Alptraums von Gladbeck elf Jahre zuvor, erinnert sich Winrich Granitzka, damals Einsatzleiter.
Ich hatte solche Erfahrungen in Gladbeck ja gemacht. Und hier hatte der Täter ja noch andere Mittel: Handgranaten.
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Winrich Granitzka, ehem. Einsatzleiter
Beim Gladbecker Geiseldrama waren zwei Bankräuber mit ihren Geiseln drei Tage auf einer Irrfahrt durch Deutschland - vor laufenden Kameras. Am Ende waren zwei Geiseln tot. Ein Alptraum - auch für die Polizei.
Niemals dürfe sich "Gladbeck" wiederholen. "Diese Gefahr aufzunehmen, dass weitere Menschen als Geiseln genommen, weitere Menschen eventuell getötet werden, wenn er eine Granate gezündet hätte: Nicht auszudenken", sagt Granitzka im ZDFheute Interview.
Das Geiseldrama von Gladbeck hat selbst 30 Jahre später noch nachgewirkt:
30 Jahre nach dem Geiseldrama bittet NRW-Regierungschef Laschet um Vergebung. Der Staat habe es damals nicht geschafft, seine Bürger zu schützen. 16.08.2018 | 1:40 min
Der Geiselnehmer von Aachen beginnt, seine Opfer zu quälen
Es vergehen Stunden: Der Geiselnehmer beginnt damit, den Fahrer des Geldtransporters zu quälen. Die Polizei muss hilflos über die Überwachungskameras zuschauen.
Zuerst fesselt der Täter die Geisel an ein Fallrohr - mit einer Handgranate über dem Kopf, die jederzeit explodieren kann, wenn die Geisel nicht stehen bleibt - stundenlang.
Eine der Geiseln schließt mit dem Leben ab
Dann schließt er sich und seine Geiseln in den Geldtransporter ein und schießt insgesamt dreimal auf den gerade erst von der Handgranate befreiten Mann: in den Oberschenkel, ins Knie und in die Schulter.
Die Geisel, Rudolf Becker, wird dabei nicht lebensgefährlich verletzt.
Für mich stand fest: hier wirst du den Platz nicht mehr verlassen – zumindest nicht mehr lebend.
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Rudolf Becker, Geisel
Doch die Polizei bleibt hart. Sie wollen den Täter nur aus der Garage lassen, wenn er die Geiseln frei lässt. Sie haben seit mindestens 40 Stunden nicht geschlafen. Plötzlich nickt der Geiselnehmer kurz ein.
Geiselnahme dauert 50 Stunden
Die Granate in seiner Hand fällt herunter. Reflexartig kickt der Täter sie aus der Tür. Sie explodiert in der Garage. Die Sekretärin wird von Granatsplittern getroffen, glücklicherweisenicht lebensgefährlich.
Die Polizei muss jetzt handeln. Der Täter bekommt den geforderten Fluchtwagen. Dafür muss er die zwei verletzten Geiseln freilassen. Auf dem Hof vor der Bank fährt die Polizei das für den Geiselnehmer vorgesehene Auto vor.
Weil der Geiselnehmer sich auch von einem Warnschuss nicht einschüchtern lässt, erfolgt nach weiteren Minuten die Freigabe zum "finalen Rettungsschuss".
Der "finale Rettungsschuss" beendet die Geiselnahme
Dann fällt der tödliche Schuss. Der Geiselnehmer ist sofort tot. Die Handgranate, die er zu seinem Schutz in der Hand hält, explodiert nicht. Sprengstoffexperten können sie entschärfen.
Nach 50 Stunden ist die Geiselnahme von Aachen vorbei, 700 Polizisten waren im Einsatz. Die Geiseln sind zwar verletzt, aber am Leben.
Quelle: dpa
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