Peter Sodann tot: Schauspieler wurde 87 Jahre alt

    Schauspieler wurde 87 Jahre alt:Peter Sodann gestorben

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    Als grummeliger Kommissar Ehrlicher ermittelte er viele Jahre lang im "Tatort". Jetzt ist Schauspieler Peter Sodann im Alter von 87 Jahren gestorben.

    Schauspieler Peter Sodann ist tot
    Viele kannten ihn als Dresdner und Leipziger "Tatort"-Kommissar Bruno Ehrlicher: Nun ist der Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant Peter Sodann mit 87 Jahren gestorben.07.04.2024 | 1:43 min
    Der Schauspieler Peter Sodann ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 87 Jahren in Halle an der Saale, wie seine Familie am Sonntag mitteilte. Zuvor hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet. Bundesweit bekannt wurde Sodann vor allem als etwas grummeliger Hauptkommissar Bruno Ehrlicher im "Tatort", den er von 1992 bis 2007 spielte.

    Wegen "staatsfeindlicher Hetze" verhaftet

    Sodann stammte aus dem sächsischen Meißen, wo er am 1. Juni 1936 als Sohn eines Arbeiters geboren wurde. Sein Vater starb 1944 im Krieg - für ihn ein bitterer Verlust, wie Sodann einmal sagte. Nach einer Werkzeugmacherlehre und einem Ausflug ins Fach Jura studierte er an der Leipziger Theaterhochschule.
    Nebenbei leitete Sodann ein Kabarett, das 1961 wegen eines als konterrevolutionär befundenen Programms aufgelöst wurde. Wegen staatsfeindlicher Hetze wurde Sodann verhaftet. Neun Monate saß er in der DDR im Gefängnis, später bespitzelte ihn die Stasi.

    Theatermacher und "Tatort"-Kommissar

    1963 schrieb sich der Sachse mit der scharfen Zunge wieder an der Theaterhochschule ein. Sein erstes Engagement führte ihn 1964 ans Berliner Ensemble zu Helene Weigel. Weitere Stationen waren Bühnen in Erfurt, im heutigen Chemnitz und in Magdeburg.
    Später wurde Sodann Intendant des Neuen Theaters in Halle, das er selbst ab 1981 aus einem alten Kinosaal zu einem Schauspielhaus umbaute und zu einer Kulturinsel erweiterte. Dieses Engagement fand 2005 ein jähes Ende, als die Stadt Halle ihn als Theaterchef ablöste.
    Bekannt wurde der Vater von vier Kindern aber vor allem mit seiner Rolle als erster ostdeutscher "Tatort"-Kommissar, der von 1992 bis 2007 in Leipzig ermittelte. Als Bruno Ehrlicher thematisierte er auch die Probleme des Umbruchs im Osten Deutschlands.
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    In der DDR erhielt Sodann 1986 den Nationalpreis. 2001 wurde er auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

    Auftritte auf der politischen Bühne

    Nach der Vereinigung engagierte sich Sodann für die Linkspartei. 2005 sollte er bei der Bundestagswahl als Spitzenkandidat in Sachsen antreten, zog aber die Kandidatur wieder zurück. Er habe die ARD-Regeln, wonach Bewerber um ein politisches Mandat und Mandatsträger nicht mehr im Fernseh- und Hörfunkprogramm auftauchen dürfen, nicht gekannt.
    2009 trat er für die Partei als Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl an. "Ich habe schon immer die Absicht gehabt, die Welt zu ändern", bekannte der parteilose Sodann damals. Als eher chancenloser Kandidat nahm er kein Blatt vor den Mund.
    Sodann forderte mal einen "Sozialismus neuer Prägung", bei dem das System der ehemaligen DDR freilich nicht als Vorbild dienen könne, mal erklärte er, als echter "Polizeikommissar" würde er Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verhaften. Die Wahl verlor er gegen Amtsinhaber Horst Köhler.

    Leidenschaftlicher Büchersammler

    In den vergangenen Jahren widmete sich der Schauspieler vor allem dem Aufbau seiner "DDR-Bibliothek", für die er Millionen Bücher zusammentrug. Für seine Bibliothek in einem ausgebauten Kuhstall des ehemaligen Ritterguts von Staucha sammelte und katalogisierte er alle Bücher, die zwischen Kriegsende und dem Fall der Mauer in den DDR-Verlagen veröffentlicht wurden.
    Ganze Buchbestände bewahrte er so vor der Müllhalde. Sodann sah Bücher als "historisches Kulturgut", das für nachfolgende Generationen gesichert werden muss.
    Quelle: dpa, AFP