Schönheitschirurg: "Würde mich nicht operieren lassen"

    Interview

    Schönheitschirurg Artur Worseg:"Würde mich selbst nicht operieren lassen"

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    Viele junge Erwachsene können sich einen Schönheitseingriff vorstellen. Was steckt dahinter? Chirurg Artur Worseg über den Beauty-Trend und eigene OP-Überlegungen.

    Soll ich…? - eine Schönheits-OP machen lassen
    Der Busen zu groß, die Nase zu breit, zu viele Falten: Soll ich mich operieren lassen? Sechs Menschen reagieren auf unterschiedliche Perspektiven - wie beeinflusst sie das?02.09.2023 | 26:04 min
    ZDFheute: Herr Dr. Worseg, warum legen sich Menschen für die Schönheit unters Messer?
    Dr. Artur Worseg: Oft stecken tiefere, psychische Gründe dahinter: alte Probleme aus der Kindheit, Mobbing, Bemerkungen von den Eltern. Manchmal sind es auch ganz akute Krisen, die zum OP-Wunsch führen: Ich bin vielleicht ein bisschen depressiv, habe gerade eine Trennung hinter mir und zweifle an mir selbst und meinem Aussehen, habe Schwierigkeiten im Beruf.
    Viele, die zu mir kommen, sagen: "Machen sie mich wieder glücklich!" Wenn ich all die Patienten, die das sagen, rausschicken würde, dann wäre ich wahrscheinlich verarmt.

    Schönheitschirurg Dr. Artur Worseg steht vor einem Bild
    Quelle: Moni Fellner

    ... ist Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Seit 2016 leitet er die Privatklinik Währing in Wien.

    ZDFheute: Aber brauchen Menschen in solchen Fällen nicht eher eine Therapie als eine Schönheits-OP?
    Worseg: Es gibt schon auch Leute, die nach so einer Operation bleibend zufrieden sind. Die das Gefühl haben, dass sich einfach ein neuer Lebensabschnitt auftut.

    Sinnvoll sind Schönheits-OPs dann, wenn man realistisch an den Wunsch herangeht.

    Schönheitschirurg Dr. Artur Worseg

    Wenn man zum Beispiel sagt: "Schau, nach der Schwangerschaft, der Busen hängt oder der Bauch ist ein bisschen schlaff. Ich freue mich, wenn ich nach einer OP etwas schöner aussehe und ich mich danach besser fühle. Aber wenn nicht, kann ich auch damit leben."
    Klar ist aber: Je mehr der OP-Wunsch psychisch überlagert ist, je weniger es eigentlich um den Körper geht, desto weniger wird der Eingriff wirklich helfen.

    Laut einer Umfrage für das ZDF-Format "Soll ich...?" denken viele 25- bis 34-Jährige über einen Schönheitseingriff nach. 42 Prozent beantworten die Frage "Kannst du dir grundsätzlich vorstellen, in Zukunft einen Schönheitseingriff machen zu lassen" mit "ja" oder "eher ja". 17,3 Prozent der 25- bis 34-Jährigen hatten bereits mindestens einen Schönheitseingriff. Eine übergroße Mehrheit ist nach dem Schönheitseingriff (eher oder sehr) zufrieden: 76,9 Prozent.

    Quelle: ZDF/"Soll ich…?" (n=1.000 Befragte, repräsentativ für 25- bis 34-Jährige in Deutschland)

    ZDFheute: Würden Sie sich selbst für die Schönheit operieren lassen?
    Worseg: Ich würde mich selbst nicht operieren lassen, nein - obwohl ich, als ich jünger war, genug Dinge an meinem Äußeren gesehen habe, die mir nicht gefallen haben: die Nase zu groß, das Doppelkinn, sogar der Kopf war zu eierförmig - das gesamte Programm. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich diesen Beruf gewählt habe.
    Das hat sich aber mit der Zeit völlig abgeflacht - mit dem Älterwerden und der Zustimmung, die man durch Erfolg in anderen Bereichen bekommt.
    ZDFheute: Und ihrer Familie, ihren Bekannten - würden sie denen zu einem Eingriff raten?
    Worseg: Natürlich habe ich auch schon Bekannte operiert. Meinen Kindern und meiner Familie würde ich es ausreden, wenn’s nicht sein muss.

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    Schönheitsoperationen boomen, auch im Ausland. Ob Türkei, Polen, Tschechien: Die OPs sind viel günstiger als in Deutschland. Wie sich Patienten vor hohen Kosten schützen können.
    von Arta Ramadani
    Archiv: Chirurgen während einer Operation (Symbolfoto)
    mit Video
    ZDFheute: Welche Rolle spielen soziale Medien beim Thema Schönheit? Wird da ein "Schönheitswahn" erzeugt?
    Worseg: Soziale Medien verstärken mit Sicherheit den Trend, dass Schönheit allein auf das äußere Erscheinungsbild reduziert wird. Also: Wie man aussieht, das ist schön. Das war nicht immer so, das ist auch in anderen Kulturen nicht so. Früher war "schön" ein Gesamtbegriff für bestimmte Tugenden, Großzügigkeit, nicht nur das Äußerliche. Heute ist das anders.
    Den sozialen Medien allein die Schuld zu geben, wäre aber zu einfach. Es hat auch damit zu tun, dass es uns insgesamt sehr gut geht:

    Je besser die Zeiten, desto mehr beschäftigt man sich mit seinem Äußeren.

    Schönheitschirurg Dr. Artur Worseg

    Je schlechter die Zeiten, desto mehr wird man andere Probleme haben. Und vieles wird sich dann vielleicht einmal von allein regeln.
    Die Fragen an Artur Worseg stellte Christoph Wiesel.

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