Tierheime seit Corona "dramatisch" überfüllt

    Tierschutz alarmiert:Tierheime seit Corona "dramatisch" überfüllt

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    Aus Langeweile im Lockdown ein Tier zugelegt und jetzt wird es doch irgendwie zu viel - so scheinen viele zu denken. Tierheime sind längst am Limit, der Tierschutz warnt.

    Der Deutsche Tierschutzbund hat sich besorgt über das Schicksal der Haustiere geäußert, die von Tierheimen wegen dramatischer Überfüllung nach der Corona-Pandemie nicht mehr aufgenommen werden können. Der Präsident des Bundes, Thomas Schröder, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:

    Es muss sichergestellt werden, dass die Besitzer sich ihrer Tiere nicht anderweitig entledigen.

    Thomas Schröder, Deutscher Tierschutzbund

    "Der Haustierboom, den wir in der Corona-Zeit erlebt haben, zeigt seine Folgen aktuell mit voller Wucht", betonte er. "Tagtäglich melden sich immer mehr Menschen, die ihre Tiere abgeben wollen." Dem Tierschutzbund sei derzeit kein Tierheim in Deutschland bekannt, "das aktuell nicht voll ist oder sogar mehr Tiere beherbergt als eigentlich vorgesehen", sagte Schröder.

    Bund prüft Stiftung zur Unterstützung der Tierheime

    Allerdings kommunizierten nicht alle Tierheime offen, dass ein Aufnahmestopp bestehe, damit sich die Besitzer, die Tiere abgeben möchten, dennoch an das Tierheim wenden. Gegebenenfalls werde dann Vermittlungshilfe geleistet.
    Hund im Tierheim
    Tierschützer haben sich jüngst mit einem "Brandbrief Tierheim" an die Bundesregierung gewandt.15.08.2023 | 1:52 min
    Ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sagte dem RND, für den Tierschutz sei die Arbeit der Tierheime unverzichtbar.

    Obwohl der Bund keine finanziellen Verpflichtungen hat, hat er zur Abfederung von Kosten, die coronabedingt oder durch die Unterbringung von Tieren aus der Ukraine anfielen, Finanzhilfen zur Verfügung gestellt.

    BMEL-Sprecher

    Zur weiteren Unterstützung der Tierheime werde die Einsetzung einer Stiftung geprüft, wie im Koalitionsvertrag verabredet.

    Mehr als 100.000 Tiere werden jährlich nicht vermittelt

    Genaue Zahlen zu den in Tierheimen untergebrachten Tieren gibt es nach Angaben des Deutschen Tierschutzbund nicht, weil sie nicht zentral erfasst werden. Laut Hochrechnungen werden jährlich rund 350.000 Tiere neu in den Tierheimen aufgenommen. Gleichzeitig werden rund 240.000 Tiere vermittelt oder adoptiert.
    Auf dem Bild ist ein Tierheimmitarbeiter, der eine Katze streichelt.
    Die steigenden Kosten sind für viele Tierbesitzer kaum zu stemmen, so auch in Hamburg.09.01.2023 | 1:43 min
    Zu den aufgenommenen Tieren zählen auch Fundtiere, die zum Teil auch wieder nach Hause finden und nicht vermittelt werden müssen. Durchschnittlich bleiben Hunde zwei bis sechs Monate, Katzen zwei bis drei Monate und Ziervögel meist bis vier Wochen im Tierheim.

    Ein Million Haustiere während Pandemie angeschafft

    Zwischen 2019 und 2020 lebten rund eine Million Tiere mehr in den Haushalten in Deutschland als in den Jahren zuvor. Vor allem Hunde und Katzen wurden während der Pandemie angeschafft. 2019 wurden rund 34 Millionen Haustiere gehalten, ein Jahr später waren es 34,9 Millionen. Bis 2022 sank die Anzahl auf 34,4 Millionen und lag wieder auf dem Wert von 2018.
    Eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Magazin- und Zeitungsapp Readly aus dem April 2022 ergab, dass ein Fünftel aller Befragten die Anschaffung eines Haustieres während der Pandemie bereut.
    Für immer mehr Tierhalter geht es auch ums Geld. Seitdem im November 2022 etwa eine neue Gebührenordnung der Tierärzte (Got) in Kraft getreten ist, sind viele Behandlungen und Eingriffe teurer geworden. Zuschüsse für Menschen mit geringem Einkommen gibt es kaum, vielfach bleibt als einzige Lösung nur das Tierheim. Viele chronisch kranke Tiere bleiben deswegen im Tierheim.
    Während der Pandemie angeschafft, schlecht erzogen und keinen Kontakt zu anderen gewöhnt: So geht es vielen Hunden. Was passiert mit ihnen?
    Quelle: AFP, epd, dpa

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