Rekordwärme im Nordatlantik: Sommer wohl heiß und feucht

    Rekordwärme im Nordatlantik:Sommer könnte sehr heiß und feucht werden

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    Schon jetzt ist es sehr wam in Deutschland, doch es könnte im Sommer noch heißer werden. Im Nordatlantik herrscht eine Rekordwärme - und die hat Folgen für uns, sagen Forscher.

    Niedersachsen, Hannover: Eine Gewitterzelle mit dunklen Wolken zieht über Windräder in der Region Hannover hinweg.
    Trockenheit einerseits - drohender Starkregen andererseits. Das erwarten Forscher für den Sommer.
    Quelle: dpa

    Derzeit ist der Nordatlantik so warm wie noch nie um diese Jahreszeit seit Beginn der Satellitenmessungen vor 40 Jahren. Das könnte nach Forscherangaben womöglich einen heißen Sommer und heftigere Starkregen für Mitteleuropa bedeuten.

    Die Meeresregion ist Mitte Juni sogar um rund ein Grad wärmer als im Schnitt des Vergleichszeitraums 1982 bis 2011, wie aus Daten der US-Klimabehörde NOAA hervorgeht. Der Nordatlantik hat derzeit besonders hohe Temperaturen von im Schnitt knapp 23 Grad Celsius.
    Özden Terli, Wasserquader, Molekuele
    Ozeane nehmen einen großen Teil der globalen Erwärmung auf. Im April lagen die mittleren Oberflächentemperaturen durchgehend über 21 Grad.03.05.2023 | 0:41 min

    Meeresoberfläche wärmer als sonst

    Die Temperatur der analysierten Meeresoberfläche vom Äquator bis zur Höhe der Südspitze Grönlands liegt aktuell um etwa 0,5 Grad über dem bisherigen Rekord für diese Zeit. Der Nordatlantik und auch der Großteil der Ozeane weltweit zeigen den Messungen zufolge bereits seit März Rekordtemperaturen für den jeweiligen Tag. Das hat einen Grund, sagen Forscher:

    Die Weltmeere haben 90 Prozent der Wärme aufgenommen, die durch die menschengemachten Treibhausgase entstehen.

    Mojib Latif, Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung

    Dadurch seien sie in bis zu 2.000 Meter Tiefe, in wenigen Gebieten auch noch tiefer, deutlich wärmer geworden.
    Klimaphysiker Helge Gößling im Gespräch mit ZDFheute live.
    Klimaphysiker Helge Goessling beobachtet, dass besonders die Temperaturen im Nordatlantik gerade steigen – sie liegen ein halbes Grad über dem Mittel der vergangenen Jahrzehnte.14.06.2023 | 3:37 min
    Seit April hat sich vor allem der subtropische Bereich des Nordatlantiks stark erwärmt. Ein anhaltendes Tiefdruckgebiet habe dazu geführt, dass mehr warme Luft von Südwesten und weniger kalte Luft von Nordosten in den subtropischen Nordatlantik strömte, sagt Helge Gößling, Klimaphysiker am Alfred-Wegener-Institut.
    Zudem hätten sich die Windströmungen in der Region abgeschwächt, was die Oberflächentemperatur ebenfalls erhöhe.
    Auf dem Bild ist ein teilweise ausgetrocknetes Flussbett zu sehen.
    Die heißen Temperaturen bleiben bestehen. Experten warnen: Die Waldbrände Jüteborg oder Lübtheen sind nur der Anfang. In Sachsen-Anhalt wird die Wassernutzung jetzt eingeschränkt.16.06.2023 | 2:02 min

    Strömungen verändern sich

    Zugleich gibt es im Moment laut Latif auch im Norden des Nordatlantiks eine Anomalie der Luftströmungen, die zur Erwärmung beitrage. "Generell unterliegen die Luftströmungen über den Weltmeeren großen Zufallsschwankungen, die sich aber auf die Erderwärmung draufsetzen und dann zu besonders hohen Temperaturen führen können", erläutert Gößling.

    Der Klimawandel erhöht somit die Wahrscheinlichkeit für Extremwetter.

    Helge Gößling, Klimaphysiker Alfred-Wegener-Institut

    Sommerhitze und Starkregen bis in den August

    Die insgesamt warmen Wassertemperaturen im Nordatlantik könnten tendenziell zu einem heißeren Sommer in Mitteleuropa führen bis hinein in den August, sagt Gößling. Warme Luft nehme zudem mehr Wasser auf, das West- und Südwinde nach Europa tragen könnten. Das fördere Starkregenfälle.

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    Quelle: dpa

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