Deutschlandticket: Wie teuer Bus und Bahn werden könnten

    FAQ

    Kosten für Bus und Bahn:Wie teuer das Deutschlandticket werden könnte

    von Julian Schmidt-Farrent
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    Bund und Länder streiten über den Preis des Deutschlandtickets. Dabei glauben Verkehrswissenschaftler, den perfekten Preis zu kennen. So könnte es mit dem Ticket weitergehen.

    Ein Bus fährt über die Straße
    Mehr als elf Millionen Menschen nutzen das Deutschlandticket monatlich. Ab 2025 dürfte es teurer werden.08.07.2024 | 1:40 min
    Mit neun Euro hat die Revolution im deutschen Nahverkehr begonnen. Ursprünglich als kurzfristige Entlastung für die Bevölkerung gedacht, entwickelte sich das Deutschlandticket zum Spitzenprojekt der Ampel-Regierung. Nur: Wer soll das bezahlen?
    Bund und Länder streiten über die Zukunft des Tickets - und Verkehrsexperten erklären, wie es weitergehen könnte.

    Wieso wird das Ticket teurer?

    Der ÖPNV ist unterfinanziert - da sind sich der Verband der Verkehrsunternehmen und die Landesverkehrsminister sicher. Steigende Personalkosten und Energiepreise seien nur mit steigenden Preisen finanzierbar.
    "Nach Lage der Dinge gehen wir davon aus, dass der Preis von 49 Euro nicht zu halten sein wird", erklärte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) mit Blick auf das kommende Jahr. Die Landesverkehrsminister verlangen mehr Geld vom Bund. Der will hingegen sparen.
    «Neues Abo - Deutschlandticket» steht zur Auswahl in der App der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB)
    Das 49-Euro-Ticket lohnt sich vor allem für Pendler. Mehr als 11 Millionen Menschen nutzen es.01.05.2024 | 1:35 min

    Wie teuer könnte das Deutschlandticket werden?

    Der Preis wird spürbar steigen, glauben Experten. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) rechnet mit einer Erhöhung um zehn Euro - das sei mit Blick auf die Haushaltsberatungen aber noch offen. Das ist fast schon optimistisch im Vergleich zu anderen Einschätzungen.
    "Das Worst-Case-Szenario will ich ungern aussprechen", gesteht der Verkehrswissenschaftler Andreas Knie gegenüber ZDFheute. Auch er geht von einer Erhöhung von zehn Euro aus - fürchtet aber, dass der Preis danach weiter steigen könnte:

    In ein paar Jahren könnte das Ticket die 100-Euro-Schwelle überschreiten.

    Andreas Knie, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

    Besonders betroffen wären Menschen mit niedrigen Einkommen. Schon jetzt gebe es vielerorts kein Sozialticket, kritisiert ÖPNV-Sprecher Alexander Kaas Elias vom VCD. "Viele warten die ganze Preisdebatte ab. Und wenn die Erhöhung kommt, wird das für viele zu teuer werden."

    Welcher Preis wäre angemessen?

    29 Euro müsste das Ticket laut Experten im Idealfall kosten - inklusive Fernverkehr. Verkehrswissenschaftler Andreas Knie und sein Team haben den Preis durch Umfragen ermittelt. Sie glauben: Bis zu 25 Millionen Menschen könnten mit dem Kampfpreis auf den ÖPNV umsteigen.
    Schuld an den aktuellen Preisen seien auch die Verkehrsunternehmen selbst - mit ihrer Bürokratie. "Die Branche macht hier keine gute Figur", so Knie. "Sie schafft es nicht, effizienter zu wirtschaften." Außerdem müssten Investitionen von der Straße auf die Schiene verschoben werden, zum Beispiel durch die Abschaffung ...
    • ... des Dienstwagenprivilegs,
    • ... der Dieselsubventionen,
    • ... der Entfernungspauschale.
    "Dafür ist das Geld da, während es für Bus und Bahn fehlt", glaubt auch Kaas Elias vom VCD. Er hält am Preis von 49 Euro fest - als Kompromiss. Schon die aktuelle Diskussion zeige, wie schwer der Preis bedroht sei.

    Was bedeutet das für die Verkehrswende?

    Eine ganze Menge: Rund elf Millionen Menschen besitzen ein Deutschlandticket-Abo. Der Verband der Verkehrsunternehmen schätzt, dass mit dem Ticket rund sieben Prozent der Autofahrten reduziert wurden.
    Der Preis des ÖPNV spielt eine entscheidende Rolle - aber nicht allein. Alexander Kaas Elias vom VCD erklärt:

    Das Ticket bringt mir nichts, wenn ich nur dreimal am Tag den Bus nutzen kann.

    Alexander Kaas Elias, ÖPNV-Sprecher Verkehrsclub Deutschland

    Der Bund investiere noch immer zu viel in die Straße, statt die Infrastruktur zu stärken.
    Menschen außerhalb der Städte müssten erst in ein ÖPNV-Netz geführt werden, pflichtet Verkehrswissenschaftler Knie bei. Über Sammeltaxis könnte die sogenannten "letzte Meile" zwischen entlegenen Regionen und ÖPNV bewältigt werden. "Das wäre ein Gesamtpaket."

    Deutschlandticket: Wie geht es jetzt weiter?

    Auf kurze Sicht wird das Ticket wohl bleiben. Bund und Länder verhandeln im Herbst über die Finanzierung durch das Verkehrsministerium. FDP-Minister Volker Wissing schaffe sein eigenes Projekt nicht mehr ab, glauben die Experten. "Die Länderminister nehmen Wissing in Geiselhaft", so Knie.
    Doch das könnte sich mit einem Regierungswechsel ändern. Der hessische CDU-Landesverband forderte jüngst eine Abschaffung des Deutschlandtickets, um Investitionen in den Verkehr zu erhöhen. Was das für eine mögliche Bundesregierung unter CDU-Führung bedeutet, bleibt abzuwarten.
    Julian Schmidt-Farrent ist Reporter im ZDF-Landesstudio Bayern.

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    Quelle: ZDF

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