Fridays for Future: Schlagzeilen machen andere

    Klimabewegung sortiert sich neu:Fridays for Future im Aufmerksamkeitsloch

    von Christina Iglseder
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    Vor fünf Jahren brachte Greta Thunberg die Fridays-for-Future-Demonstrationen ins Rollen, doch um die Bewegung ist es ruhiger geworden. Wo stehen die Aktivisten und was planen sie?

    Zuletzt war es um die Klima-Protestbewegung Fridays for Future stiller geworden. Beim Kampf gegen den Klimawandel war die "Letzte Generation" in den vergangenen Monaten deutlich präsenter. Wie aber geht es weiter mit Fridays for Future?
    Dazu macht sich der deutsche Ableger auf dem Sommerkongress in Lüneburg Gedanken. Etwa 450 junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren treffen sich dort bis Ende der Woche, um sich besser zu vernetzen - und neu aufzustellen.

    Große Aufbruchsstimmung ist Normalität gewichen

    Fridays for Future befindet sich in einer Phase, die die Forschung als "Normalisierungsphase" bezeichnet. Die große Aufbruchstimmung der ersten Jahre ist gewichen, Ermüdung ist eingetreten. Zwar hatte vor der Corona-Pandemie die Mobilisierungsstärke bereits nachgelassen - aber auch danach konnte die Protestbewegung nicht mehr an ihre alte Stärke anknüpfen.
    Gegen Klimawandel-Folgen wie diese setzt sich Fridays for Future ein:
    Und trotzdem: Fridays for Future ist mehr als nur ein kurzes Strohfeuer. Die Strukturen sind weiterhin intakt. Auch wenn Themen wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine in den Nachrichten im Vordergrund stehen, so sehen sich die jungen Aktivisten von den Meldungen über immer neue Temperaturrekorde und Klimakatastrophen bestätigt und motiviert, in ihrem Engagement weiterzumachen.
    "Bewegungen sind so wie Eisberge", erklärt Protestforscher Sebastian Haunss von der Universität Bremen. Man sehe die kleine Spitze, sprich die Massendemonstration. Die tägliche Arbeit dahinter sehe man nicht. Aber genau das mache Fridays for Future aus.

    Weniger Aktionen - mit mehr Menschen

    Statt auf immer wiederkehrende Aktionen und die regelmäßigen "Freitage" setzt die Protestbewegung jetzt vor allem auf wenige Demonstrationen, die allerdings stark besucht werden.
    So nahmen laut Veranstalter beim "Globalen Klimastreik" am 3. März 2023 in Deutschland mehr als 220.000 junge Menschen teil. Allein in München sollen es um die 30.000 gewesen sein. Die nächste große Demonstration ist für den 15. September geplant.
    Fridays for Future hatte Anfang März weltweit zum Klimastreik aufgerufen - auch in Berlin:

    Protestforscher: "Letzte Generation" sorgt für mehr Aufsehen

    Dennoch: Trotz Großveranstaltungen ist die Klimabewegung medial deutlich weniger präsent. Protestforscher Haunss erklärt: Fridays for Future sei an einem Punkt angekommen, wo es darum gehe, über sich selbst nachzudenken.
    Die Medienaufmerksamkeit habe nachgelassen, weil der Neuigkeitswert wie 2019 nicht mehr gegeben sei - aber auch weil andere Protestformen wie die der "Letzten Generation" mehr Aufsehen erregten.
    Die "Klimakleber" also als Vorbild? Kleinere Aktionen mit nur wenigen Teilnehmern, die dafür aber umso spektakulärer sind - wäre das die Lösung? Das sind Diskussionen, wie sie zur Zeit auf dem Fridays-for-Future-Sommerkongress in Lüneburg geführt werden.

    Fridays for Future setzt auf Aktionen, die Unterstützung finden

    Offen auf Distanz zu den Menschen zu gehen, die wie sie selbst das Klima im Blick haben, wollen die Sprecher von Fridays for Future nicht. Sie machen aber deutlich: Ihr Ziel sind Aktionen, mit denen sie in der Öffentlichkeit Unterstützung und Zustimmung finden - und keine Ablehnung.
    Ziviler Ungehorsam solle keine Menschen gefährden, so Fridays for Future Klimaaktivistin Luisa Neubauer:
    Deshalb gelte vorerst weiter: Zu Massen-Straßendemonstrationen gebe es kaum Alternativen. Protest müsse, um wirksam zu sein, nicht nur Aufmerksamkeit generieren, sondern auch immer wieder zeigen, dass er von vielen Menschen mitgetragen werde, erklärt Haunss.
    Doch welche Antworten wollen die Aktivisten auf dem Sommerkongress finden? Dieser soll vor allem die Ortsgruppen motivieren, durchzuhalten und in ihrem Einsatz fürs Klima nicht nachzulassen. Kurz gesagt: um die Selbstbestätigung. Andererseits aber auch um das Signal: Uns gibt es noch.

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