Türkei bestellt deutschen Botschafter ein

    Journalisten verhaftet:Türkei bestellt deutschen Botschafter ein

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    Die Türkei hat den Deutschen Botschafter einbestellt, nachdem die hessische Polizei zwei türkische Journalisten festgenommen hat. Ankara wertet das als Einschüchterung der Presse.

    Botschafter Jürgen Schulz
    Botschafter Jürgen Schulz ist von der Türkei einbestellt worden.
    Quelle: Deutsche Botschaft

    Die Türkei hat den deutschen Botschafter wegen des Vorgehens der deutschen Behörden gegen zwei türkische Journalisten in Hessen einbestellt.
    Die Journalisten der Zeitung "Sabah" seien festgenommen worden, was die türkische Presse "einschüchtern und bedrängen" solle, erklärte das türkische Außenministerium am Mittwoch.

    Staatsanwaltschaft: Verdacht des Verbreitens personenbezogener Daten

    Eine Festnahme der beiden Journalisten wurde von den deutschen Behörden zunächst nicht bestätigt, doch gab es Durchsuchungen in deren Privatwohnungen.
    Erdogan-Kritiker fühlen sich bedroht - auch wenn sie in Deutschland leben:
    Die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Polizeipräsidium Südhessen erklärten wenig später, die Privatwohnungen zweier Journalisten in Mörfelden-Walldorf seien "wegen des Verdachts des gefährdenden Verbreitens personenbezogener Daten" durchsucht worden, die Männer befänden sich wieder auf freiem Fuß.

    Die beiden türkischen Journalisten sind wieder frei

    Die Ermittler erklärten weiter, beim Einsatz in den Wohnungen seien am Mittwochmorgen unter anderem elektronische Speichermedien beschlagnahmt worden, die beiden 46 und 51 Jahre alten Männer seien nach der Durchsuchung wieder entlassen worden. Der Vorfall ereignet sich mitten im Wahlkampf zum zweiten Durchgang der Präsidentenwahl in der Türkei am 28. Mai, bei dem Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu gegeneinander antreten.
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    Eine Stichwahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu soll entscheiden

    Türkei spricht von "vorsätzlichem Akt" Deutschlands

    Die erste Runde hatte Erdogan mit fünf Prozentpunkten Vorsprung für sich entschieden und dabei die 50-Prozent-Marke knapp verfehlt. In Deutschland hatten viele den Wahlkampf in der Türkei als unfair kritisiert, unter anderem da sich die Medien in der Hand der Regierung befinden.
    Das türkische Außenministerium nannte das Vorgehen der deutschen Behörden einen "vorsätzlichen Akt". Deutschland wolle "die ganze Welt über die Presse- und Meinungsfreiheit belehren", das Vorgehen "gegen die freie Presse" offenbare aber die "Doppelmoral" des Landes.
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    So reagierten Türken in Deutschland auf die Wahl:

    Journalisten sind bei Tageszeitung "Sabah" tätig

    Die betroffenen Journalisten Ismail Erel und Cemil Albay arbeiten für die regierungsnahe türkische Tageszeitung "Sabah". Die Zeitung erklärte ihrerseits am Mittwochmorgen, die Journalisten seien festgenommen worden, nachdem zwei Mitglieder der Bewegung des muslimischen Predigers Fethullah Gülen sie angezeigt hätten.
    Ankara beschuldigt die Gülen-Bewegung, hinter dem gescheiterten Putschversuch gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2016 zu stecken.
    Quelle: AFP, ZDF

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